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Stefan Leitl Geschäftsführer Leitl Ziegel
Stefan Leitl Geschäftsführer Leitl Ziegel
Leitl Ziegel

Stefan Leitl: Wie eine plötzliche Vollbremsung

27.02.2025 um 08:54, Jürgen Philipp
2 min read
Stefan Leitl, Geschäftsführer von Leitl Ziegel, über die vergangenen Jahre, vorsichtigen Optimismus und wie sich Sparprogramme auswirken könnten.

Ihre Branche wurde in den vergangenen Jahren so hart wie kaum eine sonst getroffen: Energie­kosten, Absturz der Baukonjunktur etc. Wie haben Sie die letzten ­Jahre erlebt bzw. wie ist es Ihnen gelungen, diese harte Zeit zu überstehen?
Stefan Leitl: Die letzten Jahre waren für uns eine enorme Herausforderung – wie eine plötzliche Vollbremsung. Der zuvor überhitzte Markt ist fast vollständig eingebrochen, und die stark gestiegenen Energiekosten haben unseren energieintensiven Betrieb zusätzlich massiv belastet. Wir spürten die Auswirkungen sowohl im Ziegel- als auch im Betonbereich, ebenso in den Ländern unserer Tochterfirmen, Slowenien und der Slowakei. Um uns rasch an die neuen Gegebenheiten anzupassen, haben wir Schichten reduziert, Arbeitszeiten angepasst, offene Stellen nicht nachbesetzt und ein striktes Kostensparprogramm umgesetzt. Das verlangt unseren Mitarbeitern viel ab. Wesentlich geholfen hat uns in dieser Zeit eine offene und ehrliche Kommunikation innerhalb des Unternehmens. Die Verbundenheit und Loyalität unserer Mitarbeitenden haben dabei eine Schlüsselrolle gespielt.

Mit fallenden Zinsen erhofft man sich wieder einen Auftrieb der Baubranche. Sehen Sie daher Licht am Ende des Tunnels oder wird es noch länger dauern, bis sich die Branche erholt?
Leitl: Eine belastbare Prognose ist derzeit schwierig, da die gesamte Branche noch von Unsicherheit geprägt ist und wir weiterhin auf Sicht fahren. Erste ­vorsichtige Schätzungen deuten auf einen leichten Aufschwung ab 2026 hin. Wir sind davon überzeugt, dass es mittelfristig wieder zu mehr Bautätigkeit kommen wird, da Wohnraum weiterhin benötigt wird. Allerdings wird sich die Branche deutlich langsamer erholen, als sie eingebremst wurde. Fallende Zinsen und der Wegfall der KIM-Verordnung werden diese Entwicklung unterstützen, doch ein Niveau wie 2022 oder davor ist in den nächsten Jahren nicht mehr zu erwarten.

Einer der größten ­Bauherren ist nach wie vor der Bund. ­Aktuell will man massiv einsparen bzw. ­Förderungen streichen. Trifft Sie das direkt oder indirekt? 
Leitl: Einsparungen und Kürzungen durch Bund und Land werden uns, ­insbesondere im sozialen Wohnbau und Kommunalbau, treffen. Die reduzierte Förderlandschaft wird sich unweigerlich auf die Investitionsbereitschaft von Bauträgern auswirken und die Bautätigkeit weiter dämpfen. ­Unsere Wünsche an die Regierung betreffen vor allem die Vielzahl wirtschafts­verhindernder Reglementierungen und 
Verordnungen. Wir sehen uns zunehmend mit neuen Herausforderungen konfrontiert, die es immer schwieriger machen, einen Industriestandort in Mitteleuropa erfolgreich zu führen. ­Zusätzlich braucht es eine klare Posi­tio­nierung, wie die zukünftige Energieversorgung des Landes gestaltet ­werden soll – nur mit diesem Master-Plan bekommen wir Planungssicherheit für die erforderlichen technologischen Innovationen. Die dringend ­benötigten Verwaltungs­reformen bleiben aus, stattdessen ersticken wir an bürokratischen Vorgaben. Schließlich hoffen wir auf eine bald entscheidungs­fähige Bundesregierung für die Umsetzung dringend notwendiger ­Maßnahmen zur Wiederbelebung des Wohnbaus. Vor allem die befristete Einführung einer Mehrwertsteuerrückvergütung für den privaten ­Bauwerber ist uns einmal mehr ein ­großes Anliegen. 

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