Direkt zum Inhalt
Weekend/Steinberger-Weiß

Test: Peugeot e-Expert - "E" für Professionelle

13.09.2021 um 13:00, Lukas Steinberger-Weiß
min read
Drücke "Play" zum laden und hören
  • Lädt Sprachdatei
  • Buffering...
  • In Kürze bereit zum Abspielen
Beim Erstellen der Sprachdatei ist ein Fehler passiert
0:00 /
Selten haben wir die Blicke von Fahrern sportlicher Limousinen so genossen, als wir sie mit dem 2-Tonnen Nutzzfahrzeug an der Ampel verblasen haben. Aber abseits davon macht Peugeot mit dem e-Expert viel richtig, sofern richtig eingesetzt.

Was passiert, wenn man ein schnödes Nutzfahrzeug á la Expert mit der modernen E-Mobilität kreuzt? Zumindest beim Antrieb wirklich etwas Wunderbares. Leider haben es die Franzosen verabsäumt, auch dem Innenraum etwas Modernität mitzugeben, dazu aber später mehr. Der neue Peugeot e-Expert ist ein lupenreiner Kastenwagen mit rund 3.000 Kilo zulässigem Gesamtgewicht (Nutzlast rund 860 Kilo), dem Motor aus dem Peugeot e-208 mit 136 Pferdchen und einer 75 kWh-Batterie die für bis zu 330 Kilometer nach WLTP reichen soll. Und eines ist fix, während des Tests hat uns der e-Expert hier überrascht.

Das Design ist dem eines Kastenwagens entsprechend. Unser Testfahrzeug in der "Premium"-Ausstattung kam als Dreisitzer und einer Sonderaussstattung, nämlich einer beschichteten Holzplatte mit Anti-Rutsch-Funktion und Verkleidung der Radkästen. Also ein Lastesel für alle möglichen Szenarien, jedoch vor allem für Dienstleister die täglich Aufaden können und deren täglicher Aktionsradius um 300 Kilometer beträgt. 

Motor und Reichweite

Wie schon erwähnt erfindet Peugeot hier nichts neu und greift auf das Aggregat des e-208 zurück, welches mit maximal 136 E-Pferden daherkommt. Das klingt nach wenig, ist es aber nicht. Denn die Kraft ist quasi sofort da und die 260 Newtonmeter können sich entfalten. Damit kann man an der Ampel auch gegen Audi, BMW und Co. bestehen, wenn man es darauf anlegt und in den Power-Modus schaltet, denn ja richtig: Der e-Expert bietet drei Fahrmodi. Eco, Normal und eben Power! Den Kippschalter hat man aus 208, 508 und Co. übernommen.

Beeindruckender als der Motor ist jedoch die Batterie, die ist mit 75 kWh ordentlich dimensioniert. Nur zum Vergleich: Das kürzlich von uns getestete Volkswagen-Konzern-Trio aus VW ID.4, Skoda Enyaq und Audi Q4 e-tron bietet eine Kapazität von je 77 kWh. Peugeot ist jedoch sehr konservativ was die Reichweitenangabe angeht. Maximal 330 Kilometer sollen es sein, der Durschnittsverbrauch wird mit 24,4 - 27,3 kWh, je nach Länge und Beladung angegeben. Unser Testfahrzeug in L2, also knapp 5-Meter Länge, schaffte es im gesamten Testzeitraum diese Angabe zu unterbieten. Wir kamen nämlich im Durchschnitt mit 22 kWh pro 100 Kilometer aus (Stadt, Landstraße aber auch Autobahn mit 130 km/h). Das wäre dann auf die Batteriekapazität gerechnet sogar etwas mehr als die Werksangabe von Peugeot. Ehrlichwerweise haben wir das Fahrzeug aber auch nie bis zur Kapazitätsgrenze beladen, bei rund 3-Tonnen Gesamtgewicht sollen es laut Peugeot aber immer noch 300 Kilometer Reichweite mit einer Ladung sein. Wirklich beeindruckend und alltagstauglich. Geladen wird übrigens per CCS-Schnelladeanschluss mit bis zu 100 kW. Peugeot verspricht von 0 auf 80 Prozent in rund 50 Minuten. Da wir maximal 50 kW-Schnellader zur Verfügung hatten konnten wir den Wert nicht verifizieren. Allerdings geht die Ladegeschwindigkeit generell mehr als in Ordnung.

Cockpit und Laderaum

Etwas uninspriert fanden wir die Gestaltung des Arbeitsplatzes für Fahrer und Beifahrer. Ein wilder Stilmix aus analogen Instrumenten und Drehschalter für Klima, modernen Designschaltern für Fahrmodi-Auswahl und Gangwahl und einem heillos veralteten Radio. Jetzt wäre das grundsätzlich für ein Nutzfahrzeug mehr als genug, trotzdem haben wir 2021 und da wäre in diesem 5-Meter Schiff mit modernstem Antrieb eine Rückfahrkamera samt kleinem Infotainment doch sehr wünschenswert. Noch dazu haben wir uns von der Ausstattung "Premium", dann doch etwas mehr erwartet als wir bekommen haben. Bei aller Fairness seit erwähnt, dass es Infotainment usw.. sehr wohl für den e-Expert gibt. Warum aber genau die "Premium"-Ausstattung dann nicht damit ausgestattet ist, entzog sich dann doch unserem Verständnis. Zwei Personen haben im Cockpit problemlos Platz, der mittlere Sitz ist aber nur sehr zierlichen Personen empfohlen, da die Konsole für Gangwahl und Fahrmoduswahl sehr weit in den Sitz ragt und das Knie malträtiert.

Der Laderaum mit der vertägelten Sonderausstattung ist ordentlich. Bis zur Oberkante Rückenlehne sind es 3.061 dm3, bis zum Innendach satte 3.968 dm3. Die maximale Innenbreite beträgt 1.618 mm (Radkästen: 1.228 mm), die Innenhöhe wird mit 1.337 mm angegeben. Die Innenraumlänge beträgt bei unserem L2-Testfahrzeug 2.413 mm. Die Öffnungsbreite der Schiebetür wird von Peugeot mit 933mm angegeben, die Öffnungshöhe mit 1.181 mm. Dank der Fahrzeughöhe von 1.890 mm hatten wir in keiner Tiefgarage Probleme. Einzig die Wagenlänge von fast 5-Meter und die grauenhafte Sicht nach hinten und die fehlende Rückfahrkamera machten ausparken im Test zu einer Herausforderung.

Fazit

Der Peugeot e-Expert hat uns im Großen und Ganzen sehr gut gefallen. Vor allem der Antrieb und die Batteriekapazität ist in so einem Fahrzeug nicht nur ausreichend, sondern auch absolut sinnvoll. Typisches Anwendungsbeispiel für den e-Expert gefällig? Zum Beispiel ein Handwerksbetrieb in einer Stadt, mit Kunden in der City um im Umkreis oder ein lokales Transportunternehmen. Wichtige Voraussetzung natürlich: Das Fahrzeug sollte am Firmenstandort geladen werden können. Für Langstreckentransporte oder Betriebe mit einem täglichen Bewegungsradius über 300 Kilometer ist der e-Expert derzeit eher noch nicht zu empfehlen.

Und was kostet der leise "Nutzesel"? Der Nettopreis unseres Testwagens (L2, Premium) liegt bei  EUR 40.090,- (inklusive Sonderausstattung). Brutto sind das EUR 48.108,-.

Mehr Fotos:

more