Mermaiding: Was kann der neue Trend-Sport?

Denke ich an Meerjungfrauen, kommen mir spontan die unerschrockene, rothaarige Arielle und Hans Christian Andersens „kleine Meerjungfrau“ in den Sinn. Die eine basiert wiederum auf der anderen Erzählung, allerdings – ganz im Disney-Stil – mit Happy End. Meerjungfrau-en (engl. mermaids) kennt man schon länger. In der griechischen Mythologie locken Sirenen, die auf (Seefahrer)Karten gern mit Fischschwänzen dargestellt wurden, Schiffe mit ihrem Gesang an und trieben so die Besatzung in den Tod. Streng genommen sind Sirenen keine Meerjungfrauen, waren ursprünglich sogar eine Mischung aus Frau und Vogel, aber später bestand zumindest eine optische Ähnlichkeit.

Meerjungfrauen bewohnen jedes Gewässer, sehnen sich nach Erlösung durch die Liebe eines Menschen. Ihre Haare können ungewöhnliche Farben aufweisen, ihr Oberkörper gleicht dem einer Frau, die untere Hälfte ihres Körpers nimmt eine schuppige Flosse ein, dank der sie sich anmutig unter Wasser fortbewegen können. Sie sind Fabelwesen und gehen eventuell auf die Sichtung von Seekühen oder Robben zurück. Seeleute hielten diese Tiere womöglich fälschlicherweise für halbmenschliche Wesen, die sich an den Ufern und auf Klippen sonnten.

Heute begegnen uns diese Fabelwesen in Märchen, Sagen, Kindergeschichten und entsprechenden Verfilmungen. Und immer öfter auch in den Pools und Schwimmbecken dieser Welt!

Im Sommer bin ich häufig im Freibad anzutreffen. Schon seit Jahren fällt auf, dass insbesondere Mädchen dort ein neues Hobby für sich entdeckt haben. Flosse an nach langem Kampf mit einem schier endlos langen Stück Stoff, endlich geschafft, dann am Hintern robbend rein ins Wasser und sich fühlen wie eine von Arielles abenteuerlustigen Freundinnen. Ich stelle mir dann immer vor, wie sie sich vorstellen, mit Arielle, Sebastian, Fabius und anderen die Unterwasserwelt zu erkunden. Wie sie versuchen, die hinterlistigen Pläne der bösartigen Hexe Ursula zu durchkreuzen. Ja, ich weiß, meine Fantasie ist grenzenlos. Und eine Flosse reicht aus, um die Fantasie und den Bewegungsdrang von Kindern anzustacheln.

Es gibt Workshops, in denen man lernt, wie eine Meerjungfrau zu schwimmen. Mit „man“ sind Kinder und Erwachsene gemeint. Alter und Geschlecht sind nebensächlich, Hauptsache man hat Spaß an der Sache. Übrigens, der Vollständigkeit halber: Männliche „Meerjungfrau-en“ werden Wasser- oder Meermänner genannt. Ist man sehr geschickt in seinem Hobby, kann man es damit sehr weit bringen. Einige wenige Meerjungfrauen sind professionelle Entertaine-rinnen, Taucherinnen und Unterwassermodels, die von ihrer Kunst sogar leben können. Be-rufswunsch: Meerjungfrau? Das ist 2024 kein Hirngespinst, sondern könnte Realität werden.

Ich habe Mermaiding noch nie probiert, aber sollte mal ein Kurs für Erwachsene in meiner Nähe stattfinden, bin ich garantiert mit dabei. Schon als Kind war ich eine Wasserratte, mehr im kühlen Nass als anderswo anzutreffen … und lieber tauchend unter Wasser als an der Oberfläche. Eine Fantasiewelt rückt in greifbare Nähe und genau dieser Aspekt, dieser in vielen immer noch präsente kindliche Wunsch, Unterwasserabenteuer à la Arielle & Co. zu erleben, macht wahrscheinlich den Reiz dieser Sportart aus.

Ja, Mermaiding ist Sport! Schwimmen allein kann manchmal schon anstrengend genug sein, aber schwimmen ohne Beine bzw. mit zwei Beinen, die man nicht benutzen kann, weil sie in einer Flosse stecken, noch mehr. Glitzer, farbenfrohe, bunte Verkleidungen, gute Laune, schwerelos und elegant durchs Wasser gleiten, atemberaubende Fotos, die an dieses einzigartige Erlebnis erinnern – all das spielt bei der omnipräsenten Begeisterung rund um diesen märchenhaften Schwimmtrend mit.

Ungewöhnliche Trends und wenig Alltägliches - von leichter Hand präsentiert: Dem hat sich Passion Author Hanna E. Lore buchstäblich verschrieben.