Kleines Kraftwerk, große Wirkung
Inhalt
- Allrounder.
- Ausgewogen ernährt.
- Essenziell.
- Gut ernährt.
- Unterfunktion.
- Überfunktion.
- Kinderwunsch.
- Schilddrüsenkrebs vorbeugen?
- Gut beraten.
In der Nähe des Kehlkopfes und der Luftröhre befindet sich ein kleines, aber lebenswichtiges -Organ: die Schilddrüse. Ganz wie der Name vermuten lässt, handelt es sich um eine Drüse, deren Form mit zwei Flügeln dazu führt, dass sie im Volksmund auch als Schmetterlingsdrüse bekannt ist. Zu den Haupt-aufgaben der Schilddrüse gehört die Produktion von Hormonen, die der Körper für den Stoffwechsel und das Wachstum benötigt. Zur wichtigsten Funktion gehört die Bildung der Schilddrüsenhormone T3 und T4. Sie sind Voraussetzung für eine normale Funktion vieler Organsysteme und erhöhen je nach Bedarf den Grundumsatz und den Energieverbrauch des Körpers. Da dieser aber schwankt, bedient sich der Körper eines hormonellen Regelkreises zwischen Hypothalamus, Hypophyse im Gehirn und der Schilddrüse.
Allrounder.
Dieser Kreislauf ist komplex: Der Hypothalamus im Zwischenhirn produziert bei Bedarf ein Hormon, nämlich das TRH (Thyreotropin-Releasing-Hormon), und gibt somit den Startschuss zur Freisetzung des Thyreotropin-stimulierenden Hormons (TSH) aus der Hirnanhangsdrüse. TSH gelangt dann über das Blut zum Bestimmungsort, wo die Bildung und Freisetzung von T3 und T4 angeregt werden. Ist genügend Schilddrüsenhormon vorhanden, wird dies an die oberen Schaltzentralen rückgemeldet und die Produktion wieder gedrosselt. T3 und T4 sorgen demzufolge dafür, dass unser Körper auf Hochtouren oder auf Sparflamme läuft. Körperwärme, Mineralstoffhaushalt sowie das Wachstum von Haut, Haaren und Nägeln werden von der kleinen Drüse geregelt, außerdem beeinflusst sie die Sexualität und die Fruchtbarkeit.
Ausgewogen ernährt.
An der Bildung und Steuerung der Schilddrüsenhormone sind zahlreiche Mikronährstoffe beteiligt. Ein ausgeglichener Mikronährstoffhaushalt kann die Regulation der Schilddrüse maßgeblich unterstützen und dabei wichtige Prozesse im Körper wieder in die Balance bringen. Eine besondere Rolle spielt das Spurenelement Jod: Jod ist nämlich unbedingt erforderlich, damit die Schilddrüsenhormone T3 und T4 gebildet werden können. Der menschliche Körper kann Jod nicht selbst produzieren und auch nur sehr begrenzt speichern. Jod ist ein essenzielles Spurenelement. Das heißt: Das vom Körper benötigte Jod muss regelmäßig mit der Nahrung aufgenommen werden.
Essenziell.
Ohne Jod kein Schilddrüsenhormon. Es wird als Grundstoff für die Produktion der Schilddrüsenhormone benötigt, die unter anderem für die Regulierung von Stoffwechselprozessen verantwortlich sind und das Körper- und Organwachstum anregen. Die wichtigsten Jod-Lieferanten sind Seefische und Meerestiere. Nennenswerte Jodmengen können zudem in Milch und Eiern vorkommen, allerdings ist hier die Fütterung der Tiere ausschlaggebend. Österreich galt lange Zeit als Jod-Mangelgebiet, da die heimischen Böden jodarm sind. Als Gegenmaßnahme wird dem Speisesalz in Österreich seit 1963 Jod zugesetzt, das sogenannte jodierte Speisesalz. Vor allem in der Schwangerschaft ist eine ausreichende Jod-Versorgung wichtig.
Gut ernährt.
Für eine gesunde Schilddrüse sind eine gesunde Ernährung und insbesondere eine ausreichende Versorgung mit Spurenelementen und anderen Vitaminen wichtig. Selen ist Bestandteil von zahlreichen Enzymen und trägt zur Bildung von Schilddrüsenhormonen bei. Bei Selen-Mangel wird weniger Schilddrüsenhormon gebildet, womit die Gefahr einer Schilddrüsenunterfunktion besteht. Außerdem trägt es als Antioxidans zu einer gesunden Zellentwicklung bei. Auch Eisen ist für die optimale Verwertung und für den Einbau von Jod bei der Bildung von Schilddrüsenhormonen wichtig. Außerdem ist es unerlässlich für den Sauerstofftransport und die Sauerstoffspeicherung im Körper. Weniger bekannt ist, dass Vitamin D einen bedeutsamen Einfluss auf die Schilddrüse hat.
Unterfunktion.
Im Fall einer Hypothyreose werden von der Schilddrüse zu wenig Botenstoffe gebildet: Es mangelt an Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3). Die Folgen des Mangels sind ein verlangsamter Stoffwechsel und eine geringere Leistungsfähigkeit. Symptome des Hormonmangels können Müdigkeit, erhöhter Schlafbedarf, Antriebslosigkeit oder Konzentrationsstörungen sein. Zudem klagen Betroffene häufig über Verstopfung und eine deutliche Gewichtszunahme. Erwachsene mit Hypothyreose frieren oft, haben trockene, kühle und blasse Haut sowie brüchige Haare und Nägel. Die Schilddrüsenunterfunktion ist eine der häufigsten Stoffwechselerkrankungen. Insbesondere Frauen sind davon betroffen: Hypothyreose wird laut Robert Koch-Institut bei Frauen fünfmal häufiger als bei Männern diagnostiziert.
Überfunktion.
Im Gegensatz zur Unterfunktion kommt es bei einer Schilddrüsenüberfunktion zu einer Überversorgung des Körpers mit Schild-drüsenhormonen, medizinisch Hyperthyreose genannt. Die Schilddrüse setzt also mehr Hormone frei, als vom Körper benötigt werden. Die Symptome sind -aufgrund der zahlreichen Aufgaben der Schilddrüsenhormone vielfältig. Manchmal treten die Beschwerden abrupt auf, sie können sich allerdings auch langsam einschleichen. Zu beobachten sind Symptome wie Gewichtsabnahme trotz gleichbleibender oder sogar erhöhter Nahrungsaufnahme, Haarausfall, vermehrtes Schwitzen, Unverträglichkeit von Wärme, warme und feuchte Haut sowie Durchfall und Zyklusstörungen bei Frauen. Es kann auch zu Herz-Kreislauf-Störungen wie erhöhtem Puls oder Herzrhythmusstörungen bei einer Hyperthyreose kommen, da die Schilddrüsenhormone T3 und T4 das Herz-Kreislauf-System anregen. Dies führt beispielsweise zu einer Zunahme der Herzschläge pro Minute. Die gesteigerte Hormonproduktion im Rahmen der Schilddrüsenüberfunktion wirkt auch anregend auf das Zentralnervensystem. In der Folge sind Betroffene häufig nervös und rastlos, sie zittern, haben eine schwankende Stimmungslage oder leiden unter Schlafstörungen.
Kinderwunsch.
Auf der Suche nach den Ursachen bei einem unerfüllten Kinderwunsch stößt man nicht selten auf die Schilddrüse. Denn funktioniert das kleine Organ nicht richtig, kann das nicht zuletzt negative Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit haben. Bereits eine gering ausgeprägte Schilddrüsenunterfunktion kann eine Ursache für unerfüllten Kinderwunsch sein. Sowohl eine Unter- als auch eine Überfunktion können die Fruchtbarkeit stark beeinträchtigen. Schätzungsweise leiden zehn Prozent der Frauen, die gerne Mutter werden möchten, unter einer Funktionsstörung der Schilddrüse, wobei in den meisten Fällen eine Unterfunktion die Ursache dafür ist. Bei Männern hat T3 maßgeblichen Einfluss auf das Wachstum und die Funktionen der Hoden. Sind die in den Testikeln ablaufenden Prozesse gestört, wird weniger Testosteron gebildet. Folglich ist die Spermienqualität – und damit auch die Fruchtbarkeit – beeinträchtigt, wenn der Hormonhaushalt aus dem Gleichgewicht gerät. Zudem können infolge eines Testosteronmangels Erektionsstörungen und ein Libidoverlust auftreten.
Schilddrüsenkrebs vorbeugen?
Eine gezielte Vorbeugung von Schilddrüsenkrebs ist schwierig, aber bestimmte Risikofaktoren lassen sich durchaus minimieren. Unkontrollierte Strahlenbelastung, besonders im Kindesalter, stellt einen der größten Risikofaktoren dar. Nach den Atombombenabwürfen in Japan und nach der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl wurde bei vielen Menschen, insbesondere Kindern, ein erhöhtes Risiko für Schilddrüsenkrebs festgestellt. In Katastrophenfällen können Kaliumjodid-Tabletten die Aufnahme von radioaktivem Jod blockieren. Diese Tabletten sind vor allem für Personen unter 45 Jahren vorgesehen. Auch nach einer Strahlentherapie im Halsbereich, wie etwa bei Lymphdrüsenkrebs, besteht ein erhöhtes Risiko, Jahre später an Schilddrüsenkrebs zu erkranken. Genetische Faktoren können ebenfalls eine bedeutende Rolle spielen. In seltenen Fällen sind genetische Mutationen die Ursache für Schilddrüsenkrebs. Eine genetische Beratung kann betroffenen Familien jedenfalls eine wertvolle Information zur Vorbeugung liefern.
Gut beraten.
Grundsätzlich kann jeder Arzt die Schilddrüse untersuchen und behandeln. Zu den Basis-Untersuchungen zählen die allgemeine sowie die spezielle Anamnese, die klinische Untersuchung, also etwa die Abtastung des Halses, Blutanalysen als auch die Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse. Dafür kann grundsätzlich der Hausarzt konsultiert werden. In vielen Fällen kann der Patient bereits ausreichend und kompetent beraten und bei Bedarf direkt eine entsprechende Behandlung eingeleitet werden. Manchmal ist die Einbindung weiterer Fachrichtungen und Spezialisten erforderlich. Prinzipiell können dabei alle möglichen medizinischen Fachrichtungen hinzugezogen werden, am häufigsten sind dies Nuklearmediziner, Endokrinologen, Chirurgen und HNO-Ärzte. Des Weiteren gibt es spezialisierte Schilddrüsenzentren.