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Josef Pröll
Pröll wird neuer Vorsitzender des österreichischen Fußballbundes.
Pröll wird neuer Vorsitzender des österreichischen Fußballbundes.
Philipp Horak / VGN Medien Holding / picturedesk.com

Knalleffekt: Ex-Vizekanzler wird ÖFB-Präsident

10.04.2025 um 08:43, Marcel Toifl
2 min read
Der ÖFB trifft eine Entscheidung, die nicht absehbar war. Josef Pröll übernimmt den Vorsitz. Der frühere Vizekanzler will jetzt für Ruhe im Verband sorgen.

Die Suche nach einem neuen Präsidenten für den Österreichischen Fußballbund (ÖFB) hat mit einer faustdicken Überraschung geendet. Der ÖFB-Wahlausschuss hat sich am Mittwochabend nach über drei Stunden Verhandlung in einem Wiener Hotel auf Ex-Vizekanzler Josef Pröll geeinigt. Offiziell gewählt wird er am 18. Mai bei der Generalversammlung in Bregenz. Nach einer geplanten Strukturreform wird er dann den Titel „Aufsichtsratsvorsitzender“ tragen.

Überraschende Entscheidung

Josef Pröll setzte sich im Gremium einstimmig durch. „Wir haben vier Kandidaten vorgestellt und diskutiert. Alle wären geeignet gewesen. Schließlich haben wir uns auf einen geeinigt“, sagte Martin Mutz, Vorsitzender der Wahlkommission gegenüber dem ORF. Weitere Kandidaten waren Brigitte Annerl, Christian Jauk und Johannes Wutzlhofer.

Erste Reaktion von Pröll

Der 56-jährige frühere ÖVP-Obmann zeigte sich in einer ersten Stellungnahme überrascht: „Der Wahlausschuss ist zu meiner Überraschung aktiv auf mich zugekommen, ich musste dann aus meiner beruflichen Situation heraus klären, ob es möglich ist, dieses Amt anzunehmen. Dann wurde ich heute informiert, dass die Wahl auf mich gefallen ist, was mich ehrt und wo ich mich auch verpflichtet fühle.“

Bis zur offiziellen Wahl möchte Pröll keine Interviews geben, er stellte jedoch klar: „Aus meiner Sicht ist es wichtig, dass wir absolute Ruhe in den ÖFB bringen, um einen maximalen sportlichen Erfolg zu garantieren. Es steht mit der WM-Qualifikation eine herausfordernde Periode an, deshalb geht es jetzt darum, mit Ruhe und Klarheit die richtigen Signale zu senden.“

Ruhe als Hauptziel

Pröll nahm an der Sitzung nicht teil, da er in Brüssel an einer Podiumsdiskussion teilnahm. Seine Anliegen übermittelte er vorab an Mutz: „Es geht ihm in einem ersten Schritt vor allem darum, die Einigkeit nach außen zu stärken und eine gewisse Ruhe in den ÖFB reinzubringen“, so der Kärntner Landesverbandspräsident.

So lief die Wahl ab

„Er wurde von einem Mitglied des Wahlausschusses vorgeschlagen und daraufhin von mir kontaktiert. Er hat sich darüber sehr gefreut und es als Ehre empfunden“, erklärte Mutz. „Er war überrascht, als wir auf ihn zugekommen sind. Er hat sich nicht angeboten oder aufgedrängt. Er hat sich bereiterklärt, in dieser doch etwas schwierigen Phase für den ÖFB zur Verfügung zu stehen. Für ihn spricht – wenn man den Lebenslauf anschaut – sehr viel.“

Mutz betonte, dass es keine Gegenstimme gegeben habe. Ob sich Mitglieder enthalten haben, wollte er nicht bestätigen, aber auch nicht dementieren.

Wutzlhofer als Stellvertreter

Johannes Wutzlhofer wird als Vizeaufsichtsratsvorsitzender fungieren. Ein zweiter Stellvertreter wird von der Liga nominiert – dieser steht noch nicht fest.

Vom Politiker zum Funktionär

Pröll war von 2008 bis 2011 Bundesparteiobmann der ÖVP sowie Finanzminister und Vizekanzler. Nach einer Lungenembolie zog er sich aus der Politik zurück. Seit 2014 leitet er als Generaldirektor den Konzern Leipnik-Lundenburger. Zudem war er zwischen 2018 und 2021 Vizepräsident der Wiener Austria.

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