Geliebt, gehasst, vergöttert oder verschmäht – Barbie
Welches Mädchen hat keine Puppe zu Hause? 1959 kam die erste Barbie der US-Firma Mattel auf den Markt und feierte bald darauf einen Siegeszug rund um den Globus … oder wohl eher einen Einzug in beinahe jedes Kinderzimmer auf diesem Planeten. Barbie, die Blondine mit den völlig unrealistischen Modelmaßen, liebt Mode und ist wandelbar. Vielleicht ließ gerade dieser Aspekt sie all die Jahrzehnte überdauern.
Eine Puppe erobert die Welt
Eine Barbie spiegelt immer den jeweiligen Zeitgeist wider. Mal trägt sie Pony oder einen Kurzhaarschnitt. Es gibt die sportlichen Versionen mit beweglichen Beinen und die typi-schen Barbies mit den starren, eleganten Füßen, die High Heels-konform auf Zehenspitzen laufen. Mal wirkt sie geschminkt, ein andermal natürlich.
Mit Barbie kommen all ihre Accessoires: Kleider (immer den aktuellen Modetrends ent-sprechend), Schuhe, Taschen, Bademode, Haustiere, Autos, Wohnwagen, berufliche Ausrüs-tung wie zum Beispiel das Stethoskop einer Ärztin. Gelegentlich wird auch die Fantasie be-flügelt, wenn die Barbiepuppe als Meerjungfrau, Prinzessin oder Blütenfee erscheint. Hat man eine Barbie, warten auch ihre Freundinnen auf den Kauf. Nicht zu vergessen: Kenneth Sean Carson – besser bekannt als Ken – ihren Partner (von dem sie sich übrigens 2005 für einige Jahre getrennt hat).
Barbie – Mein liebstes Spielzeug
Manchmal weiß ich nicht, was ich vor zwei Tagen zu Mittag gegessen habe. Umso kurioser ist es, dass ich mich im Detail an meine Kindheit mit zig Barbies erinnern kann. Ich habe eine komplette Stadt aufgebaut, Regale zu Wohnungen umfunktioniert, Möbel zu Häusern. Es gab eine ganze Box voll mit Klamotten und eine riesige Kiste mit Puppen, aus denen ich auswählen konnte. In meiner Barbie-Stadt gab es eine Schule, einen Kindergarten, ja sogar ein Krankenhaus und eine Müllabfuhr. Ich war verrückt nach diesem Puppenuniversum!
Wahrscheinlich stammt meine Vorliebe für Pink und Glitzer noch aus dieser Zeit. Womög-lich liegt es sogar darin begründet, dass ich Autorin geworden bin. Ich habe mir damals schon gerne Geschichten ausgedacht und meine Puppen zu den Hauptdarstellerinnen imagi-närer Romane gemacht. Wen wundert es? Der Fantasie sind nämlich keine Grenzen gesetzt, wenn Kinder mit Barbies spielen. Barbie und ihre Freundinnen betreiben diverse Sportarten. Sie ist u.a. Kinder- und Tierärztin, Rockstar, Lehrerin, hat sogar den Pilotenschein. Eine Barbie kann und schafft alles. Wenn das Kindern nicht Mut macht!
Gegenwind in der rosaroten Plastikwelt
Auch, wenn ich im Moment auf einer rosaroten Nostalgiewolke schwebe, müssen wir an dieser Stelle dennoch die Schattenseiten des Puppenimperiums beleuchten. Barbies Taille fällt winzig aus, ihre Oberweite umso üppiger. Sie wäre nicht einmal lebensfähig, da nicht alle Organe in ihrem schmächtigen Körper Platz finden. Barbies Haut ist makellos und lange war nur eine schlanke, hellhäutige Version verfügbar. Wer nicht diesem utopischen Ideal entspricht, könnte sich diskriminiert und minderwertig fühlen. Der Hersteller Mattel bemüht sich, diesen Kritikpunkt allmählich aus der Welt zu schaffen. Barbies mit dunklem Teint, asiatischen Zügen, Kurven, Beeinträchtigungen kamen und kommen auf den Markt. Und sie machen die Spielzeugwelt gleich umso bunter!
Barbie erzieht Mädchen zu oberflächlichen Püppchen, behaupten manche. Es stimmt, dass Mode und Aussehen eine große Rolle spielen. Es gibt schwangere Puppen, hinreißende Bräu-te und Märchenprinzessinnen. Ja, aber die meisten Barbies und ihre Freundinnen sind mehr als ein unterdrücktes Mütterchen am rosaroten Herd im Puppenhaus. Auch hier wird zunehmend Wert auf bekannte, erfolgreiche Frauen gelegt. Anlässlich des Weltfrauentags erscheinen Sonderkollektionen mit Frida Kahlo, Ashley Graham, Sportlerinnen, Meeresbiologinnen oder anderen Wissenschaftlerinnen.
Barbie steht in der Kritik
„Made in China“ – das gilt vielfach auch für Barbie und Co. Die verwendeten Kunststoffe, die Produktion an sich, wenig Gedanken über Nachhaltigkeit oder Umweltschutz und die schlechte Bezahlung der ArbeiterInnen – all das sind zu Recht Kritikpunkte, die jedoch nicht nur die Spielzeugpuppen betreffen, sondern viel mehr von all den Dingen, die in den Kinder-zimmern Einzug gehalten haben.
Ob der Barbie-Film, der im Juli in die Kinos kommt, hauptsächlich zu positiver oder negati-ver Kritik führt, wird sich zeigen. So oder so, die rosarote Plastikwelt wird nicht aus den Fugen geraten.
Zur Autorin
Ungewöhnliche Trends und wenig Alltägliches - von leichter Hand präsentiert: Dem hat sich Passion Author Hanna E. Lore buchstäblich verschrieben.