Landesbudget: Impuls gegen die Krise
Inhalt
- Trend am Arbeitsmarkt dreht sich
- Belebung der Wirtschaft
- In Zukunftsfelder investieren
- „Mehr PS“ für den Standort
Der Insolvenzantrag des Motorradherstellers KTM rund um den Industriellen Stefan Pierer erwischte auch Oberösterreichs Landesregierung am falschen Fuß. „Wir waren alle vom Ausmaß und von dem Tempo des Niedergangs überrascht. Allerdings gehen wir mit dem Insolvenzverwalter davon aus, dass eine so starke Marke weitergeführt werden kann – auch mit finanzieller Hilfe des bisherigen Eigentümers“, sagte Wirtschafts-Landesrat Markus Achleitner im Rahmen einer Pressekonferenz zum Thema „Standortressort-Budget“. Die nächsten Wochen ist Krisenmanagement angesagt. Es gehe jetzt darum, die Existenz der Mitarbeiter zu sichern und Dominoeffekte bei den Zulieferbetrieben zu vermeiden. Banken haben nach Gesprächen Hilfe in Form von Überbrückungsfinanzierungen für Lieferanten zugesagt. Was die Zukunft der 3.500 KTM-Mitarbeiter betrifft, handle man in engem Kontakt mit den Sozialpartnern und dem AMS. Neben arbeitsmarktpolitischen Instrumenten wie Stiftungsmodellen ist die sogenannte Job-Drehscheibe ein wichtiges Thema. Diese Plattform ist eine Chance für freigestellte Mitarbeiter, direkt zu Unternehmen zu wechseln, die Personal suchen. Derzeit sind im Innviertel rund 3.000 offene Stellen gemeldet.
Trend am Arbeitsmarkt dreht sich
Dass Österreich nun in das dritte Jahr einer Rezession mit einem Rekord an Unternehmenszusammenbrüchen steuert, hinterlässt Spuren in den öffentlichen Haushalten und am Arbeitsmarkt. Betriebe haben zuletzt viel in den Aufbau der Belegschaft investiert, nun kehrt sich dieser Trend um. So hatte etwa der Wechselrichter-Hersteller Fronius rund 3.000 Mitarbeiter am Höhepunkt der Nachfrage beschäftigt, inzwischen wurden 1.000 Mitarbeiter wieder abgebaut. Es wundert daher nicht, dass die Arbeitslosigkeit aktuell in den Industriebundesländern mit knapp 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr am stärksten steigt. Mit 4,9 Prozent hat Oberösterreich laut Novemberzahlen des AMS zwar die niedrigste Arbeitslosenquote aller Bundesländer – dieser Wert wird im nächsten Jahr nicht zu halten sein, prognostiziert der Wirtschafts-Landesrat. Das Land will daher mehr Geld für Qualifikationsmaßnahmen bereitstellen, denn es gibt noch mehr als 20.000 offene Stellen.
Belebung der Wirtschaft
Geld ist auch zur Belebung der Wirtschaft vorgesehen. „Wir glauben, dass die öffentliche Hand ein wesentlicher Stimulator der Konjunktur sein kann und sein muss“, sagt Achleitner. Zwei Konjunkturprogramme aus vergangenen Krisenzeiten bilden auch einen Schwerpunkt der Investitionen des Landeshaushalts 2025. Mit dem OÖ Zukunftsfonds, dotiert mit 210 Millionen Euro, werden alle Bereiche der ökologischen und der digitalen Transformation gefördert. Im sogenannten Oberösterreich-Plan, einem Sonderkonjunkturprogramm, sind 115 Millionen Euro für Investitionen abgestellt, die insbesondere in Krankenanstalten, in die Infrastruktur, in Sozialeinrichtungen sowie in den Arbeitsmarkt fließen sollen. Wohnbau, Schulbau, Kindergärten und Straßenbau – alles in allem sollen 2025 rund 1,3 Milliarden Euro direkte Investitionen vor allem in die Bauwirtschaft fließen. Diese meldet erste positive Signale auf niedrigem Niveau, auch dank der im Juni beschlossenen günstigen Wohnbauförderung des Landes, die inzwischen von rund 700 Häuslbauern genutzt wird. Einen weiteren positiven Effekt erwartet man sich vom absehbaren Ende der KIM-Verordnung. Die strengen Kreditvergaberegeln für private Häuslbauer laufen Mitte des nächsten Jahres aus.
In Zukunftsfelder investieren
Mehr Mittel stehen dem „Standortressort“ mit 442 Millionen Euro (+ 4,5 Mio. Euro) zur Verfügung. Wohin fließt das Geld? 110 Millionen Euro werden für Arbeitsmarkt, Wirtschaftsförderungen, Digitalisierung und Tourismus aufgewendet. 103 Millionen stehen für Wissenschaft und Forschung zur Verfügung. Konkrete Förderschwerpunkte sind zum Beispiel die Kreislaufwirtschaft oder Future Mobility. „Wir werden unsere gesamte Wirtschaft in den nächsten Jahren ins Kreislaufwirtschaftssystem überführen müssen. Ein enorm wichtiges Thema. Wir haben vor zwei Jahren auch ordentlich darum gekämpft, dass BMW seine Produktion für den zukunftsweisenden Elektro-Antrieb in Steyr errichtet. Auch das AVL Tech Center ist in Steyr dazugekommen, wo die Mobilität der Zukunft entwickelt wird“, erläutert Achleitner. Allein am Automobil-Sektor hängen in Oberösterreich 300 Firmen und 20 Milliarden Euro an Wertschöpfung. Wasserstoff-Offensive, Energiewende, künstliche Intelligenz: „Wir investieren bewusst in jene Zukunftsfelder, wo Wettbewerbsvorteile vorherrschen, und davon gibt es gerade in Oberösterreich nicht wenige“, erklärt Markus Achleitner.
„Mehr PS“ für den Standort
Achleitner hofft indes auf einen raschen und erfolgreichen Abschluss der Koalitionsverhandlungen in Wien: „Der Wirtschaftsmotor in Österreich braucht wieder mehr PS. Ich habe allerdings nicht das Gefühl, dass der Ernst der Lage bei allen Teilnehmern der Regierungsverhandlungen angekommen ist. Wir brauchen dringend Leistungs- und Investitionsanreize wie Investitionsfreibeträge oder Investitionsprämien. Wir müssen runter mit bürokratischen Auflagen. Daher ist es hoch an der Zeit für konkrete Maßnahmen, um für eine Aufbruchstimmung zu sorgen.“ Trotz angespannter Finanzlage plant das Land, wichtige Impulse zu setzen