Paukenschlag: Kickl macht ÖVP offenes Angebot
Inhalt
- Vorwurf an Nehammer
- Freundschaftsangebot an Nehammer
- Vertrauensbildung möglich
- FPÖ legt konkreten Plan vor
Wenig freundliche Worte fand ÖVP-Chef Karl Nehammer nach seinem Gespräch mit Herbert Kickl. Im Gegenteil: Erneut hat er bekräftigt, Kickl für ein Sicherheitsrisiko und die FPÖ unter seiner Führung für nicht regierungsfähig zu halten. Knapp 24 Stunden später nimmt jetzt auch der FPÖ-Chef Stellung – und macht eine deutliche Ansage. "Der Wählerwille darf niemals ignoriert werden", hieß es bereits in der Ankündigung des Statements. "Die ÖVP ist eingeladen, auf einen konstruktiven Weg zu wechseln." Was genau er darunter versteht, macht er in einem weiteren Statement klar. Neben den vergleichsweise zahm ausfallenden Angriffen gegen Nehammer ("gekränkter Wahlverlierer") lässt Kickl mit Details aus dem Vieraugengespräch aufhorchen.
Vorwurf an Nehammer
Gleich zu Beginn der Konferenz verteilt Kickl eine geheimnisvolle "Mappe" zum persönlichen Gespräch mit Nehammer. Dass Nehammer bereits unmittelbar nach dem Gespräch vor die Presse getreten ist, findet Kickl "seltsam". Er hätte weder eine Überlegungsphase, noch Zeit für die Rücksprache mit der eigenen Partei gehabt. "Man hat irgendwie das Gefühl, als würde da jemand für seine eigenen persönlichen Interessen laufen und nicht für die Interessen des Landes." Nehammer sei im Wahlkampfmodus hängengeblieben. "Ich habe einen gekränkten und beleidigten Wahlverlierer gehört." Statt Zukunftsaussichten wären in Stellungnahme und Gespräch Stehsätze und Phrasen gefallen.
"Ich bin mir sicher, dass der Text für die Nehammer-Pressekonferenz gestern geschrieben war, bevor wir unser erstes Wort gewechselt haben. In unserem Gespräch habe ich die gleichen Bausteine, die gleichen Sätze gehört." Zweck sei, die Zusammenarbeit mit der FPÖ, um jeden Preis zu verhindern. "Es könnte ja etwas herauskommen, und dann wäre er seinen geliebten Kanzlerposten los."
Freundschaftsangebot an Nehammer
Die Unterredung bezeichnet Kickl als „erhellend“. Er selbst habe in dem Gespräch versucht, eine gemeinsame Ebene zu finden, anhand von Fakten und gemeinsamer Sichtweisen. Zudem sei es ihm auch darum gegangen, das Gemeinsame vor das Trennende zu stellen. Weiters habe Kickl auch versucht, auf Beziehungsebene eine „Entkrampfung“ herbeizuführen. Man solle den Blick in die Zukunft richten und nicht in die Vergangenheit. Man solle sich darauf einigen, dass eine Zusammenarbeit nicht nur unter Freunden möglich sein muss, sondern auch auf neutraler Ebene.
Auch beim Bergsteigen würden unterschiedliche Persönlichkeiten und Konkurrenten sich für ein gemeinsames Ziel zusammenschließen, um Unterschiede hintanzustellen. Nur so könne man Ziele erreichen, die man alleine nicht schaffen könnte. "Aus so etwas kann auch Kameradschaft, ja sogar Freundschaft entstehen", ist der FPÖ-Chef sicher.
Vertrauensbildung möglich
Kickl sieht keinen Grund, nicht in gemeinsame Verhandlungen zu gehen. Er wolle das, auch die FPÖ wolle das. "Ich habe die positive Dynamik eines solchen Prozesses 2017 selbst erlebt", die Verhandlungen mit Sebastian Kurz und seinem Team seien wertvoll und prägend gewesen. Natürlich habe es nach dem harten Wahlkampf Misstrauen und Belauern gegeben, das sei normal in einem Verfahren der Annäherung. Mit jeder Zusammenkunft sei es ein weiteres Aufeinander-Zugehen und ein besseres Verstehen geworden.
Durch die Vielzahl der Personen, die beteiligt waren, habe sich ein Vertrauensnetzwerk und -geflecht entwickelt. Das gehe nur dann nicht, wenn man es gar nicht erst versucht, wenn man es im Keim erstickt, ist Kickl überzeugt: „Und ich glaube, genau das ist der Plan.“
FPÖ legt konkreten Plan vor
Kickl überrascht mit einem konkreten Plan. Nicht nur hat er Nehammer einen konkreten Plan zur Zusammenarbeit, den er auch in der Mappe ausgehändigt hat, ausgearbeitet. Detailliert hat die FPÖ bereits Vorschläge zu Inhalten, Terminen und Prämissen vorgelegt, die heute auch veröffentlicht wurden.
Einer Zusammenarbeit stehe aus Sicht der Freiheitlichen nichts entgegen, auch in der ÖVP orte man einen Willen dazu. Das Problem sieht Kickl eindeutig in der Person Nehammer. Spekulieren, ob es zu einem Wechsel an der Spitze der Volkspartei kommt, möchte er aber nicht.
Das Gespräch sei aber gut gewesen, bekräftigt Kickl auf Nachfrage. Es bestehe durchaus noch Möglichkeit, dass sich die Situation entkrampft.