Trauer: Richard Lugner ist tot

Wie die Kronen Zeitung zunächst berichtet hat, ist es am Montagmorgen in der Villa des Lugner City-Gründers zu einem Rettungseinsatz gekommen. Rettungskräfte hätten noch versucht, den 91-Jährigen zu reanimieren. Eine offizielle Bestätigung ist noch ausständig.

Gesundheitlich angeschlagen

In den vergangenen Monaten hatte Richard Lugner vermehrt mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Erst im Juli musste er erneut am Herzen operiert werden. Den umtriebigen Unternehmer und Society-Löwen konnte das aber nicht stoppen. Zwar im Rollstuhl, aber nichtsdestotrotz gab er bereits Mitte Juli sein Society-Comeback bei den Seefestspielen in Mörbisch.

Große Pläne

Erst Anfang Juni hatte Lugner seiner Simone im Wiener Rathaus das Ja-Wort gegeben. Im Herbst hätte die kirchliche Hochzeit im Stephansdom stattfinden sollen. Auch seinen 92. Geburtstag im Oktober wollte der gern gesehene Society-Gast gebührend feiern.

Society-Löwe

Schnell machte sich der gelernte Bauingenieur aber nicht nur einen Namen in der Branche, nein, auch in der Boulevardpresse sollte sich der in jungen Jahren als schüchtern beschriebene Wiener sein Stammplatzerl sichern.

Weniger als mit seinen Bauprojekten drückte Richard Lugner der Society der Stadt seinen Stempel auf. Wo was los war, war auch Mörtel. Zu seinen Glanzzeiten hatte man das Gefühl, dass es ohne den charmanten Austro-It-Boy gesellschaftlich in Wien so gar nicht mehr ginge. Kein Wunder: Quasi im Alleingang füllte der "King of Klatschspalte" ganze Gossip-Seiten.

Dabei hat sich Lugner selbst nie sonderlich ernst genommen. Selbstironisch und mit unbedarfter Leichtigkeit an der Grenze zum Fremdschäm-Alarm (wie könnten wir musikalische Gusto-Stückerl wie "I bin da Lugner, olé olé" vergessen?) hat er seinen Ruf als Adabei und Reality-Star sorgsam kultiviert.

Bewegtes Leben

Langweilig war dem Mörtel nie. Geboren am 11. Oktober 1932 hat Richard Siegfried Lugner bereits in jungen Jahren eine Karriere im Bauwesen eingeschlagen. Nach Erlangen des Baumeistertitels gründet der damals 31-Jährige sein erstes Bauunternehmen. Zunächst spezialisiert er sich auf die Errichtung von Tankstellen, bald schon auf die Revitalisierung von Altbauten. Während andere um Großaufträge gieren, generiert der geduldige Unternehmer einen etablierten Kundenstamm. Bald schon realisiert er als einer der führenden Baumeister Projekte wie die Errichtung der Wiener Moschee oder die Renovierung des Stadttempels der jüdischen Kultusgemeinde Wien. 1990 eröffnet er die heute weit über die Grenzen Wiens hinaus bekannte "Lugner City". Sie sollte bis zum Schluss sein absolutes Herzensprojekt bleiben.

Willkommen bei den Lugners

Bildhaftes Zeugnis davon legt seine eigene Reality-Soap ab. Nach dem Vorbild der Sendung "The Osbournes" hat Lugner Österreich auf eine Reise durch sein Privatleben mitgenommen. In ganzen neun Staffeln hat der Lebemann ATV-Zusehern von Scheidung bis Liebesglück intime Einblicke gegeben. Damit nicht genug: Mit dem Spin-Off "Mörtel sucht das Glück" hat sich Lugner sein eigenes Dating-Format geschaffen.

Lugner und die Liebe

In der Liebe hat Lugner nichts anbrennen lassen, könnte man sagen. Ganze sechsmal hat sich der hehre Bauherr vor den Traualtar gewagt.

Lugner goes Politik

2016 vernimmt Lugner nämlich den Ruf der Politik. Society und Baugewerbe alleine reichen nicht mehr, er strebt erneut ein Amt in der Politik an. Und es wäre nicht Lugner gewesen, wäre es nicht gleich das Amt aller Ämter gewesen: Von der Lugner City soll es direkt in die Wiener Hofburg gehen. Bereits 1998 kandidiert Lugner erstmals für das Amt des Bundespräsidenten. Stolze 9,9 Prozent der Stimmen kann der ambitionierte Bauherr damals auf sich vereinen. Ansporn genug, eine eigene Partei zu gründen. "Die Unabhängigen" erweisen sich bei den Wählern als Flop. Mit gerade einmal einem Prozent der Stimmen verpasst das Projekt von Richard und seiner damaligen Frau Christina "Mausi" Lugner den Sprung ins Parlament nicht mal knapp. Auch 2016 muss er sich mit gerade einmal 2,3 Prozent der Stimmen politisch geschlagen geben.

Wiener Opernball

In puncto PR kann man den kühnen Ausritt durchaus als Erfolg verbuchen. Für Marketing hatte Mörtel schon immer ein bemerkenswertes Händchen. Keine andere Persönlichkeit etwa hat es geschafft, die gesellschaftliche Institution Österreichs, den Wiener Opernball, so sehr mit seiner Person zu verknüpfen wie der gewiefte Wiener Unternehmer. Mit seiner klugen Einladungstaktik hat Lugner dem Opernball zu einer gehörigen Portion Glamour verholfen. Brigitte Nielsen, Sophia Loren, Kim Kardashian und Paris Hilton waren nur einige der Stars und Sternchen, die am Arm des Society-Löwen den roten Teppich der Staatsoper entlang schwebten.

Umtriebig bis zum Schluss

Bis zuletzt hat Lugner kein Society-Event ausgelassen, Auftritte auf dem großen wie kleinen gesellschaftlichen Parkett waren sein Lebenselixier. Nun hat der Bauherr seinen endgültig letzten Auftritt absolviert. Eines steht fest: Nicht nur der österreichischen High Society wird "Mörtel" auf alle Fälle fehlen!