In Trump we trust
Inhalt
- Warnungen und Optimismus
- Gute Stimmung in den USA
- Amtswechsel als Herausforderung
- Strategische Stärkung geplant
"America First“ … Donald Trumps Leitspruch könnte Handelsbeschränkungen – Stichwort „Zölle auf ausländische Waren“ – bedeuten. Diese sollen die US-Betriebe schützen, neue Arbeitsplätze sichern und das Handelsbilanzdefizit, das 2023 1.065 Milliarden Euro betrug, verringern. Die geplanten Vorhaben Trumps könnten auch Oberösterreichs Wirtschaft empfindlich treffen. Immerhin sind die USA – hinter der EU – der zweitwichtigste Exportmarkt für Oberösterreichs Unternehmen. So betrug der Wert der oberösterreichischen Exporte in die USA 2023 rund 4,1 Milliarden Euro. Demgegenüber standen Importe im Wert von etwa 1 Milliarde Euro.
Warnungen und Optimismus
Dass auf die heimische Wirtschaft raue Zeiten zukommen könnten, das sieht auch Doris Hummer, Präsidentin der Wirtschaftskammer Oberösterreich: „Wenn die Ankündigungen des zukünftigen Präsidenten tatsächlich umgesetzt werden, dann bedeutet dies im Endeffekt sinkende Exportmengen in die USA. Jedenfalls gilt es, die Situation zu beobachten, aber zugleich auch Ruhe zu bewahren. Zum einen gehen wir aktuell davon aus – und wissen dies auch aus der letzten Trump-Präsidentschaft –, dass nicht alle Exportprodukte betroffen sein werden, und zum anderen wissen wir auch, dass in der Langfristbetrachtung etwaige Zölle auf Einfuhren aus den verschiedensten Ländern für die USA selbst auch negative Auswirkungen haben werden.“ Optimistisch in die Zukunft blickt man im Zusammenhang mit Trumps Präsidentschaft bei der Pöttinger Landtechnik GmbH in Grieskirchen. „Unsere Einschätzung ist, dass es keine Zölle auf unsere Produkte geben wird. Es wird eher Wirtschaftsbereiche treffen, in denen die USA mit anderen Nationen große Handelsdefizite haben. Da der Landwirtschaftsbereich ein großer Exportbereich für die USA ist, sollte hier keine Gefahr für Zölle sein. In der letzten Periode von Trump wurden in der Landtechnik auch keine Zölle eingeführt. Es könnte allerdings ‚Sanktionen‘ für Unternehmen geben, die ihre Produktion von den USA ins Ausland verlegen wollen. Trump will bei solchen Plänen hart gegen diese Firmen vorgehen. Im Wahlkampf hat Trump zum Beispiel John Deere wegen Plänen zur Produktionsverlagerung nach Mexiko attackiert“, erklärt Gregor Dietachmayr, Sprecher der Geschäftsführung. Pöttinger hat seit 2008 einen Standort in Valparaiso, Indiana. Der Standort ist ein reiner Vertriebs- und Servicestandort mit einem Zentrallager für Maschinen und Ersatzteile. Derzeit sind dort 17 Mitarbeiter für Vertrieb, Service und Ersatzteilversorgung beschäftigt. Dietachmayr hofft auch auf einen Aufschwung im Agrarsektor: „In der letzten Amtszeit von Präsident Trump erfuhr die Landwirtschaft eine große Unterstützung vonseiten der Regierung. Dies erhoffen sich unsere Kunden auch für die folgende Periode, was am Ende auch uns als Hersteller zugutekommen würde. Es bleibt zu hoffen, dass auch wirklich keine Strafzölle für europäische Produkte kommen.“ Dass die USA für das Grieskirchner Unternehmen ein relevanter wirtschaftlicher Faktor sind, zeigt sich auch in den Zahlen. Dietachmayr: „Im letzten Geschäftsjahr erwirtschaftete Pöttinger in den USA einen Umsatz von rund 30 Millionen Euro, was ca. sechs Prozent des Gesamtumsatzes ausmacht.“
Gute Stimmung in den USA
Nordamerika ist auch für die Keba Group AG ein ganz wichtiger Markt. Besonders Lösungen für den Maschinen- und Anlagenbau aus Oberösterreich sind wohl auch in Zukunft gefragt: „Bei unserem kürzlichen Besuch der amerikanischen Westküste konnten wir uns im Dialog mit einigen Partnern ein Bild der Stimmung im Land machen. Ganz im Gegenteil zu Österreich und Europa wird hier seitens der Unternehmen nicht darauf gewartet, dass die Politik die Lösungen für konjunkturelle oder andere Herausforderungen bringen soll. Große Tech-Unternehmen agieren selbstbewusst, nehmen ihr Schicksal selbst in die Hand und man bekommt den Eindruck, dass es hier wenig Rolle spielt, ob nun Republikaner oder Demokraten an der Macht sind oder wer im Weißen Haus regiert“, berichtet Christoph Knogler, CEO der Keba Group AG, und erklärt: „Durch die Anstrengungen der USA, Wertschöpfung zurück ins Land zu holen, wird unser Standort im Bundesstaat Indiana nun sukzessive interessanter. So prüfen auch wir aktuell, wie wir unsere Aktivitäten sinnvoll ausbauen können.“
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Amtswechsel als Herausforderung
Zurzeit produziert Keba noch nicht in den USA, gefertigt werden die Produkte an den europäischen Firmenstandorten. Doch was, wenn Trump die Zölle tatsachlich erhöht? „Sollten die Zölle uns betreffen, hätten wir gegenüber lokalen Marktbegleitern einen Nachteil. Wir würden uns dann rascher als geplant mit den Möglichkeiten einer lokalen Fertigung in den USA beschäftigen“, sagt Knogler und erläutert weiters: „In der zweiten Amtszeit von Donald Trump sehen wir leider wenig Chance, dass die Verhandlungen über TTIP wieder aufgenommen werden. Ein Freihandelsabkommen zwischen Europa und den USA wäre aus unserer Sicht jedenfalls sinnvoll.“
Für Knogler bringt der Amtswechsel in Washington eine spezielle Herausforderung mit sich: „Donald Trump verfolgt eine ganz klare ‚America First‘-Linie und wird versuchen, die US-Wirtschaft zu stärken. Wir hoffen, dass sich die EU an diesem Zugang ein Beispiel nehmen wird, um den Industrie- und Wirtschaftsstandort abzusichern und nachhaltig zu steigern.“
Strategische Stärkung geplant
Die FACC AG hat bereits seit dem Jahr 1999 einen Standort in den USA. In den Niederlassungen in Wichita (Kansas) und Melbourne (Florida) sind heute über 70 Mitarbeiter beschäftigt, die für in den USA ansässige Kunden der FACC im Bereich der Wartung, Reparatur und Überholung von Winglets und Flugzeugkomponenten tätig sind. „Zahlreiche Komponenten oder Produkte für die Luftfahrtindustrie werden in vielen Fällen weltweit nur von einem oder wenigen Unternehmen produziert. Auch die FACC AG fertigt Komponenten, die von keinem anderen Unternehmen der Welt hergestellt werden. US-Strafzölle auf Flugzeugteile würden natürlich keine US-Unternehmen treffen, allerdings würden sich durch die Einführung von Zöllen auch deren Produkte verteuern. Aufgrund unserer US-Standorte könnten wir den einen oder anderen Nachteil ausgleichen. Strategisch werden wir diese Standorte weiter stärken“, sagt Robert Machtlinger, CEO von FACC, der erhellt: „Die FACC hat im Geschäftsjahr 2023 mit Kunden in den USA ca. 100 Millionen Euro umgesetzt. Das entspricht ca. 15 Prozent des Gesamtumsatzes bei Produkten.“