Kindergarten-Wahlkampf: XXXLutz legt mit neuem Video nach

Der aktuelle Werbespot von XXXLutz kommt ausnahmsweise ohne die Familie Putz aus. Als Vorlage für die neue Kampagne haben sich die Werbefachleute des Möbelhauses ausgerechnet an der Politik abgearbeitet – mit Erfolg. Die Videos sind in den sozialen Medien viral gegangen. Jetzt hat die Kette mit einem zweiten Teil nachgelegt.

Bereits der erste Spot war ein voller Erfolg. Die Spitzenkandidaten der Nationalratsparteien werden als Kleinkinder persifliert. Herbert Kickl thront glücklich auf seinem Schaukelpferd, während die pinke Frontfrau Beate Meinl-Reisinger ungehört ihr Mikro umklammert. Grünen-Chef Werner Kogler postet vergeblich in ein Windrad. Kanzler Karl Nehammer patzt sich beim Burger-Essen ausnahmsweise selbst an. Und SPÖ-Boss Andreas Babler kommt in seinem Spielzeugauto einfach nicht vom Fleck. Das ganze ohrwurmmäßig hinterlegt mit der Melodie vom Bi-Ba-Butzemann und dem Text:

Der Wahlkampf ist ein Kindergarten, jeder patzt einen jeden an
Der Wahlkampf ist ein Kindergarten, jeder redet einen Schmarrn
Es wird nur gestritten, auf Blödsinn rumgeritten
Der Wahlkampf ist ein Kindergarten, reiß ma uns doch zam

In der begleitenden Social Media-Kampagne kommen die Kindergarten-Kandidaten auch zu Wort. "Wie wichtig ist Ihnen Klimaschutz?", will Lutz von seinen Mini-Wahlkämpfern wissen. Einen Gastauftritt hat diesmal auch Bierpartei-Chef Dominic Wlazny – viel zu sagen zum Thema hat er aber nicht.

Danke #xxxlutz 😂 pic.twitter.com/J7nc0w85Kq— Gatschrunner (@gatschrunner) September 12, 2024

Bei den meisten kommen die an den Wahlkampf angelehnten Clips gut an. Wie immer gibt es aber auch zahlreiche Boykott-Aufrufe, häufig gepaart mit den Worten "Schwachsinn" und "cringe" (sinngemäß "peinlich").

Eine nennenswerte Reaktion gab es von offizieller wie unerwarteter Seite. Nein, es waren nicht die wahlwerbenden Parteien, die sich über die Persiflage echauffiert haben. Die Kindergarten-Pädagogen sind angesichts des Spots auf die Barrikaden gegangen.

"Traurig, dass XXXLutz den Kindergarten mit seiner Werbung derart verunglimpft. Seit Jahrzehnten kämpfen Elementarpädagog:innen um Wertschätzung für ihre wichtige Arbeit und die Anerkennung als Bildungsinstitution", so etwa Pädagogin Ulrike Porod via X. "Mit diesen Werbespots werden er und sein Bildungsauftrag extrem abgewertet (nur gestritten, auf Blödsinn rum geritten). Da gibt's nichts zu danken."

Die Sprecherin des Netzwerks für elementare Bildung (NEBÖ) Natascha Taslimi hat den Spot gar als "Diffamierung der Bildungsarbeit im Kindergarten" bezeichnet. Bedauerlicherweise sei der Wahlkampf eben genau kein Kindergarten, da dort respektvolles Gespräch und Emotionsregulation vermittelt würden. Von XXXLutz hat sie eine Entschuldigung bei den Elementarpädagogen gefordert, der Werbeagentur hat sie unterdessen eine Weiterbildung in Elementarbildung vorgeschlagen.

Traurig, dass #xxxlutz den Kindergarten mit seiner Werbung derart verunglimpft. Seit Jahrzehnten kämpfen Elementarpädagog:innen um Wertschätzung für ihre wichtige Arbeit und die Anerkennung als Bildungsinstitution. Mit diesen Werbespots werden er und sein Bildungsauftrag extrem— Ulrike Porod (@up120777) September 12, 2024

Mittlerweile sind auch etliche Beschwerden beim Werberat eingegangen. Dieser sieht aber keine Notwendigkeit zum Einschreiten. Die Persiflage sei deutlich erkennbar, etwas als "Kindergarten" zu bezeichnen, durchaus üblicher Sprachgebrauch. Einen kleinen Rüffel gab es aber dennoch: Wie die Salzburger Nachrichten berichten, sollen einige Werberäte aber mehr Sensibilität gefordert haben. Werbung trage gegenüber Demokratie Verantwortung, eine sensiblere Darstellung sei angebracht. Lutz-Marketingchef Thomas Saiger bezeichnet die Kampagne laut SN hingegen als beste, die er je gemacht habe. "Politiker sollten sich eben nicht wie Kinder verhalten", hält er gegenüber Horizont fest.

Dieser Artikel wurde zuletzt am 19.09.2024, 0830 Uhr aktualisiert.