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Wifo von Außen
Österreich befindet sich das dritte Jahr in Folge in Rezession.
Österreich befindet sich das dritte Jahr in Folge in Rezession.
APA/Themenbild

Prognose-Schock: Österreichs Krise schlimmer als gedacht

27.03.2025 um 11:31, Stefanie Hermann & APA, Red
3 min read
Die aktuellen Zahlen lassen Schlimmes vermuten. Österreich steckt in einer Wirtschaftskrise. Forscher warnen vor „einem verlorenen Jahrzehnt”.

Die längste Rezession der Zweiten Republik hält an. Gebremst wird Österreichs Wirtschaft durch schwache Industrie-Exporte, Konsumzurückhaltung, Sparpläne der neuen Regierung sowie US-Zölle. Wifo und IHS haben am Donnerstag ihre Konjunkturprognose für 2025 massiv gesenkt und erwarten ein drittes Rezessionsjahr. Im Dezember ging man noch von einem Wirtschaftswachstum von 0,6 bzw. 0,7 Prozent für heuer aus, nun wird ein Rückgang um 0,3 bzw. 0,2 Prozent prognostiziert.

Die heimische Wirtschaft hat sich im EU- und OECD-Vergleich zuletzt am schwächsten entwickelt. Im Jahr 2023 schrumpfte das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Österreich um 1,0 Prozent und 2024 um 1,2 Prozent.

Schwaches BIP

„Österreich steckt in einer Wirtschaftskrise”, sagte Wifo-Direktor Gabriel Felbermayr bei der Präsentation der Konjunkturprognose in Wien. Die Krise sei „zu einem Teil strukturell” und „hausgemacht”, die neue Bundesregierung müsse „mutige Strukturreformen” angehen. Der Wifo-Chef warnte vor einem Jahrzehnt ohne Wachstum, einer „lost decade” in Österreich, wenn die Regierung nicht entschlossen handelt.

IHS-Chef Holger Bonin unterstützt den „Weckruf” von Felbermayr „uneingeschränkt”. Es brauche „ein Paket ambitionierter Reformen” und „eine nationale Kraftanstrengung”. Österreich habe es „zum Gutteil selbst in der Hand die Probleme zu lösen”, erklärte Bonin.

Budget im Minus

Das Budgetdefizit soll 2025 erneut die Maastricht-Grenze von 3 Prozent des BIP überschreiten und trotz Sparpaket bei 3,3 Prozent (Wifo) bzw. 3,2 Prozent (IHS) liegen. „Die Budgetkonsolidierung durch die neue Bundesregierung dämpft dabei das Wachstum um 0,3 Prozentpunkte”, rechnet das Institut für Höhere Studien (IHS) in der Konjunkturprognose vor.

Teuerung bleibt

Nach den Rekord-Inflationsjahren 2022 und 2023 mit 8,6 Prozent und 7,8 Prozent sank die Teuerung 2024 auf 2,9 Prozent und soll heuer bei 2,7 Prozent (Wifo) bzw. 2,9 Prozent (IHS) liegen. Das Auslaufen der Strompreisbremse, der Anstieg der Netzentgelte bei Strom und Erdgas und die Anhebung von Erneuerbaren-Förderung und CO2-Steuer haben die Teuerung in Österreich Anfang 2025 deutlich steigen lassen. Die Wirtschaftsforscher rechnen im weiteren Jahresverlauf aber mit einer rückläufigen Inflationsrate.

Arbeitsmarkt hält

Der Arbeitsmarkt erweist sich laut Wifo-Ökonomen „angesichts der Dauer und Schwere der Rezession als relativ robust”. Das IHS sieht das ähnlich: „Im historischen Vergleich erweist sich die Arbeitsmarktlage immer noch als recht stabil”. Für heuer wird ein Anstieg der Arbeitslosenrate nach nationaler Berechnung um 0,3 bzw. 0,5 Prozentpunkte auf 7,3 bzw. 7,5 Prozent erwartet.

Unsichere Aussichten

Die IHS-Ökonomen weisen auf „gravierende Abwärtsrisiken” für die Konjunkturprognose hin. Die politische Unsicherheit sei seit der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten „stark gestiegen”. „Erratische Änderungen” in der internationalen Wirtschaftspolitik - u. a. US-Zollpolitik - würden die Prognose erschweren, so das Wifo. Auch durch das deutsche Milliarden-Finanzpaket und die geplante EU-Aufrüstung steige die Prognoseunsicherheit zusätzlich.

Hoffnung 2026

Sollte sich die österreichische und die globale Wirtschaft im laufenden Jahr so wie derzeit prognostiziert entwickeln, dann wird laut Wifo und IHS 2026 der lang erwartete Aufschwung kommen. Das Wirtschaftswachstum soll im kommenden Jahr dann 1,2 Prozent bzw. 1,1 Prozent betragen. Die Inflation wird 2026 laut Prognose deutlich auf 2,1 bzw. 2,0 Prozent zurückgehen, die Arbeitslosenrate leicht auf 7,1 bzw. 7,3 sinken.

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