Internationale Frühlingsbräuche: So feiert die Welt den Frühlingsbeginn
Internationale Frühlingsbräuche
- 1. Finnland: Vappu
- 2. Australien: Floriade
- 3. Indien: Holi
- 4. Thailand: Songkran Water Festival
- 5. England: Cooper’s Hill Cheese-Rolling and Wake
- 6. Japan: Hanami
- 7. Bosnien und Herzegowina: Cimburijada
- 8. Zentralasien: Nouruz
- 9. Spanien: Fallas de Valencia
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Sobald der Frühling Einzug hält und die letzten Spuren des grauen Winters vertreibt, darf man sich endlich wieder auf sonnigere Tage, blühende Pflanzen und wärmere Temperaturen freuen. In nahezu allen Teilen der Welt wird der Frühlingsanfang auf irgendeine Art und Weise gefeiert. Das Schöne daran ist die wahnsinnige Vielfalt dieser Feste, denn jedes Land hat seine eigene einzigartige Art, den Frühling zu begrüßen – sei es mit einem Feiertag, einem kunterbunten Umzug oder einem gemeinsamen Festmahl.
1. Finnland: Vappu
In Finnland wird jährlich am 1. Mai Vappu gefeiert, das Fest des Frühlings. Doch nicht nur der Beginn der bunten Jahreszeit wird damit zelebriert: Vappu ist zusätzlich das Fest der Studentinnen und Studenten sowie das Fest der Arbeit. Feierlichkeiten in Form von bunten Straßenfesten erfreuen sich in Finnland immer größerer Beliebtheit, weshalb Vappu Jahr für Jahr ein Highlight vieler Menschen ist. Das vielseitige Frühlingsfest beginnt bereits am Tag zuvor, am 30. April, mit gemütlichen Picknicks in Parks, feierlichen Umzügen und sogar Konzerten. Traditionell wird dabei Sima getrunken, ein alkoholisches Getränk aus Honig und Wasser. Heute wird es jedoch oft mit Zucker und Hefe statt Honig zubereitet. Dieser feine Met wird in Finnland mit Zitronen und Rosinen verfeinert und gemeinsam mit dem Fettgebäck Tippaleipä serviert, einer Art frittiertes Spritgebäck, das mit Staubzucker bestreut wird.
Ein weiteres Merkmal des finnischen Frühlingsfests ist die außergewöhnliche Kleidung: Kostüme aller Art sind hier die Norm; während all jene, die bereits im Besitz der Hochschulreife sind, ihre traditionellen weißen Abschlussmützen tragen. Einige Studierende haben auch den Overall, der ihre jeweilige Hochschule und Fakultät repräsentiert, an. In der finnischen Hauptstadt Helsinki putzen die Studierenden die Statue Havis Amanda, die im Stadtzentrum thront, bei einer öffentlichen Feier am 30. April und setzen ihr anschließend eine weiße Abiturmütze auf. Vappu ist besonders für Studierende ein feierlicher Tag, an dem gefeiert werden darf, was das Zeug hält. Wir wünschen: Hyvää Vappua!
2. Australien: Floriade
Die Floriade findet jedes Jahr im australischen Canberra statt und sorgt im Frühling für eindrucksvolle Momente. Von September bis Oktober finden Besucherinnen und Besucher des Festivals im Commonwealth Park eine atemberaubende Blumenausstellung, auf der Millionen exotischer Blumen, extravagante Arrangements und bunte Kunststücke präsentiert werden. Die Floriade gilt als größtes Frühlingsfest des Landes und findet ihre Ursprünge bereits im Jahr 1988. Der damalige Parkleiter und ein Landschaftsarchitekt entwarfen anlässlich des 75. Geburtstages der Stadt sowie der 200-Jahres-Feier Australiens eine imposante Blumenschau.
Das Ergebnis war eine atemberaubende Ausstellung voller ansehnlicher Blüten, die den Einheimischen dermaßen gut gefiel, dass sich die Schau zu einer jährlichen Tradition entwickelte. Seitdem wird auf diese Art und Weise der Frühling in Australien gefeiert. Zahlreiche Interessierte reisen Jahr für Jahr aus benachbarten Städten an, um die wunderschönen Blumen und Skulpturen zu bewundern. Dieser farbenfrohe Monat ist zweifelsohne ein unvergessliches Fest der Farben, der Musik und der Gartenkunst.
3. Indien: Holi
Das Holi-Fest in Indien ist eines der farbenprächtigsten Feste der ganzen Welt. Das Fest erstreckt sich normalerweise über einen Tag und eine Nacht und bietet eine bunte sowie fröhliche Möglichkeit, den Winter zu verabschieden und die Ankunft des Frühlings zu feiern, wenn alles wieder zu wachsen und zu blühen beginnt. Das hinduistische Fest findet am ersten Vollmondtages des Montas Phalgun statt – bei uns wäre das zwischen Februar und März. Unter Holi versteht man allerdings nur das bunte Frühlingsfest im Norden Indiens und in Nepal, in anderen Regionen kennt man die Feierlichkeiten unter den Namen Shimga, Phaga oder auch Kamadahana. Fester Bestandteil des Holi-Festes ist das gegenseitige Bestreuen, Bewerfen oder Bemalen mit knallig-buntem Farbpulver. Die ausgelassenen Feierlichkeiten haben eine vielschichtige Bedeutung, die sich in den lebhaften Farben widerspiegelt. So soll zum einen die Vielfalt des Frühlings symbolisiert und zum anderen die hinduistische Mythologie zelebriert werden.
Ein Tipp, falls Sie selbst vorhaben, vor Ort das Holi-Fest mitzuerleben: Die kunterbunten Feierlichkeiten können durchaus verrückt und wild werden, daher empfiehlt es sich, sich über die lokalen Gegebenheiten zu informieren, bevor man sich ins Getümmel stürzt! Seit Anfang des 21. Jahrhunderts gibt es jedoch auch die Möglichkeit, das Farbenfest außerhalb Indiens und ohne Bezug zu seiner eigentlichen Bedeutung zu feiern: Eventorganisationen gründeten Konzepte wie die Musikfestivalreihe „Festivals of Colours“, wo unter der Beschallung von zahlreichen DJs und anderen Künstlerinnen sowie Künstlern gefeiert wird. Dabei dürfen die bunten Farbpulverpäckchen, die passend zur laufenden Musik in die Luft geworfen werden, natürlich nicht fehlen.
4. Thailand: Songkran Water Festival
Durch das jährliche Songkran Water Festival, das kurz nach der Tagundnachtgleiche im Frühling stattfindet, wird in Thailand der Neujahrstag gefeiert. Songkran wird vom Wort Sanskrit abgeleitet und bezeichnet den Eintritt der Sonne in das erste Zeichen des Tierkreises, das Sternbild Widder. Die Feierlichkeiten inkludieren für die meisten Feiernden den Besuch buddhistischer Klöster, Treffen mit den Familienältesten und natürlich das berühmte Wasserwerfen. Während des Fests ist es üblich, andere Feiernde auf den Straßen nass zu spritzen. Egal ob mit Kübeln, Schläuchen oder Spritzpistolen, Alt und Jung pflegen die spaßige Tradition gleichermaßen und zeigen keine Gnade. Auch Touristinnen und Touristen müssen damit rechnen, nass zu werden.
Während des Songkran Water Festivals ist die ausgelassene Stimmung auf den Straßen ebenso spürbar wie in den Haushalten. Die buddhistischen Traditionen geraten dabei aber nicht in den Hintergrund: Das lustige Wasserwerfen findet seine Ursprünge in rituellen Waschungen, die im Sinne der feierlichen Säuberung und Erneuerung durchgeführt werden. Junge Menschen beispielsweise besuchen zu diesem Fest ihre Familienältesten und übergießen deren Hände mit kleinen Mengen Wasser, das vorab mit Jasminblüten versetzt wurde. So drücken sie ihren Respekt gegenüber der älteren Generation aus. Zusätzlich werden traditionellerweise Mönche und auch Buddha-Statuen mit Wasser begossen. Insbesondere in der Stadt Chiang Mai gestalten sich die Feierlichkeiten außerordentlich spektakulär.
5. England: Cooper’s Hill Cheese-Rolling and Wake
Zugegeben, diese lustige Tradition hebt sich deutlich von den bisher vorgestellten Bräuchen ab. Dennoch findet sie statt, um den Einzug des Frühlings zu feiern. Am letzten Montag im Mai wird das international bekannte Gloucester Käserollen auf dem Cooper's Hill zelebriert. Der Ort Gloucester befindet sich im Südwesten Englands und liegt etwa eine Autostunde von Bristol entfernt. Obwohl der Name des Festes harmlos klingt, ist die Veranstaltung tatsächlich weitaus gefährlicher, als man vermuten würde. Ein etwa drei bis vier Kilo schweres Käserad, Double Gloucester Cheese, wird einen Hügel hinuntergeworfen, wo er ganze 180 Meter zurücklegt. Wenige Sekunden, nachdem das Käserad losgelassen wurde, stürzen sich zahlreiche Wettbewerbsteilnehmerinnen und -teilnehmer hinterher. Ihr Ziel: So schnell wie möglich die Ziellinie am Fuße des Hügels überqueren, um den Käse zu gewinnen. Blaue Flecken, aufgeschlagene Knie und sogar Knochenbrüche sind häufige Begleiterscheinungen dieser ungewöhnlichen Tradition.
Es gibt sicherlich sanftere Möglichkeiten, den Frühling zu begrüßen, aber diese jahrhundertealte Tradition wird mit großem Stolz aufrechterhalten und zieht jedes Jahr sowohl Neulinge als auch alte Hasen an. Es wird davon ausgegangen, dass in früheren Zeiten brennende Reisigbündel den Hügel hinuntergerollt wurden, um den Frühlingsbeginn zu feiern. Eindeutig ist, dass das Käserennen bereits seit 1800 auf dem Cooper’s Hill gefeiert wird, wahrscheinlich ist das kuriose Fest sogar bis zu 600 Jahre älter.
6. Japan: Hanami
Sobald die Kirschbäume in voller Blüte stehen, feiert man in Japan das sogenannte Kirschblütenfest Hanami. Die Blütezeit der japanischen Kirschblüte Sakura variiert je nach Region von Ende März bis Anfang Mai. Obwohl die Früchte der japanischen Kirsche nicht essbar sind, sind ihre Blüten umso prächtiger. Der Brauch des Hanami besteht seit über tausend Jahren und wird bis heute gepflegt. Traditionell wird Hanami genutzt, um sich an den langsam wärmer werdenden Temperaturen zu erfreuen und das sanfte Erwachen der Natur mitzuerleben. Anlässlich des Festes, das sich an den Blütenständen orientiert und demnach etwa zehn Tage dauert, wird unter den wunderschönen Bäumen mit großen Decken ausgiebig gefeiert.
Dazu gehört stets die Versorgung mit Bento, Bier oder Sake und die Gesellschaft von den Liebsten, seien es Familienmitglieder, Freundinnen und Freunde oder Arbeitskolleginnen und -kollegen. Auch das Tanzen und Singen, etwa Karaoke, ist Teil des japanischen Frühlingsfestes. Traditionellere Elemente, die charakteristisch für den alten Brauch sind, unterteilen sich unter anderem in das Schreiben und das Vorlesen von Poesie. Unter Studierenden ist besonders das abendliche Hanami beliebt, wobei in manchen Parks die Kirschbäume sanft beleuchtet werden. So entstehen eine bezaubernde Atmosphäre und zugleich ein wunderschöner Kontrast der Blüten zur Dunkelheit des Nachthimmels.
7. Bosnien und Herzegowina: Cimburijada
Cimburijada, was übersetzt so viel bedeutet wie „Fest der Rühreier", wird am ersten Frühlingstag in der bosnischen Stadt Zenica gefeiert. Die Stadt ist die viertgrößte des Landes und liegt etwa 70 Kilometer von Sarajevo entfernt. Frühmorgens versammeln sich zahlreiche Menschen am Ufer des Flusses Bosna, um den Frühlingseinbruch zu feiern.
Zu diesem Zweck werden zusammen mit der Familie, mit Bekannten; aber auch mit befreundeten und benachbarten Personen; Eier verspeist. Um den Beginn der wärmeren Jahreszeit gebürtig zu zelebrieren, wird zusätzlich frühmorgens im Fluss geschwommen.
8. Zentralasien: Nouruz
Nouruz bedeutet in etwa „neuer Tag“ und markiert den ersten Tag des Frühlings, welcher üblicherweise auf den 21. März fällt. Das Fest wird von mehr als 300 Millionen Menschen pro Jahr gefeiert, nicht nur in Zentralasien, sondern auch im Balkan, in der Schwarzmeerregion, im Kaukasus sowie im Nahen Osten. Mit Nouruz wird das neue Leben, Anfänge und die Wiedergeburt der Natur symbolisch dargestellt. Die Einzelheiten können von Land zu Land variieren, aber das mehrtägige Fest beginnt oft mit einer gründlichen Reinigung der Häuser und entwickelt sich dann zu einem mehrere Tage langen Fest.
Die Zubereitung von Haft Sin ist ein wesentlicher Bestandteil der Feier. Haft Sin bezeichnet die „Sieben S“ und besteht aus einer Tafel, die mit sieben persischen Elementen gedeckt wird, die alle mit „S“ beginnen. Begleitend gibt es das traditionelle Neujahrsgetränk Haft Mewa, das aus sieben Früchten hergestellt wird. Typisch für Haft Sin ist auch die Zubereitung von sieben Speisen, die alle ebenfalls mit dem „S“ beginnen sollen. So sollen die sieben Tugenden des Zoroastrismus symbolisiert werden. Klassische Bräuche rund um Nouruz sind auch festliche Feuer, etwa das Tschahar Schanbe Suri (Mittwochsfeuer). Am 13. Tag des iranischen Kalenders, was etwa dem 1. oder 2. April entspricht, verlassen alle ihre Häuser, um in der Öffentlichkeit zu feiern.
9. Spanien: Fallas de Valencia
In Spanien erstrecken sich die sogenannten Fallas bis in den frühen Sommer hinein und bilden den Beginn der Frühlingsfeste. Im März werden riesige bunte Figuren, die Fallas, aus Pappmaché durch die Straßen Valencias gefahren, begleitet von spektakulären Feuerwerken, ausgelassenem Tanzen und fröhlicher Musik. Imposante Blumenteppiche und Figuren aus Blumen sorgen dafür, dass der herrliche Duft des Frühlings verbreitet wird. Doch das wahre Spektakel der Fallas kommt erst: Zum Höhepunkt des Festes werden die großen Figuren feierlich in Brand gesteckt. Währenddessen werden eindrucksvolle Feuerwerke gezündet und das Feiern auf den Straßen geht so richtig los.
Ihren Ursprung findet diese Tradition etwa im 18. Jahrhundert, wobei ihre genauen Hintergründe nicht eindeutig geklärt sind. Eine These besagt, dass Zimmerleute zu dieser Zeit begonnen haben, Holzgestelle für Kerzen und Lampen zu verbrennen, weil sie diese im Frühling nicht mehr benötigten. Mit der Zeit wurden auch Strohpuppen, Holzreste, Möbel und vieles mehr in Brand gesteckt – bis sich daraus die dreidimensionalen Fallas entwickelten. In Valencia sorgt das außergewöhnliche Fest jährlich für ausgiebige Stunden des Feierns und zieht natürlich auch Schaulustige an, die die brennenden Figuren selbst bestaunen möchten.
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Zur Autorin
Kulinarik, Reisen, Film & Musik, Psychologie und kreative Hobbys - nur eine kleine Auswahl an Dingen, die Passion Author Helene Schweinberger aus Niederösterreich zu ihren vielfältigen und informativen Textbeiträgen für www.weekend.at inspirieren.