Lasterhafte Innovationen
Inhalt
- Kraftstoffautarkie
- E(s) rechnet sich
- Ende der Zettelwirtschaft
- Potenzialanalyse
- Vollautomatisches Fotoshooting
Der schwedische Schriftsteller August Strindberg bleibt stets mit der Gemeinde Saxen im Mühlviertel verbunden. Strindberg verbrachte dort einige Zeit seines Lebens. Und es war Strindberg, der meinte: „Jeder Segen der Zivilisation ist entweder ein Fluch oder überflüssig.“ Gut, dass sich Hubert Schlager, Inhaber von Schlager Transporte in Saxen, nicht an dieses Zitat hielt. Schlager gilt als Vorreiter der Transportbranche. 5 Prozent der gesamten E-Lkw-Flotte Österreichs steht in Saxen, vor Kurzem waren es noch 10 Prozent. „Es gibt nur rund 80 E-Lkw in Österreich“, schmunzelt der Transportunternehmer. Bald wird der Anteil weiter nach oben klettern, denn Schlager hat bereits acht weitere Zugmaschinen mit E-Antrieb geordert. Das macht selbst große Konzerne neugierig, die sich in Saxen die Klinke in die Hand geben. „Sie entdecken vor Ort das große Potenzial. Mich wundert es manchmal, warum der Durchbruch der E-Mobilität im Schwerverkehr so lange dauert.“
Kraftstoffautarkie
Schlager hat kräftig investiert. Rund 1,1 Millionen Euro flossen in die Ladeinfrastruktur. Die Lkw selbst sind dreieinhalb Mal so teuer wie herkömmliche Dieselmodelle, dennoch: „Man bekommt Förderungen. Es werden 80 Prozent des Differenzbetrags gefördert. Damit bleiben pro Lkw rund 60.000 Euro bei uns.“ Schlager räumt aber ein: „E-Mobilität in der Logistik funktioniert derzeit nur bei Depotladungen und wenn man jeden Tag zurückkehrt. Wir fahren in der Nacht, damit können wir mehr PV-Leistung am Tag nutzen.“ Getankt werden die Stromer über die eigene PV-Anlage. Eine Verdoppelung der Speicher auf 1,6 MW ist gerade in Umsetzung. „Wir erreichen einen Autarkiegrad von 57 Prozent. Seit wird im Mai die ersten Speicher in Betrieb nahmen, sind wir 185.000 km mit eigenem Sonnenstrom gefahren. Rechnet man das auf Diesel um, haben wir uns 50.000 Liter Kraftstoff gespart.“
E(s) rechnet sich
In nur einer Stunde und 45 Minuten sind die Lkw geladen. „Wenn man es schafft, an der Basis zu tanken, ist das schnell wirtschaftlich. Man spart sich CO2-Steuern am Diesel und bekommt eine 75-prozentige Mautreduktion.“ Der Breakeven beim Tanken liegt gegenüber dem Diesel bei 30 Cent pro KWh. Rar gesäte, für Lkw ausgelegte Ladesäulen verlangen da schon einmal von 45 bis zu 70 Cent. „Die Anbieter haben wenig Interesse. Es kann also sein, dass sich in Zukunft Logistiker zusammenschließen und ein eigenes Netz etablieren.“ Natürlich sind die Reichweiten ein Thema, vor allem im Winter und bei schlechten Wetterbedingungen: „Bei den Unwettern, dem starken Wind und Stürmen merken wir den vermehrten Stromverbrauch sofort. Beim Diesel fällt das nicht weiter auf.“ Daher hat Schlager auch bei den Kunden in Ladeinfrastruktur investiert, um eine eventuelle Reichweitenlücke zu schließen.
Ende der Zettelwirtschaft
Schlager war immer schon vorne dabei, auch bei der Digitalisierung. „Wir haben bereits früh auf Telematiksysteme gesetzt.“ Die Daten, ob beim Diesel- oder E-Lkw, helfen, den Transport zu optimieren und die Fahrer zu entlasten. „Es ist alles automatisiert. Der Fahrer muss maximal eine Ladung quittieren. Das System läuft dabei komplett im Hintergrund.“ Bis zu 15 Abladestationen werden pro Route angefahren. „Der Lenker muss sich nur zu den Ladepunkten navigieren lassen.“ Das hilft auch gegen den Mangel an Lenkern. „Wir haben einen Aushilfsfahrer, der 70 ist, der will sich natürlich nicht mehr mit Digitalisierung auseinandersetzen.“ Die ermittelten Daten gehen automatisch ans Controlling bzw. an die Kunden. Automatisch werden beim E-Lkw auch Updates eingespielt. Sie kommen „over the air“, sprich aus der Cloud.
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Potenzialanalyse
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Vollautomatisches Fotoshooting
Hödlmayr deckt dabei fast die gesamte Kette ab: Von der Auslieferung und Assemblierung von Neufahrzeugen bis zur Verwertung am Gebrauchtwagenmarkt. Flottenanbieter können Rückläufer bei Hödlmayr begutachten, bewerten, aufbereiten und für den Weiterverkauf über Auktionen bzw. Plattformen verkaufsfertig machen. Den gesamten Prozess können sie über eine Webplattform beobachten. Dieses „Used Car Business“ war, so Hödlmayr, kundengetrieben, so auch die vollautomatische 360-Grad-Fotobox am Ende der Prozesskette, die das Fahrzeug von seiner besten Seite zeigt. „Es ist unser Anspruch, so breit wie möglich die Kundenbedürfnisse abzudecken.“