Nach Rücktritt: Markus Figl wird neuer ÖVP-Chef
- Umkämpfte Nachfolge
- Lagerbildung: Figl gegen Resch
- Markus Figl: Ruhige Hand mit prominentem Namen
- Herausforderung für Figl: Partei neu aufstellen
Nach dem deutlichen Absturz bei der Gemeinderatswahl hat Karl Mahrer einen Tag nach der Wahl seinen Rücktritt als Wiener ÖVP-Chef erklärt. In einer unerwartet langen Sitzung des Parteipräsidiums wurde am Montagabend Markus Figl, Bezirksvorsteher der Inneren Stadt, zum neuen geschäftsführenden Landesparteiobmann gewählt.
Umkämpfte Nachfolge
Die Nachfolgefrage war innerhalb der Partei hart umkämpft. Markus Figl und Daniel Resch, Bezirksvorsteher von Döbling, lieferten sich eine Kampfabstimmung, die mit einem Patt von 12:12 endete. Erst nach stundenlangen Verhandlungen einigten sich die Gremien: Figl übernimmt die Führung der Partei, Resch wird die anstehenden Sondierungsgespräche mit der SPÖ leiten.
Lagerbildung: Figl gegen Resch
Die Wahl war auch Ausdruck innerparteilicher Lagerbildung. Figl galt als Favorit von Karl Mahrer, während Resch die Unterstützung prominenter Parteigrößen wie Ex-Kanzler Sebastian Kurz und Wirtschaftskammerpräsident Walter Ruck hinter sich wusste. Letzterer pflegt zudem enge Kontakte zu Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ).
Resch ist seit 2018 Bezirksvorsteher von Döbling. Der 35-Jährige gilt als volksnah und moderner im Auftreten als Figl. Er wird eine zentrale Rolle in den kommenden Koalitionsverhandlungen spielen und ist im Erfolgsfall als möglicher Vizebürgermeister oder Stadtrat vorgesehen. „Die Volkspartei ist personell geschlossen und inhaltlich sehr gut vorbereitet. Wir haben klare Vorstellungen über unsere inhaltlichen Schwerpunkte und gehen mit Ernsthaftigkeit und Professionalität in die Sondierungsgespräche mit der SPÖ”, sagt Resch zu seiner neuen Aufgabe. "Wir sind bereit, Regierungsverantwortung in Wien zu übernehmen.“
Markus Figl: Ruhige Hand mit prominentem Namen
„Ich nehme die Aufgabe mit großer Demut an und bedanke mich bei den Präsidiumsmitgliedern der Wiener Volkspartei. Und wir gehen mit klaren Vorstellungen in die Sondierungsgespräche mit der SPÖ – ich freue mich, dass Daniel Resch zum Chefverhandler gewählt wurde und unser Team in den Gesprächen anführen wird!“
Mit Figl zieht ein prominenter Name an die Spitze der Partei: Der Wiener ist der Großneffe von Leopold Figl, dem ersten Bundeskanzler der Zweiten Republik. Seit 2015 ist er Bezirksvorsteher der Inneren Stadt. Der 51-jährige Jurist gilt als ruhiger, zurückhaltender Politiker, der für einen betont bürgerlichen und traditionsbewussten Stil steht. Innerhalb der Partei galt er lange als verlässlicher Verwaltungsprofi, der in Konflikten eher ausgleichend als konfrontativ auftritt. In der aktuellen Lage wird von ihm erwartet, sowohl Stabilität zu bringen als auch neue Impulse zu setzen.
Herausforderung für Figl: Partei neu aufstellen
Und die sind dringend nötig. Die Wiener ÖVP ist sowohl personell als auch programmatisch schwer angeschlagen. „Wir haben den Blick nicht nur auf die gestrige Wahl geworfen, sondern vor allem auf die Zukunft der Volkspartei”, erklärt Figl in einem ersten Statement. Ob die Partei unter seiner Führung wieder an Stärke gewinnen kann, bleibt offen. Auch die Verhandlungen mit der SPÖ bergen erhebliche Unsicherheiten. Es wird davon ausgegangen, dass der Parteigewinner die Zusammenarbeit mit den NEOS fortsetzen wird.