Österreichische Kulinarik-Klassiker und ihre Geschichte
Viele unserer Kulinarik-Klassiker sind zu Zeiten der Monarchie entstanden, als die wohl bekanntesten Vertreter des Habsburgergeschlechts Sisi und Franz Joseph I. – aber auch ihre Vorgänger – über ein riesiges Gebilde bestehend aus verschiedenen Nationen herrschten. Ungarische, böhmische, italienische Einflüsse – all die finden sich in unseren Speisen wieder, die dann in und rund um Wien verfeinert und leicht abgeändert wurden. Die Wiener Zuckerbäcker haben sich vor allem den Süßspeisen verschrieben. Viele Klassiker sind nämlich sündhaft gut schmeckende Nachspeisen. Einerseits bin ich Historikerin, andererseits begnadete Esserin und Genießerin. Und auch eine Autorin, die in ihren Romanen die Protagonisten oft und viel essen bzw. kochen lässt. Dass ich mich nun diesem Thema widmen darf, passt wie die Faust aufs Auge oder – anders und besser ausgedrückt – wie die Biskotten in die Malakofftorte.
Österreichische Torten-Klassiker
Malakofftorte
Geht es um die Geschichte von Speisen, bewegen wir uns häufig im Reich der Legenden. Malakoff – das klingt russisch. Den Namen könnte die Torte, die übrigens mit dem italienischen Tiramisu verwandt ist, von einer im Krimkrieg 1855 erstürmten Festungsanlage haben. Bei einer Siegesfeier danach wurde angeblich eine Torte in Form dieser Festung serviert. Andere vermuten hinter der Malakofftorte böhmische Wurzeln. Sie soll nach dem böhmischen Wort für Milch benannt sein.
Sacher-Torte
Unsere wohl bekannteste Torte ist in Wien entstanden. Im Jahre 1832 erkrankte am Hof des Fürsten Metternich der Küchenchef. Zuvor konnte er alles noch für das Abendessen vorbereiten, nur den krönenden, süßen Abschluss nicht. Dem Einfallsreichtum des Lehrlings Franz Sacher war es zu verdanken, dass schlussendlich doch eine Torte am Tisch stand: die Sacher-Torte.
Linzer Torte
Die Linzer Torte ist wesentlich älter. Schon im 17. Jahrhundert soll sie entstanden sein. Oft wird behauptet, die Linzer Torte sei die älteste Tortenkreation der Welt. Nein, die Franzosen waren uns da um einiges voraus. Sie haben schon im 14. Jahrhundert Torten gebacken. Wer die Linzer Torte erfunden hat, ist nicht eindeutig überliefert. Dass sie aber rund um Linz zum ersten Mal gebacken wurde, gilt als sehr wahrscheinlich. Allerdings könnte auch der Linzer Teig, also ein Mürbteig, der Namensgeber sein.
Österreichische Mehlspeis-Traditionen
Apfelstrudel
Der Apfelstrudel kam aus dem Osmanischen Reich über Ungarn nach Wien und wurde zu einer Leibspeise von Maria Theresia. Strudel, ob pikant oder süß gefüllt, waren lange haltbar und somit praktisch.
Kaiserschmarrn
Beim Kaiserschmarrn kommt das eingangs erwähnte Herrscherpaar ins Spiel. In ländlichen Regionen kam ein Schmarrn schon lange vor ihrer Zeit auf den Tisch. Wenige Zutaten waren nötig. Er machte satt und konnte direkt aus der Pfanne gegessen werden. Zahlreiche Geschichten wurden rund um die Erfindung des Kaiserschmarrns gesponnen. Mir gefällt diese hier am besten: Eines Tages wurde der Kaiserin Elisabeth besagter Schmarrn vorgesetzt. Die immer schlanke Sisi verschmähte die Süßspeise. Daher wurde sie ihrem Ehemann aufgetischt. Aus dem Schmarrn für die Kaiserin wurde der Kaiserschmarrn.
Salzburger Nockerl
Machen wir einen Abstecher nach Salzburg. Wie wurden die Salzburger Nockerl erfunden? Angeblich so: Salome Alt, die Geliebte und möglicherweise sogar Ehefrau von Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau, sah aus dem Fenster auf die schneebedeckten Gipfel von Mönchsberg, Gaisberg und Kapuzinerberg. Dieser Anblick animierte sie zu dem Gericht.
Klassische österreichische Hauptgerichte
Wiener Schnitzel
In jedem Gasthaus, das bodenständige österreichische Küche anbietet, fehlt es nicht auf der Speisekarte: das Wiener Schnitzel. Mit Preiselbeermarmelade. Manchmal mit Pommes und Ketchup. Meist vom Schwein. Dieses panierte Stück Fleisch ist allerdings gar kein Wiener, sondern ein Italiener – zumindest der Legende nach. Feldmarschall Radetzky soll das Rezept um 1850 aus Italien mitgebracht haben. Diese Theorie ist mittlerweile aber mehrfach widerlegt.
Tafelspitz
Was hat der Tafelspitz, ebenfalls ein Wiener Klassiker, mit dem Kaiserschmarrn und der Sacher-Torte gemeinsam? Ähnlich wie der Schmarrn war Rindfleisch ein typisches, nahrhaftes Arme-Leute-Essen. Ein wenig aufgepeppt wurde es auch bei Hof dem Adel vorgesetzt. Franz Joseph I. war zum Beispiel großer Rindfleisch-Fan. Wo wurde der Tafelspitz erfunden? Möglicherweise im Hotel Sacher.
Wer am Ende dieses Streifzugs durch die österreichische Kulinarik-Geschichte Hunger bekommen hat, dem sei es nicht zu verübeln. Mahlzeit!
Zur Autorin
Ungewöhnliche Trends und wenig Alltägliches - von leichter Hand präsentiert: Dem hat sich Passion Author Hanna E. Lore buchstäblich verschrieben.