Putsch gegen Babler: Fußi fordert SPÖ-Vorsitz
Eine starke Woche nach dem desaströsen Wahlergebnis ist die SPÖ erneut in Aufruhr. Die Obmann-Debatte war unerwartet schnell vom Tisch. Sogar Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil versicherte, "kein Öl ins Feuer" gießen zu wollen. Wer jetzt denkt, dass die SPÖ ihren internen Grabenkämpfen entwachsen ist und sich vollends auf Sondierungsgespräche einlässt, hat sich zu früh gefreut.
Fußi kandidiert für Vorsitz
Bereits gestern haben sich die Gerüchte um eine neuerliche Obmann-Debatte verdichtet. Seit heute ist es endgültig offiziell: PR-Berater Rudi Fußi fordert den SPÖ-Vorsitz. "Ich kandidiere nicht gegen jemanden, ich kandidiere für den Vorsitz der SPÖ, um diese von Grund auf zu erneuern!", kündigt er an.
Dass der PR-Berater mit dem Babler-Kurs nicht hundertprozentig einverstanden ist, daraus hat er direkt nach der Wahl schon keinen Hehl gemacht. "Wie wenig Herz und Hirn können jene haben, die das schlechteste Ergebnis der Zweiten Republik im Fernsehen bejubeln?", monierte er via X. "Das Experiment Sekte ist gescheitert. Eine Sozialdemokratie, die sich vor nichts und niemandem fürchtet, sollte den Mut haben, in den Spiegel zu schauen." Was allerdings überrascht: Fußi zählte zu den Unterstützern Bablers. Bereits am Wahltag war für ihn aber klar: So nicht: "Das erste Mal in der Geschichte der Zweiten Republik wird die SPÖ bei einer Nationalratswahl nur Dritte und verzeichnet unter Andreas Babler das schlechteste Ergebnis ihrer Geschichte. Ein kompletter Neustart ist unabdingbar. Politisch und personell."
Wie wenig Herz und Hirn können jene haben, die das schlechteste Ergebnis der Zweiten Republik im Fernsehen bejubeln?
Das Experiment Sekte ist gescheitert. Eine Sozialdemokratie, die sich vor nichts und niemandem fürchtet, sollte den Mut haben in den Spiegel zu schauen.— Rudi Fußi (@rudifussi) September 30, 2024
Kern mit an Bord?
Am Mittwoch will Fußi das Projekt "Neue Rote" vorstellen. Eine Website mit einem entsprechenden Countdown sorgt unterdessen für weiteres Rätselraten. Es wird gemunkelt, dass auch Ex-Kanzler Christian Kern mit an Bord sein könnte. Es ist nicht das erste Mal, dass ein entsprechendes Gerücht die Runde macht. Bereits 2022 wurde gemunkelt, dass Fußi zusammen mit Ex-Kanzler Christian Kern an einer gemeinsamen Partei basteln könnte.
Auch Kern hatte zuletzt am Sonntag bei "Im Zentrum" auf Veränderungen innerhalb der SPÖ gedrängt. Eine etwaige Regierungsbeteiligung seiner Person hat er auf Nachfrage als "absurd" ausgeschlossen.
Übernahme unwahrscheinlich
Dass Fußi SPÖ-Chef Babler tatsächlich ablöst, ist mehr als unwahrscheinlich. Um ihm den Vorsitz streitig zu machen, müsste Fußi mindestens zehn Prozent der Mitglieder aus mindestens vier Bundesländern hinter sich sammeln. Dabei dürfte kein Bundesland mehr als ein Drittel der Stimmen stellen. Die Hürde wurde erst am letzten Bundesparteitag im Zuge eines "Demokratisierungsprozesses" beschlossen und soll etwaige Spaß-Kandidaturen erschweren.