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Karl Mahrer (ÖVP) am Sonntag, 27. April 2025, anlässlich einer Fernsehdiskussion zur Wien-Wahl im Rathaus in Wien.
Der Druck auf ÖVP-Spitzenkandidat Karl Mahrer wächst nach dem desaströsen Ergebnis bei der Wien Wahl 2025.
Der Druck auf ÖVP-Spitzenkandidat Karl Mahrer wächst nach dem desaströsen Ergebnis bei der Wien Wahl 2025.
HELMUT FOHRINGER / APA / picturedesk.com

ÖVP stürzt ab: Karl Mahrer vor Rücktritt?

27.04.2025 um 20:20, Stefanie Hermann
2 min read
Die ÖVP ist bei der Wien Wahl 2025 massiv abgestürzt. Sie hat mehr als die Hälfte der Wähler verloren. Muss ÖVP-Spitzenkandidat Karl Mahrer jetzt zurücktreten?

Die Wiener ÖVP hat bei der Wien-Wahl 2025 ein schweres Debakel erlitten. Nur wenige Stunden nach Schließung der Wahllokale werden erste Rücktrittsspekulationen um Landesparteiobmann Karl Mahrer laut. Trotz vorheriger Zuversicht, sogar in Koalitionsverhandlungen mit der SPÖ zu treten, ist der dramatische Absturz jetzt fix. „Wir sind definitiv regierungsfähig”, versucht ÖVP-Landesgeschäftsführer Peter Sverak nach Veröffentlichung der ersten Trendprognose Zweckoptimismus zu verbreiten.

Absturz auf historisches Tief

Die Volkspartei konnte nicht einmal die Hälfte ihrer Wähler aus dem Jahr 2020 halten. Mit einem Ergebnis von (voraussichtlich) 9,6 Prozent stürzte die Partei um fast elf Prozentpunkte ab. Damit liegt die ÖVP Wien nur knapp über ihrem historisch schlechtesten Ergebnis von 9,2 Prozent im Jahr 2015. Bereits in den ersten Reaktionen machte sich Betroffenheit breit. Entsprechend verhalten war auch der Applaus in der Parteizentrale im Rahmen der ersten Prognosen und Hochrechnungen.

ÖVP rechtfertigt Ergebnis

In der Partei zeigte man sich in ersten offiziellen Stellungnahmen zunächst erstaunlich wenig beeindruckt vom Ausmaß der Niederlage. Sverak verwies auf veränderte Rahmenbedingungen gegenüber der Wahl 2020. Damals hat die FPÖ im Rahmen des Ibiza-Skandals massiv an Stimmen verloren; etliche Wähler sind damals zur ÖVP übergelaufen. In Wien habe es die Volkspartei „historisch immer schon ein bisschen schwieriger gehabt”, so Sverak. Dass man im Wahlkampf auf Inhalte wie Sicherheit, Bildung, Gesundheit und Wirtschaft gesetzt habe, sei absolut richtig gewesen.

Karl Mahrer im Kreuzfeuer

Wenig verwunderlich, dass Stimmen nach personellen Konsequenzen laut werden. Der Druck auf Spitzenkandidat Karl Mahrer wächst weiter. Bereits vor der Wahl wurde wegen einer Anklage Kritik am Wiener ÖVP-Chef laut. Ihm und seiner Ehefrau wird von der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft vorgeworfen, 70.000 Euro vom Immobilienentwickler Wienwert erhalten zu haben, ohne eine entsprechende Gegenleistung erbracht zu haben – es gilt die Unschuldsvermutung. „Ich habe zu 100 Prozent ein reines Gewissen und eine starke Teflonschicht”, erklärte Mahrer dazu im Februar.

Parteigremien werden tagen

In einer ersten Stellungnahme im ORF zeigt sich Mahrer heute wenig überrascht vom Wahlergebnis: „Die Volkspartei hat ganz massiv an Stimmen verloren, das war auch zu erwarten.” Zugleich verweist er darauf, dass der endgültige Auszählungsgrad noch niedrig sei und Entscheidungen erst nach Beratungen der Parteigremien getroffen würden. Auf Fragen nach einem möglichen Rücktritt reagiert Mahrer ausweichend: Eine Entscheidung solle erst nach vollständiger Auszählung und interner Analyse fallen.

„Es ist ein Teamsport: Wir gewinnen und wir verlieren miteinander”, stellt am Sonntagabend auch ÖVP-Generalsekretär Nico Marchetti fest. Morgen, Montag, würden Parteigremien tagen und da werde „alles auf die Probe gestellt”. „Ich möchte dem nichts vorwegnehmen.”

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