ÖFB zerstritten: Jetzt auch Rangnick unter Beschuss
Im Österreichischen Fußballbund brodelt es erneut. Während sich Fans über mehr als 25.000 verkaufte Tickets für den WM-Qualifikationsauftakt gegen Rumänien freuen, geraten Funktionäre in scharfe Kritik an Teamchef Ralf Rangnick. Präsidenten und Interimschefs melden sich zu Wort – mit deutlichen Worten.
Kritik an Rangnick
Der Niederösterreichische Fußballpräsident Johann Gartner fordert vom ÖFB-Teamchef neue Impulse. Im Nachrichtenmagazin Profil stellt er fest: „Nüchtern betrachtet sind wir mit Rangnick nicht weiter als unter Foda. Seine Spielweise ist ausrechenbar. Mir fehlen die Tore und die Ergebnisse. Ich erwarte mir vom Teamchef neue Ideen.“
Auch Interimspräsident Wolfgang Bartosch kritisiert Rangnick offen und sagt gegenüber dem Profil: „Rangnick ist sehr schwierig. Ich versuche den Kontakt aufrechtzuerhalten, aber er setzt immer eigene, unberechenbare Schritte.“ Hintergrund der jüngsten Spannungen ist unter anderem Rangnicks Absage eines geplanten Medientermins im Rahmen der Gleichenfeier des neuen ÖFB-Campus in Wien-Aspern.
Bartosch rudert zurück
Im ORF relativiert Bartosch seine Aussagen. „Rangnick steht außer Frage“, erklärt er und verweist auf wiederkehrende mediale Zuspitzungen vor wichtigen Sitzungen. „Hier sind ganz bewusst gewisse Kritikpunkte in den Vordergrund gestellt worden.“
Zugleich betont er, dass der Fokus des Verbandes auf der Qualifikation für die Weltmeisterschaft liege: „Wir wollen uns für die WM qualifizieren und sollten dafür alle an einem Strang ziehen.“
Auch Gartner tritt im ORF auf und stellt klar: „So wie er kritische Meldungen macht, muss es auch zulässig sein, dass sich andere Gedanken machen. Wie zum Beispiel über die finanzielle Situation des ÖFB.“ Er spielt damit auf das Verpassen des Nations-League-Aufstiegs und die damit verbundenen Einnahmenverluste von rund fünf Millionen Euro an.
Reformpläne beim ÖFB
Am Freitag tagt der ÖFB-Wahlausschuss. Christian Jauk, derzeit Präsident von Sturm Graz, gilt als Favorit für die ÖFB-Spitze. Interimspräsident Bartosch steht für eine weitere Amtszeit nicht mehr zur Verfügung.
Neben der Personalfrage steht auch eine umfassende Strukturreform im Raum. Das bisherige Präsidium soll in einen Aufsichtsrat umgewandelt werden. Ein Chief Executive Officer (CEO) soll künftig die operative Führung übernehmen. Die finale Entscheidung darüber fällt voraussichtlich am 18. Mai bei einer Sitzung in Bregenz.
Wie es weitergeht
Trotz der internen Spannungen bleibt Rangnick zumindest offiziell unangefochten. Am 7. Juni soll er das Nationalteam im Ernst-Happel-Stadion beim Qualifikationsspiel gegen Rumänien betreuen. Bartosch stellt klar: „Rangnick wird von uns aus auf jeden Fall auf der Bank sitzen.“
Ein offizielles Interesse von Borussia Dortmund am Teamchef, wie zuletzt medial kolportiert, weist der ÖFB zurück. „Dem ÖFB ist das nicht bekannt, auch der Teamchef hat sich nicht an uns gewandt“, so Bartosch. Für den Verband bleibt das Ziel klar: Eine erfolgreiche Qualifikation für die Fußball-Weltmeisterschaft.