Was unser Sternzeichen über uns verrät

Seit jeher glaubten die Menschen an Übernatürliches. Ob griechische Orakel, Opfergaben im alten Ägypten oder Stonehenge, dessen Nutzen und Bedeutung wir bis heute nicht entschlüsseln konnten. Das waren Rettungsanker, Erklärungen oder Ratgeber für Dinge, die sich sonst einfach nicht erklären ließen. Vor der Verwendung moderner Navigationsgeräte halfen die Sterne Seefahrern und Reisenden, ihren Weg zu finden. Wurde die Astrologie, die Sterndeutung, bis in die Neuzeit hinein als Wissenschaft angesehen, ist das seither nicht mehr der Fall. Wer Horoskope erstellt und wer an den Inhalt dieser Weissagungen glaubt, wird belächelt. Horoskope und Sternzeichenbeschreibungen sind so formuliert, dass für jeden etwas Passendes mit dabei ist, behaupten Zweifler. Und sie haben Recht damit.

Ich, ein typischer Stier

Mein Geburtshoroskop kenne ich nicht. Die Sache mit Aszendenten, Feldern und der Konstellation von Planeten ist mir zu kompliziert. Ich kenne „nur“ mein Sternzeichen und was damit verbunden wird. Stiere sind treu und loyal. Das gilt für alle Lebensbereiche: für den Job genauso wie für Freundschaften und Beziehungen. Stimmt. Uns wird Ausgeglichenheit nachgesagt. Wenn rundherum Chaos herrscht, behalten wir den Überblick. Na ja. Grundsätzlich schon, aber mich in Stresssituationen als ausgeglichen zu bezeichnen, wäre nicht korrekt. Unser Element ist die Erde, das bedeutet Bodenständigkeit und Geduld. Teilweise. Warmherzig, sensibel, selbstbewusst. Mal mehr, mal weniger. Wir sind besitzergreifende Genießer, die sich nach Liebe und Sicherheit sehnen. Kann ich nicht leugnen.

Weitere Eigenschaften sind Verlässlichkeit, Ehrgeiz, Ehrlichkeit, Sturheit (jaaaa!!!!) und Verantwortungs- und Wertebewusstsein. Alles vorhanden. Stiere bleiben lange ruhig, lassen sich viel gefallen. Eines Tages bringt ein Tropfen das Fass zum Überlaufen und dann möchte man nicht zum Feind eines Stiers werden, glaubt mir. Wir sind unfassbar nachtragend, vergessen keine Verletzung, die uns einmal zugefügt worden ist. Glaubt mir, ich weiß, wovon ich spreche. Im April geborene Stiere im Vergleich zu den Mai-Stieren sind übrigens häufig drahtig gebaut, eher sportlich. Ha, schön wär’s.

Ich und die anderen

Auf mich trifft also wirklich fast jedes – positive wie negative – Stier-Attribut zu. Gleich-zeitig kann ich das schon wieder entkräften. Meine Mutter ist auch Stier und definitiv nicht so wie ich! Sie findet sich gelegentlich auch in der Beschreibung wieder, aber weniger konsequent als ich. Wie sieht’s mit Leuten in meinem nahen Umfeld aus? Ich ziehe zum Ver-gleich einen Fisch, eine Waage, einen Löwen und einen Skorpion heran. Fische sind selbst-los und feinfühlig, gute Zuhörer und Ratgeber. Ja, aber sie gelten auch als chaotisch und planlos. Das kann ich von meinem Fisch nicht behaupten. Die Frau plant mindestens genau-so gern und schlüssig wie ich.

Kommen wir zur Waage: um Harmonie bemüht, ehrlich, kreativ, optimistisch, offen, will bewundert werden. Trifft nicht alles auf meine Waage zu. Widmen wir uns dem Löwen: tat-kräftig, mutig, großzügig, drängt sich gern in den Vordergrund, selbstverliebt. Die letzten beiden Aspekte treffen auf meinen Löwen nicht zu. Bleibt noch der Skorpion: gutes Gedächtnis, leidenschaftlich, sensibel, hervorragende Menschenkenntnis, Organisationstalent, willensstark. Darin erkenne ich meinen Skorpion nur zum Teil wieder.

Die Recherche war ernüchternd, wenn gleich auch interessant und aufschlussreich. Offenbar bin ich ein Sternzeichen wie aus dem astrologischen Lehrbuch, für mein Umfeld gilt das nicht. So viele Ausnahmen der Regel? Sehe ich die Sache zu subjektiv? Liegt das alles ein-zig und allein im Auge des Betrachters?

Alles vorherbestimmt?

Ob unser Leben von den Sternen gelenkt wird, unsere Entscheidungen vielleicht sogar gar keine sind, sondern alles vorherbestimmt ist – wer weiß das schon. Im Grunde niemand. Man kann darüber nun abfällig den Kopf schütteln oder zustimmend nicken und diese Theorie glühend verteidigen. Wirklich eine Antwort darauf geben, kann keiner. Astrologie ist keine anerkannte Wissenschaft. Einige glauben fest daran, andere nicht, manche ein bisschen. Ich gehöre zur dritten Gruppe.

Als Autorin von romantischen Geschichten fällt es mir nicht schwer, ans Schicksal zu glauben. Daran, dass Zufälle schlussendlich keine Zufälle sind, sondern alles einen Sinn hat (auch wenn wir diesen nicht immer sofort erkennen). Immerhin spielt mir das selbst in meinen Romanen in die Hände. In der Realität ist das eine genauso zwiespältige Angelegenheit wie die Sterndeutung. Trotzdem glaube ich daran – ein wenig, zumindest.

Glaube ich daran?

Ich lese mein Horoskop, nicht immer, aber hin und wieder. Es ist doch schön zu wissen, dass heute mein Glückstag sein soll. Dieses Wissen allein reicht oft schon aus, um leichter durchs Leben zu gehen. Ich würde aber niemals einen Entschluss von meinem Horoskop abhängig machen. Da vertraue ich lieber auf Kopf, Bauch und Herz – nicht auf die Sterne.

Zur Autorin

Ungewöhnliche Trends und wenig Alltägliches - von leichter Hand präsentiert: Dem hat sich Passion Author Hanna E. Lore buchstäblich verschrieben.