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Gregoritsch jubelt über den Anschlusstreffer gegen die Türkei
Am Platz hat Österreich Kampfgeist und Durchhaltevermögen demonstriert.
Am Platz hat Österreich Kampfgeist und Durchhaltevermögen demonstriert.
GEORG HOCHMUTH / APA / picturedesk.com

EM-Aus: Darum sind wir trotzdem stolz auf unsere Burschen!

03.07.2024 um 10:55, Anna Kirschbaum
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Für Österreich hat der EM-Traum gestern ein jähes Ende gefunden, galt die Türkei doch als bezwingbar. Fünf Gründe, warum wir trotzdem stolz auf unser Team sind.

Das Turnier mag die Nationalelf verloren haben, weltweit hat das Rangnick-Team aber die Herzen von Millionen Fans gewonnen. Schon lange war Österreich nicht mehr so begeistert bei einem Turnier dabei. Wochenlang hat das Land in einer echten Euro-Euphorie geschwelgt. Auch wenn der Zauber jetzt ausgerechnet gegen die als unterlegen eingeschätzte Türkei ein Ende gefunden hat – fünf Gründe, warum wir trotzdem stolz auf unsere Burschen sind.

1. Spiele, die Spaß gemacht haben

Österreich hat sich in diesem Turnier wirklich nicht verstecken müssen. Während Top-Mannschaften wie England und Belgien ihrer Favoritenrolle nur mit Müh' und Not gerecht wurden, hat Underdog Österreich mit offensivem und beherztem Spielstil Fußball auf Topniveau geboten. Der aktive, schnelle Spielstil hat weit über die Grenzen der Alpenrepublik hinaus begeistert. Ralf Rangnick ist es gelungen, aus einem Kader starker Einzelspieler eine funktionierende, harmonische Mannschaft zu formen, die am Platz perfekt miteinander harmoniert.

"Es waren vier unterhaltsame Spiele", bewertet er die Leistung seiner Mannschaft. "Dagegen gab es andere Spiele, die ich im Fernsehen gesehen habe, wo ich Mühe hatte, mich wach zu halten."

2. Kampfgeist

Als Credo hat er "kühlen Kopf und heiße Herzen" ausgerufen – und seine Elf hat sich bewundernswert daran gehalten. Sei es das unglückliche 0:1 gegen Frankreich oder die emotionale Achterbahnfahrt beim 3:2 gegen die Niederlande: Österreich hat Durchhaltevermögen bewiesen. Spieler wie Stefan Posch und Michael Gregoritsch haben in schwierigen Situationen weiter geglänzt. Unerbittlich hat sich die Mannschaft immer wieder ins Spiel zurückgekämpft.

Auch gegen die Türkei haben unsere Burschen bis zur letzten Minute alles gegeben. Besonders in den letzten Minuten der bitteren Partie haben sie alles nach vorne geworfen, um den Ausgleich zu erzielen – wenn letztlich auch vergeblich.

3. Große Gefühle und erhobenes Haupt

Das 2:1 gegen die Türkei war wohl die schmerzhafteste Niederlage, die unsere Kicker je einstecken mussten. Emotional mitgenommen, beschreibt die Gefühlslage nicht mal annähernd. Trotzdem sind sie im Anschluss an das Spiel tapfer vor die Kamera getreten – teils mit Tränen in den Augen. "Wir haben sicher nicht unser bestes Spiel gemacht, aber hätten die Partie trotzdem gewinnen können", befand Christoph Baumgartner.

Baumgartner hatte es besonders bitter getroffen: Seine gigantische Kopfballchance in der letzten Minute hat Goalie Günok spektakulär pariert. Experten haben berechnet, dass ein solcher Schuss in 94 von 100 Fällen im Netz landet. "Das war eine der besten Paraden, die ich live am Platz gesehen habe. Man muss dem türkischen Tormann echt Anerkennung zollen, das war für mich eigentlich ein sicheres Tor", sagt Michael Gregoritsch nach dem Spiel.

4. Kante gegen Rechts

Und nicht nur das: Gregoritsch nützt sein erstes Interview für einen dringenden Appel: "Wir sollten uns ganz weit entfernen von rechtem Gedankengut und wissen, wie wichtig es ist, dass wir alle gleich sind, dass wir alle für unser Land da sind und für eine Sache so brennen könne", so der Freiburg-Leginär. "Wie im Fußball, man kann vereint sein, und auf jeden einzelnen Mensch stolz sein."

Die Ansage kommt nicht von ungefähr. Österreichische Fans sind vor dem Spiel mit rassistischen Schlachtgesängen aufgefallen. Unter anderem haben sie in Leipzig zu "L'Amour toujours" von Gigi D'Agostino "Ausländer raus" skandiert. Nicht viel besser ging es bei den türkischen Schlachtgesängen zu. Doppeltorschütze Merih Demiral droht sogar eine EM-Sperre. Er hat am Spielfeld bei seinem Torjubel den rechtsextremen Wolfsgruß gezeigt. In Österreich ist die Geste verboten.

Ganz anders unsere Jungs: Teamchef Rangnick hatte vor einigen Tagen anlässlich mehrerer Vorfälle vor dem Erstarken des Rechtsextremismus in Europa gewarnt. Seine Haltung hat er klargemacht: "Ich glaube, wir leben in einer bewegten Zeit, in der man nicht mehr sagen kann: Das eine ist Sport und das andere ist Politik und die zwei Dinge haben nichts miteinander zu tun."

5. Die Hoffnung lebt

Für Österreich ist das Sommermärchen zwar zu Ende, aber wie auch Trainer Rangnick weiß: Nach der EM ist vor der WM. Bereits im September stehen für das Nationalteam die nächsten Spiele auf dem Plan. In der Nations League trifft die Rangnick-Elf ab September auf Norwegen, Slowenien und Kasachstan. Im März 2025 startet dann die Qualifikation für die WM 2026 in den USA, Mexiko und Kanada. "Wenn wir so spielen, wie wir jetzt diese vier Spiele gespielt haben, haben wir auch sehr gute Chancen, uns für die Weltmeisterschaft zu qualifizieren", ist Rangnick sicher.

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