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Frau mit roter Rose | Credit: iStock.com/SanneBerg
Will ich Bachelorette sein?
Will ich Bachelorette sein?
iStock.com/SanneBerg

Wäre ich als Bachelorette geeignet?

21.09.2023 um 18:01, Hanna E. Lore
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Immer nehme ich mir vor, mich fürs nächste Mal zu bewerben. Warum tu ich’s nicht einfach? Zeit herauszufinden, ob ich als Bachelorette geeignet wäre.

Ich such‘ mir einen Kerl im Fernsehen!

Als Bachelor-Kandidatin wäre ich definitiv fehl am Platz. Wenn man den Gerüchten Glauben schenken darf, werden den Mädels Bücher und Handys abgenommen. Bei Langeweile, Hitze und Konkurrenzdenken auf engstem Raum kommt Lagerkoller auf. So ist der von den Zusehern gewünschte und den Programmmachern forcierte Zickenkrieg vorprogrammiert. Ist mir ein Gratisurlaub das Gekeife wert? Nein, danke!

Aber wenn sich die Männer um mich streiten – das hätte was! 20 Kerle nur für mich. Nicht übel, oder? Im Idealfall sollte für jeden Geschmack etwas mit dabei sein. Für mich – so ehrlich bin ich – spielt auf den ersten Blick die Optik eine Rolle. Ein Mann muss mir gefallen, sonst kann sich da nichts zwischen uns entwickeln. Es gibt in jeder Staffel die ganz heißen und die, die ganz okay sind. Da in der ersten Nacht der Rosen ohnehin nur ein paar wenige Herren aussortiert werden, bleibt Zeit, die anderen näher kennenzulernen. Oft stellt sich schon recht bald heraus, dass die, die ganz okay sind, sympathischer, liebenswerter und humorvoller sind als die Alphatiere, die sich mit ihren Adonis-Körpern immer und überall in den Mittelpunkt drängen. Ich wäre also gezwungen, Beziehungsmuster zu durchbrechen. Und ja, dazu wäre ich bereit.

Frau und Mann daten | Credit: iStock.com/standret
Im Fernsehen einen Mann kennenlernen?

Kerl oder Karriere? Vielleicht sogar beides!

Nicht einmal die verträumte Romantikerin in mir ist so naiv, zu glauben, dass in einem solchen TV-Format tatsächlich jemand die große, einzig wahre Liebe sucht. Sollte ich damit jemandem Unrecht tun, sorry! Widmen wir uns also dem zweiten K im Spiel, der Karriere. So gesehen könnte es nicht schaden, Bachelorette zu sein. Meine Facebookseite hat etwas mehr als 100 Follower. Auf Instagram bin ich noch nicht so lange vertreten, ernüchternd mickrige 80 Personen interessieren sich für mein (Autoren)Leben.

Was für mich gilt, gilt wahrscheinlich auch für die Herren, die mit dabei sind. Es geht ums Geld, um Likes, um möglichst hohe Follower-Zahlen. Pärchenauftritte bringen mehr Gage als Solotrips. Wenn wir es geschickt anstellen, lassen sich zwei Karrieren pushen. Blöd nur, wenn wir uns trennen … also offiziell, weil inoffiziell sind die meisten sowieso recht schnell nach Staffelende kein Paar mehr. Und wenn es weder privat noch beruflich harmonieren sollte, bleiben uns immer noch die Ableger-Formate. Dann gehen wir halt ins „Paradise“ usw. Möglichkeiten gibt‘s wie Sand am Meer!

Kann und will ich Bachelorette sein?

Bevor ich Selbstvermarktungskonzepte spinne, muss ich es erst einmal so weit schaffen. Nach Thailand zum Beispiel. Das ist schon die erste Hürde. Ich habe Flugangst. Mir graut davor, über zehn Stunden in einem Flugzeug zu sitzen. Bachelorette in Österreich? See statt Meer, Alm statt Strandbar und Frittatensuppe statt Khao Soi. Damit könnte ich leben, aber das Publikum wohl nicht. Das sehnt sich nach Exotik. Nächstes Problem: Ich bin nicht abenteuerlustig, ich bin langweilig. Von Klippen springen? Nein! Bungee-Jumping? Nein! Helikopterrundflug? Ich habe Flugangst! Fallschirmspringen? N-e-i-n!!!

Ich würde die Jungs zum Dinner einladen und hoffen, dass einer für mich kocht. Kulturtrips, Sightseeing, faul in der Sonne liegen, planschen und shoppen – das ist meine Welt. Eine Welt, die die meisten dazu bringen wird, wegzuzappen. Und ich bin zart besaitet. Den Shitstorm, den das auslösen würde, verkrafte ich garantiert nicht. Die Zuseher wollen auch Erotik sehen. Bin ich bereit, Millionen Leute mitverfolgen zu lassen, wie ich mich verliebe, FALLS ich mich verliebe? Will ich für die Quote möglichst viele Männer küssen müssen? Oder vor laufender Kamera fummeln? Die Antwort ist ein und dieselbe wie vorhin: Nein. Wann, wo und mit wem ich knutsche, ist meine Privatsache. Was ist, wenn mein Chef oder Kollegen das sehen? Ich wohne in einem kleinen Ort. Nicht auszudenken, wie intensiv sich manche Leute nach der Ausstrahlung das Maul über mich zerreißen würden … Sehen wir der Wahrheit ins Gesicht: Ich wäre eine miserable Bachelorette.

Frau mit roten Rosen | Credit: iStock.com/MaximFesenko
Vor aller Augen verlieben? Geht das?

Will man mich überhaupt als Bachelorette haben?

Vermutlich waren all die Überlegungen bisher umsonst, denn es würde wahrscheinlich daran – an exakt diesem Punkt hier – scheitern. Die TV-Macher wollen mich nicht. Ich (und viele andere) sind zu langweilig, zu normal, zu gewöhnlich, zu durchschnittlich. Wie sahen denn all die Damen bisher aus? Mal mehr, mal weniger kurvig, aber immer rank und schlank. Ich bin kein Magermodel, ich bin gar kein Model. Ich esse gern, ich habe Cellulite. Ich bin nur 1,55 Meter groß ... äh, klein. Eine Wespentaille, auf die sogar Kaiserin Sissi neidisch wäre, habe ich nicht.

Die aktuelle Bachelorette ist alleinerziehende Mama. Das ist ein erster Schritt in Richtung „Normalität“. Denn, hallo, wie viele von uns sind alleinerziehend?! Trotzdem ist es noch ein weiter Weg hin zur ersten „Normalo-Bachelorette“, in der sich die meisten von uns wieder-erkennen. In diesem Fall lautet die Frage allerdings: Wollen wir das sehen?

Paar mit Rosen in der Hand | Credit: iStock.com/Vasyl Dolmatov
Soll mich jeder sehen, wenn ich mich verliebe?

Trash- und Reality-TV: Warum schauen wir uns das an?

In den 1980ern kamen verstärkt Privatsender auf, die uns seither mit „geschmacklosem Fernsehen“ beglücken. Das Trash-TV war geboren. Reality-TV ist eine Kategorie davon, untrennbar damit verbunden. Hier wird uns vorgegaukelt, am echten Leben anderer teilzuhaben. Es liegt in unserer Natur, unsere Nasen in fremde Angelegenheiten zu stecken. Sehn-süchte und unsere Neugier werden mittels Fernsehformat befriedigt.

Je trashiger, verrückter und abgehobener, je mehr Zoff und Streitereien, umso besser. Dass es häufig ein Drehbuch gibt, soll nicht öffentlich bekannt werden. Ob es tatsächlich eines gibt oder die Teilnehmenden – wie zum Beispiel die Bachelorette – völlig freie Partnerwahl haben, ist ein gut gehütetes Geheimnis. Ich werde es nicht lösen können … es sei denn, ich bewerbe mich doch als nächste Bachelorette. Aber – wie wir herausgefunden haben – bin ich dafür nicht geeignet.

Zur Autorin

Ungewöhnliche Trends und wenig Alltägliches - von leichter Hand präsentiert: Dem hat sich Passion Author Hanna E. Lore buchstäblich verschrieben.

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