Schockprognose: Österreich droht neue Rezession
Inhalt
- Kein Aufschwung in Sicht
- Warnung vor radikalem Kurs
- Neue Steuern und Kostensenkungen
- Knackpunkt in Koalitonsverhandlung
Die neuen Prognosen geben weiter Anlass zum Stirnrunzeln: Wirtschaftsforscher von Wifo und IHS senken die Wachstumsaussichten drastisch. Statt dem erhofftem Aufschwung stehen 2025 und 2026 nur magere 0,6 bis 0,7 Prozent Wachstum auf dem Programm. Die düsteren Aussichten kommen zur Unzeit: Ohne rasche Eingriffe schießt das Budgetdefizit auf über 4 Prozent des BIP – weit über die EU-Schuldenregeln hinaus.
#BreakingNews: "Die wirtschaftspolitische Unsicherheit in Österreich ist hoch. Im Prognosezeitraum ist mit erheblichen Einsparungen in den öffentlichen Haushalten zu rechnen, deren Auswirkungen derzeit nicht abschätzbar sind", so @GFelbermayr. 1/13 https://t.co/seeheZKWgr pic.twitter.com/ETpc1uAUIl— WIFO (@WIFOat) December 20, 2024
Kein Aufschwung in Sicht
"Die heimische Wirtschaft hat strukturelle Probleme, und es gibt bisher keine Signale für einen starken Aufschwung", warnen die Experten. Besonders düster sieht es für die Arbeitslosenquote aus, die auf 7,4 Prozent steigen soll. Die Inflation entspannt sich zwar auf unter drei Prozent. Die Belastungen der Vorjahre werden aber weiterhin aufs Börserl und damit den Konsum drücken. 2024 ist der private Konsum um einen weiteren Viertelprozentpunkt gefallen.
Warnung vor radikalem Kurs
Das drohende EU-Defizitverfahren ist da fast schon das kleinere Problem. Im Gegenteil: Wifo-Chef Gabriel Felbermayr und IHS-Chef Holger Bonin warnen davor, zu radikal auf die Ausgabenbremse zu drücken. Ein radikaler Sparkurs könnte laut Wifo das Wachstum sogar ins Negative stürzen. "Eine sprunghafte Reduktion des Defizits würde das BIP-Wachstum um bis zu einem Prozentpunkt dämpfen", so Felbermayr. Gleichzeitig aber belasten steigende Sozialausgaben und Pensionen das Budget weiter. "Schon ohne Budgetsanierung sind die Wachstumsaussichten bescheiden", attestiert der Wifo-Chef.
Kommentar zur Konjunktur von @GFelbermayr
Das gesamte Statement des #WIFO-Direktors im Rahmen der Pressekonferenz zur Winterprognose 2024 wird im Wortlaut veröffentlicht.
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13/13 pic.twitter.com/ZBUDYIyQRU— WIFO (@WIFOat) December 20, 2024
Neue Steuern und Kostensenkungen
Die kommende Regierung steht also vor einer Zwickmühle: Während Ausgaben drastisch gesenkt werden müssten, würde ein Zuviel den Konsum bremsen. Neue Steuern könnten bei der Budgetsanierung helfen, könnten aber umgekehrt zulasten von Unternehmen, Investitionen und Wirtschaftsstandort gehen.
Die Wirtschaftsexperten von Wifo und IHS raten zu einem mutigen, wie auch vorsichtigen Sparkurs, um das fragile Wirtschaftswachstum nicht zu gefährden – eine Herkulesaufgabe.
Knackpunkt in Koalitonsverhandlung
Ob ÖVP, SPÖ und NEOS in den knirschenden Koalitionsverhandlungen eine gemeinsame Linie finden, bleibt zur Stunde mehr als fraglich. Während ÖVP uns NEOS kostenseitig sanieren wollen, drängt die SPÖ auf neue Abgaben. Die Wirtschaftsforscher sind skeptisch. "Angesichts des hohen Budgetdefizits ist zumindest mittelfristig mit Kürzungen der Staatsausgaben und einer Anhebung von Steuern und Abgaben zu rechnen", fasst Felbermayr salomonisch zusammen. Die SPÖ müsste sich von zu vielen Ideen neuer Steuern verabschieden, zeitgleich müsse sich auch die ÖVP damit anfreunden, dass es ohne neue Abgaben gehen könnte. Die Einführung einer neuen Grundsteuer wäre eine gangbare Möglichkeit.