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Der Wiener FPÖ-Chef Dominik Nepp schießt scharf gegen die Tageszeitung "Der Standard".
Der Wiener FPÖ-Chef Nepp will dem Standard die Presseförderung streichen.
Der Wiener FPÖ-Chef Nepp will dem Standard die Presseförderung streichen.
Michael Indra / SEPA.Media / picturedesk.com

"Scheißblatt": FPÖ-Nepp attackiert Zeitung

15.01.2025 um 10:59, Stefanie Hermann
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Nach der Veröffentlichung eines heimlichen Gesprächsmitschnitt gehen die Wogen hoch. Der Wiener FPÖ-Chef Dominik Nepp attackiert den Standard scharf.

Ein heimlich aufgenommener Mitschnitt eines FPÖ-Stammtisches bringt die Partei erneut in die Schlagzeilen. Die veröffentlichten Aussagen sorgen nicht nur für Empörung bei der Opposition, sondern auch für eine wütende Reaktion des Wiener FPÖ-Chefs Dominik Nepp. Mit einem abwertenden Kommentar auf „X“ (ehemals Twitter) hat er die Diskussion zusätzlich angeheizt.

Brisante Enthüllungen im Mitschnitt

Die Aufnahmen, die bei einem FPÖ-Stammtisch am 8. Januar in Wien-Simmering heimlich gemacht wurden, wurden von „Der Standard“ veröffentlicht. Darin zu hören: FPÖ-Politiker Markus Tschank bezeichnete die ÖVP als „jämmerlich“ und sprach von einem „Regierungsverbot“ für den möglichen Koalitionspartner. FPÖ-Nationalratsabgeordneter Harald Stefan lobte die Strukturen der Taliban und schlug vor, diesen Geld anzubieten, um Flüchtlinge zurückzunehmen. Auch ein EU-Austritt Österreichs wurde angesprochen, wenn auch nur als „theoretische Option“.

FPÖ relativiert

Die FPÖ verteidigte sich mit der Erklärung, bei Stammtischen sei die Rhetorik oft bewusst überspitzt. Gleichzeitig kritisierte die Partei die heimlichen Aufnahmen scharf. FPÖ-Wien-Sekretär Lukas Brucker sprach von „illegalen Stasi-Methoden“. Der FPÖ-Klub bezeichnete die Berichterstattung als gezielte Kampagne gegen die Partei.

Dominik Nepp attackiert Standard

Für besonderen Wirbel sorgte jedoch ein Tweet von Dominik Nepp. Der Wiener FPÖ-Chef schreibt auf X (vormals Twitter): „5 gute Jahre, wenn es mit diesem ‚Scheißblatt‘ endlich vorbei ist." Der nachgesetzte Hashtag wird unter Journalisten als Drohung aufgefasst: #presseförderungnurnochfürechtequalitätsmedien.

Nepps Forderung nach einer Kürzung der Presseförderung für „Der Standard“ wird unter anderem vom FPÖ-EU-Abgeordnetem Harald Vilimsky geteilt, der sich der Anti-„Standard“-Kampagne anschließt. "Also ich will den ‚Standard‘ nicht mal am Häusl", greift er ein Posting von Gerald Grosz auf, der die Zeitung als „lachrosafarbenes Häuslblatt“ bezeichnet. Sein Vorwurf: Das Medium würde nicht informieren, sondern aus einer „linken Ecke heraus“ kampagnisieren.

Opposition schlägt Alarm

Kritiker fürchten eine erste gezielte Untergrabung der Pressefreiheit. Die Opposition reagiert naturgemäß empört auf die Enthüllungen und die nachfolgenden Aussagen der FPÖ-Spitzen. SPÖ-Bundesgeschäftsführer Klaus Seltenheim sprach von einer Partei, die „vor Hass und Aggression trieft“, sobald sie sich unbeobachtet fühle. Grünen-Chef Werner Kogler kritisierte besonders die Taliban-Äußerungen und warf der FPÖ vor, Brücken zu Terrorregimen zu bauen, während sie gleichzeitig Österreich aus der EU drängen wolle. „Das ist nicht nur eine Gefahr für die Demokratie, sondern ein klares Zeichen dafür, dass die FPÖ keine Verantwortung übernehmen sollte,“ so Kogler. Die Opposition forderte klare Stellungnahmen von FPÖ-Chef Herbert Kickl und dem potenziellen Koalitionspartner ÖVP.

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