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Bierpartei-Gründer Dominik Wlazny alias Marco Pogo vor der Pressewand der Bierpartei.
Bierpartei-Gründer Wlazny zeigt sich mit der Unterstützung zufrieden.
Bierpartei-Gründer Wlazny zeigt sich mit der Unterstützung zufrieden.
Die Bierpartei/Rafael Bittermann

Jetzt schäumt's: Wlazny über Zukunft der Bierpartei

27.03.2024 um 10:01, Stefanie Hermann
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Casting am Stammtisch: Die Bierpartei ist weiter auf Finanzierungs- und Mitgliedersuche. Daneben braut das Team um Wlzany ihr Polit-Menü zusammen.

Es ist ein ambitioniertes Ziel, dass sich die Bierpartei gesteckt hat. Über eine Million Euro will man bis Ende April für den Antritt zur Nationalratswahl sammeln; 20.000 Mitglieder will die Partei von Rockmusiker Marco Pogo dafür um sich scharren. Acht Wochen nach Ankündigung seines Vorhabens ist Parteigründer Dominik Wlazny, wie der gelernte Mediziner mit bürgerlichem Namen heißt, erneut vor die Presse getreten. "Ich will euch einen Überblick geben, was die Partei bisher auf die Reihe gebracht hat", eröffnet der Wiener seinen Zwischenstandsbericht. Er selbst sei ein ungeduldiger Mensch, der am liebsten alles gestern fertig gehabt hatte. "Wie immer am Anfang, gibt es erst einen großen Schub und dann muss man ins Kleinteilige eintauchen." Das sei nicht immer leicht, aber am Ende des Tages werde sich die akribische Aufbauarbeit auszahlen.

Aufbau von Strukturen

Wesentlicher Fokus der Partei lag in den vergangenen Wochen auf dem Aufbau von Parteistrukturen. Wie berichtet, ist die Bierpartei dazu durchs Land getingelt, um Versammlungen und erste Stammtische abzuhalten. Was Wlazny heute auch durchblicken lässt: Es dürfte nicht nur um die Werbung der nötigen Finanzierung gehen. Vielmehr hat die Partei auf den Versammlungen eine Art öffentliches Mitarbeitercasting durchgeführt. In Einzelgesprächen hat die Partei ausgelotet, was die Interessierten beruflich machen und mit welcher Expertise sie sich einbringen können und wollen.

Im nächsten Schritt sollen "Stammtische" in ganz Österreich etabliert werden. De facto schafft sich die Bierpartei damit ihren eigenen, niederschwelligen Thinktank. Das monatliche Meetingformat ist nämlich nicht nur Forum für den Austausch untereinander. Zur Diskussion gestellt werden dort auch die zentral in Wien erarbeiteten Vorhaben der Bierpartei. Umgekehrt fließt das Feedback der Foren zurück zur Zentrale.

Menü statt Parteiprogramm

Vertreten sein will die Bierpartei künftig in allen 39 Regionalwahlkreisen. "Es geht um ein Kennenlernen", wird Wlazny nicht müde zu betonen. Aktuell werden in der Zentrale Teams gebildete, die nicht nur den strukturellen, sondern auch den programmatischen Aufbau vorantreiben. Wlazny: "Des is a Murdsdrumhacken." Am Ende schwebt der unkonventionellen Politorganisation kein Parteiprogramm im klassischen Sinn, sondern ein "Menü" vor, wie Wlazny es mit Augenzwinkern nennt. Die Teams, die mit der Erarbeitung betraut sind, werden aktuell mit Fachleuten gespickt, die ihr Know-how einfließen lassen.

Kandidaten casten

Ebenso erweitert wird künftig die Kandidatenliste. Einige Namen sind bereits bekannt. Unter ihnen finden sich aktuell zwei Unternehmer, ein Rechtsanwalt, ein Event-Manager und eine Studentin, die für die Bierpartei aktuell bereits im Wiener Gemeinderat sitzt. So konkret die Kandidaten und der Prozess, so vage bleibt Wlazny weiter, wenn es um die Themen geht. Reden will er über Kinderarmut, gleicher Lohn für Frauen, Femizide, leistbares Wohnen – Themen, die er bereits im Zuge seines Bundespräsidentschaftswahlkampfes plakatiert hatte. "Damals hieß es, es sind die richtigen Themen für die falsche Wahl. Jetzt heißt es, es ist die richtige Wahl, aber keine Themen. Da kenn' ich mich manchmal selber nicht aus."

Was will Wlazny?

Anklingen lässt er, dass er wenig bis nichts vom aktuellen Schulsystem halte und sich eine Gesamtschule wünsche. Bildungseinrichtungen sollen inklusiv und vielfältig sein, keine Gebäude für die Verwahrung von Kindern. "Bildung ist für uns der Schlüssel, der die Ketten der Ungleichheit sprengt", übt sich Wlazny bereits in plakativen Polit-Pathos. "Frauen sind die Mütter aller Kinder", legt er beim Thema Gleichheit für Frauen nach. Bonmots gibt es natürlich auch für das Gesundheitssystem ("Gesundes Gesundheitssystem für alle", ohne "goldene Kreditkarte"). Bei der Pflegereform pocht er auf Personalreformen, denn "ihre Hingabe und ihre Kompetenzen sind das Fundament, auf dem das System ruht". Als Musiker ist ihm der Kulturbereich ein besonderes Anliegen, für den er "faire Entlohnung statt sporadischer Förderung" sowie einen niederschwelligen Zugang einmahnt: "Kunst und Kultur sind der Kleber, der unsere Gesellschaft zusammenhält."

Spannend wird es dann aber doch noch einigermaßen beim Thema Migration. "Die Menschenrechte sind einzementiert, darüber werden wir nicht diskutieren", leitet Wlazny wenig überraschend ein. Geregelter Zuzug sei nötig, Spielregeln und Bedingungen aber auch: So sei Deutsch eine Grundbedingung, die man getrost auch einfordern könne, und: "Wir haben einen Wertekompass, an den es sich zu halten gilt. Und damit meine ich nicht Schnitzel, Lederhose und Perchtenlauf, sondern Toleranz und Offenheit." Probleme müsse man offen benennen und darüber sprechen. Nur so könne man Angstmachern etwas entgegensetzen. Wie die genannten Schlagworte umgesetzt werden sollen, kann Wlzany allerdings noch nicht sagen. Die Antwort darauf soll an den Stammtischen erarbeitet werden.

"Im Grund unseres Herzens sind wir optimistisch. Denn was reimt sich auf Bier? Wir!", haut Wlazny am Schluss noch einmal richtig drauf.

Stand beim Finanzierungsziel

Dann wird es aber noch einmal ernst. Der Bierparteigründer gibt einen Einblick in den Zwischenstand der Kampagne. Wir erinnern uns: Ursprünglich war der Antritt der Bierpartei an das Erreichen des Finanzierungsziels gekoppelt. Nach acht Wochen habe mit rund 500.000 Euro davon knapp die Hälfte erreicht, so Wlazny "Jetzt haben wir Endspurt." Die Unterstützer brauche man nicht primär für die Finanzierung der Kampagne, sondern auch für den Einzug ins Parlament und die Zeit im Nationalrat. "Ich wiederhole mich sehr gerne: Veränderung braucht Freiheit, wir haben Bock etwas zu machen und nicht zu sudern."

Noch habe man vier Wochen Zeit, entschieden werde am 30. April. Es stimmt, man braucht nicht 20.000 Mitglieder, um ins Parlament einzuziehen, pflichtet Wlzany auf Nachfrage zu. Vorsichtig lässt er anklingen, dass man bezüglich der Zielsetzung im Fall des Falles doch etwas Flexibilität walten lassen werde. Sowohl Mitgliederzahl als auch Finanzierungsziel klingen nunmehr alles andere als in Stein gemeißelt.

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