Faszination „Jedermann“: das Stück, das alle kennen
Jedermann: Infos und Wissenswertes
- Der erste „Jedermann“
- Dem reichen Mann beim Sterben zusehen
- Die bedeutendste Nebenrolle der Welt
- Zur Autorin
Schon vor 1920 gab es Überlegungen, Salzburg als Kulturstadt – mit dem berühmtesten Sohn der Stadt Wolfgang Amadeus Mozart – in den Mittelpunkt zu rücken. Ein ähnliches Festival wie in Bayreuth sollte geschaffen werden. Der Erste Weltkrieg kam dazwischen und machte die Pläne zunichte. Danach fungierten hauptsächlich Max Reinhardt, Hugo von Hofmannsthal und Richard Strauss als „Gründerväter“ der Salzburger Festspiele. Nicht bei allen stießen ihre Ambitionen zunächst auf Gegenliebe, denn die ersten Jahre nach dem Krieg waren von Not, Entbehrungen und Hunger geprägt. Andererseits sollten diese Festspiele in Salzburg nach den Schlachten und Feindschaften des Krieges die Nationen wieder friedlich miteinander verbinden. Und auch der Tourismus könnte damit angekurbelt werden und Geld in marode Kassen spülen, hoffte man. Heute, über hundert Jahre später, locken die Salzburger Festspiele nicht nur im Sommer, sondern beispielsweise auch zu Pfingsten die Massen an.
Der erste „Jedermann“
„Jedermann. Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes“ heißt das Theaterstück von Hugo von Hofmannsthal. Es wurde bereits 1911 in Berlin unter der Regie von Max Reinhardt auf-geführt. Neun Jahre später war Salzburg an der Reihe, doch das war so eigentlich gar nicht vorgesehen. Ursprünglich sollte ein Auftragswerk zur Aufführung kommen. Das wurde allerdings nicht rechtzeitig fertig. Außerdem fehlte das nötige Bauholz für die Tribüne in der Felsenreitschule. Daher bat Max Reinhardt den damaligen Erzbischof, den „Jedermann“ auf dem Domplatz inszenieren zu dürfen. Das war die Geburtsstunde des meist restlos ausverkauften Dauerbrenners der Salzburger Festspiele. Bei Schönwetter ist die Spielstätte bis heute dieselbe geblieben und trägt mit ihrer prachtvollen Kulisse wesentlich zum Flair und Reiz des „Jedermanns“ bei.
Dem reichen Mann beim Sterben zusehen
„Jedermann“, der Namensgeber des Stücks, in diesem Jahr verkörpert von Philipp Hochmair, ist ein reicher Mann, der nichts und niemanden zu schätzen weiß. Erst als der Tod anklopft und ihn holen will, fängt er an, über sein Leben nachzudenken. Er will nicht sterben, diese Reise nicht allein antreten, und bittet den Tod um Aufschub. Der lässt mit sich reden und schenkt dem todgeweihten „Jedermann“ ein klein wenig mehr Zeit. Wie „Jedermann“ mit seinen Mitmenschen umging, rächt sich jetzt. Denn seine Freunde entpuppen sich als keine engen, echten Freunde und sein Geld kann ihn nicht ins Grab begleiten. Schlussendlich stirbt er, wie er gelebt hat: allein und einsam, doch geläutert.
Der Glaube und seine guten Werke (mögen sie auch noch so marginal sein) ebnen ihm den schweren Weg in die andere Welt. Das Stück ist Anreiz für das Publikum, über das eigene Dasein nachzugrübeln. Tun wir genug für unser Umfeld? Geben wir zu wenig? Bin ich allein der Mittelpunkt meiner Welt? Gibt es Menschen, an denen mein Herz hängt, und ihres an mir? Oder würde es mir beim Sterben genauso ergehen wie dem reichen Mann auf der Bühne? Wenn ja, will ich das weiterhin oder kann ich etwas ändern?
Die bedeutendste Nebenrolle der Welt
Genau das ist die Quintessenz dieses Theaterstücks: Man denkt nicht über irgendetwas oder irgendjemanden nach, sondern über sich selbst. Diversen Inszenierungen zum Trotz bleibt das der springende Punkt. Und es ist immer wieder aufs Neue aktuell.
Dann kommen grandiose Schauspielgrößen dazu, die ihre Karriere mit der Rolle des Jedermanns krönen: Philipp Hochmair, Cornelius Obonya, Tobias Moretti, Lars Eidinger, Peter Simonischek, Klaus Maria Brandauer, … Das Augenmerk des Publikums und der Presse liegt aber nicht nur auf dem Jedermann-Darsteller, sondern auch auf seiner Geliebten, der Buhlschaft – und auf ihrem Bühnenoutfit. Deleila Piasko verkörpert 2024 die Buhlschaft. Ihr Auftritt ist kurz, aber dennoch komplettiert sie das Bühnenensemble und wäre nicht wegzudenken.
Harmonieren sie oder nicht? Der Hype, der seit Jahrzehnten besteht, umweht und begleitet das begehrteste Bühnenpaar des Sommers durch Salzburg. Auch das gehört zum „Jedermann“.
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Zur Autorin
Ungewöhnliche Trends und wenig Alltägliches - von leichter Hand präsentiert: Dem hat sich Passion Author Hanna E. Lore buchstäblich verschrieben.