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Zwei Männer sitzen auf Anklagebank in Leoben
Für zwei Männer endet ihre Unternehmerkarriere vor Gericht.
Für zwei Männer endet ihre Unternehmerkarriere vor Gericht.
Ingrid Kornberger/APA

Brandanschlag: Familie nur knapp dem Tod entkommen

06.08.2024 um 15:51, Marcel Toifl & APA, Red
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Eine Familie rettet sich durch eine Wand aus einem brennendem Gebäude. Zwei Männer sind wegen Brandstiftung und versuchtem Mord angeklagt.

Zwei Männer müssen sich am Dienstag am Landesgericht Leoben wegen Brandstiftung und mehrfachen versuchten Mordes verantworten. Die beiden sollen in der Nacht zum 5. März ihren Friseursalon im obersteirischen Liezen angezündet haben, um 30.000 Euro Versicherungsprämie zu kassieren. Eine Familie im ersten Stock konnte sich nur durch Einschlagen einer Mauer in Sicherheit bringen. Einer der Angeklagten hat überraschend die Tat gestanden.

Brandstiftung und Explosion

Die Staatsanwaltschaft sieht den Fall als klar erwiesen: Beide Angeklagte waren in finanziellen Schwierigkeiten und haben die Versicherungssumme als Ausweg aus ihrer Misere gesehen. Brandbeschleuniger haben sie im Lokal deponiert. In der Nacht ist der 39-Jährige mit einem geliehenen Auto zum Geschäft gefahren und hat den 19-jährigen Mitangeklagten aussteigen lassen. Überwachungsvideos und Zeugenaussagen belegen, dass der jüngere Mann das Feuer gelegt hat und dann zum Parkplatz gelaufen ist. Es ist zu einem "explosionsartigen Knall", gekommen, wodurch sogar Fensterscheiben des gegenüberliegenden Gebäudes zerklirrt sind.

Flucht der Familie

Eine achtköpfige Familie, die über dem Geschäft gelebt hat, hat nicht mehr über das Stiegenhaus flüchten können. Sie schlugen eine Trockenbauwand mit einem kleinen Hammer ein und flohen so in die Nachbarwohnung. Wäre dies nicht gelungen, hätte jemand sterben können, so der Ankläger, der daher wegen versuchten Mordes anklagte. Der Sachschaden am Mehrparteienhaus beläuft sich auf rund 800.000 Euro.

Widersprüche entdeckt

Beide Angeklagte stritten zunächst jegliche Beteiligung ab. Der 19-Jährige behauptete, er sei in Oberösterreich gewesen und habe dort geschlafen, nachdem ihm etwas in sein Getränk gemischt worden sei. Der 39-Jährige gestand, in Liezen gewesen zu sein und den jüngeren Mann vor dem Geschäft abgesetzt zu haben, wusste aber angeblich nichts vom Feuer. Er brachte eine Drogenbande ins Spiel, die ihm schaden wolle. Der Richter zweifelte an der Geschichte vom geplanten Autokauf um 1.00 Uhr in der Nacht.

Geständnis unter Druck

Nach intensiver Befragung gestand der 19-Jährige schließlich, das Feuer gelegt zu haben. "Wir haben es gemeinsam gemacht. Es tut uns sehr leid", sagte er und belastete den 39-Jährigen, der ihn angeblich gezwungen habe. Der ältere Angeklagte blieb bei seiner Aussage, nur den Mitangeklagten abgesetzt zu haben. Dienstagnachmittag werden noch Zeugen befragt. Die Schlussplädoyers und Urteilsverkündung sind für Mittwoch geplant.

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