Im digitalen Goldrausch
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Während seiner ersten Amtszeit twitterte der designierte US-Präsident Donald Trump noch, dass unregulierte Krypto-Vermögenswerte illegale Handlungen erleichtern. Und auch 2021 bezeichnete der Republikaner die führende Krypto-Währung Bitcoin als Betrug. Heute feiert man Trump in der Szene als „Krypto-Präsidenten“. Was hat sich geändert? Zuerst haben er und seine Frau Melania Trump viel Geld mit dem Verkauf von sogenannten Non-Fungible Tokens, kurz NFTs, verdient. Diese basieren wie Krypto-Währungen auf der Blockchain-Technologie. Nachdem sich Trump im Wahlkampf positiv zu Krypto äußerte, unterstützte die Community ihn mit 140 Millionen Dollar. Wenig verwunderlich, dass der Wahlsieg des Republikaners die Kurse in schwindelerregende Höhen trieb. Während der Wert eines Bitcoins am Tag vor der Wahl noch unter 70.000 US-Dollar lag, überschritt er Anfang Dezember die magische 100.000er-Marke. Andere Krypto-Währungen wie Ethereum zogen dabei im Windschatten mit.
Bitcoin-Reserven
Was bedeutet das für die Zukunft von Bitcoin und Co.? Krypto-Investoren hatten wohl Dollar-(oder eher Bitcoin-) Zeichen in den Augen, nachdem Trump ankündigte, eine staatliche Reserve in Bitcoin anzulegen. Eine klare Anspielung auf die Goldreserven der USA, die Mitte des Jahres 8.133,5 Tonnen des Edelmetalls umfassten. Der Brückenschlag zu Gold ist vermutlich kein Zufall, denn die Vorteile von Gold werden auch in der Krypto-Szene sehr geschätzt und so wie Bitcoin dient es vorwiegend als Wertspeicher. Die Entkoppelung des US-Dollars von Gold durch Richard Nixon nennen manche Krypto-Fans auch als einen Grund ihres Misstrauens gegenüber staatlichen Währungen. Aber Bitcoin ist nun mal nicht Gold, das lässt bereits die Volatilität erahnen. Außerdem ist Bitcoin als zweite Währungsreserve neben dem Dollar für die USA wenig zielführend. Denn selbst wenn Bitcoin als Tauschmittel allgemein anerkannt wäre, schwanken die Bitcoin-Kurse zu stark und auch die geringe Liquidität der Cyber-Devise könnte ein Problem darstellen. Nichtsdestotrotz hat der Vorstoß Trumps auch Politiker in anderen Ländern wie Brasilien für eine Bitcoin-Reserve inspiriert. Die in der Krypto-Szene bekannte „Fear of missing out“ – auf Deutsch die „Angst, etwas zu verpassen“ – kann also auch ganze Staaten erfassen.
Währung der Rechten?
Die Debatte um Krypto-Währungen erhielt bereits vor Trumps zweitem Wahlsieg einen gesellschaftspolitischen Spin. Im heurigen August stellte „Die Presse“ in einem Artikel die Frage: „Können politisch Linke Bitcoin mögen?“ Die Krypto-Website BTC-Echo leitete bereits Anfang dieses Jahres einen Beitrag damit ein, Bitcoin zu einem „Feindbild“ für Linke zu erklären. Doch woher kommt diese vermeintliche Aneignung von Krypto durch Rechte? Zum einen ist Bitcoin dezentralisiert und von keiner Zentralbank abhängig. Das freut nicht nur Anarcho-Kapitalisten wie den argentinischen Präsidenten Javier Milei, sondern auch jene, die öffentlichen Institutionen ohnehin skeptisch gegenüberstehen … und das sind nicht nur in den USA immer mehr Rechtskonservative. Zum anderen können sich Linke mit Bitcoin weniger anfreunden, da diesem Ressourcenverschwendung vorgeworfen wird. Nachhaltigere Alternativen gibt es aber auch im Crypto Space. Die tendenzielle Vereinnahmung von Krypto-Währungen durch Rechte und deren Ablehnung durch Linke ist Fakt und die zunehmende Polarisierung der Gesellschaft wirkt sich auch auf Bitcoin aus. Dabei sind Bitcoin und Co. jedoch komplett unpolitisch. Zumindest so lange, bis Entscheidungsträger zu Krypto-Spekulanten werden und ihren Einfluss nutzen, um Kurse zu manipulieren.