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Nastco / iStock / Getty Images Plus

Raus aufs Land... rein ins Glück

13.01.2025 um 00:00, Andreas Hamedinger
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Land-Liebe. Stadtnaher Naturraum, leistbarer Wohnraum und Nachbarn, die man kennt. Das Leben am Land bietet zahlreiche Vorzüge, die für sich sprechen.

Es gibt diese ganz besondere Atmosphäre, die nur das Leben am Land bieten kann. Eine Ruhe, die nicht Stillstand bedeutet, sondern ein tiefes Durchatmen, ein Ankommen. Hier, wo die Uhren anders ticken und der Alltag ein wenig entschleunigter ist, spürt man: Das Land hat einen eigenen, ganz speziellen Rhythmus. Einen Rhythmus, der erdet und zugleich das Herz leicht macht. Es sind nicht nur die weitläufigen Wiesen, die mächtigen Berge, die sanften Hügeln und die klaren Seen, die so verlockend wirken. Es ist eine Mischung aus Freiheit und Bodenständigkeit, die das Leben am Land so besonders und einzigartig macht.

Perfektes Wohnglück. Leben, wo die Seele atmet und die Lebensqualität sowie die Aussicht unendlich scheinen.

Spaziergang am Abend.

Doch warum zieht es immer mehr Menschen aus der Stadt in die vermeintliche Abgeschiedenheit? Ein Grund dafür ist sicherlich die Arbeit, die hier noch etwas Handfestes hat. Selbst wenn man den Laptop am Küchentisch aufklappt, fühlt sich das Arbeiten anders an, wenn draußen der Wind durch die Tannenwälder rauscht und die Vögel zwitschern. Manchmal ist das WLAN vielleicht eine kleine Herausforderung, aber dafür warten keine Rushhour, kein Lärm. Stattdessen gibt es einen Spaziergang am Abend, bei dem man die Gedanken sortieren kann – und vielleicht noch ein paar reife Zwetschken vom Baum pflückt. Kein Wunder, dass eine Studie des österreichischen Gemeindebundes aus dem Jahr 2021 feststellt: 58 Prozent der befragten Österreicher schätzen die Möglichkeit der Erholung am Land. 

Luft riecht nach Heu.

Natürlich ist auch die saubere Luft ein unschätzbarer Vorteil. Es gibt diesen Moment, wenn man die Fenster weit öffnet und die Frische der Natur spürt. Die Luft am Land riecht anders: nach Gras, Blumen, frischem Obst, manchmal auch nach frisch gemähtem Heu oder einem vergangenen Sommergewitter. Es ist eine glückliche Erinnerung daran, wie die Welt rund um uns immer riechen sollte.

Der eigene Garten.

Die Wohnkosten sind ein weiteres Kapitel, das das Leben am Land so verlockend macht. Das zeigt auch die schon zitierte Gemeindebund-Umfrage: 58 Prozent der Befragten schätzen die geringen Wohnkosten. Während in der Stadt oft jeder Quadratmeter hart erkämpft ist, gibt es am Land Platz. Platz zum Atmen, Platz für Kinder, Platz für Hobbys. Es ist ein Luxus, der hier selbstverständlich wirkt: der eigene Garten, ein Kräuterbeet, vielleicht ein Apfelbaum. All das fühlt sich nicht wie Besitz, sondern wie ein Stück Heimat an.

Landleben ist auch, wenn der Hund dem Herrl oftmals den Weg vorgibt – rechts oder links.

Der Faktor Sicherheit.

Und dann ist da die Gemeinschaft. Am Land kennt man sich. Es gibt dieses freundliche „Grüß Gott“, das manchmal sogar ein Gespräch nach sich zieht. Man weiß, wer nebenan wohnt und wenn man Hilfe braucht, dauert es nicht lange, bis jemand da ist. Es ist ein Miteinander, das in der Stadt oft verloren geht. Vielleicht ist das einer der schönsten Aspekte des Landlebens: das Gefühl, Teil von etwas Größerem zu sein. Dies schafft auch ein Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit, das in anonymen städtischen Umgebungen oft fehlt. Immerhin 62 Prozent der am Land wohnenden -Menschen gaben an, die gefühlte eigene Sicherheit ganz besonders zu schätzen.

Zeit vergeht langsamer.

Das Leben am Land hat aber auch seinen eigenen Humor. Es gibt die unvermeidlichen Eigenheiten, die für Stadtmenschen manchmal skurril wirken: den Hahn, der den Wecker ersetzt, das Traktorengeräusch statt hupender Autos, die Kuh, die den Weg blockiert. Doch genau das macht das Leben hier so charmant. Es sind diese kleinen Momente, die zeigen, dass das Leben auf dem Land nicht perfekt ist, aber dafür authentisch. Am Land zu leben bedeutet nicht nur, anders zu wohnen. Es bedeutet, anders zu denken, zu fühlen, zu leben. Es ist eine Rückkehr zu den Wurzeln, zu einem einfacheren, aber erfüllteren Leben. Hier, wo die Zeit ein bisschen langsamer vergeht, entdeckt man, wie kostbar sie eigentlich ist. Und vielleicht ist das das größte Geschenk, das uns das Landleben macht: Es zeigt uns, was im Leben wirklich zählt und uns besonders wichtig sein sollte. 

Keine Frage des Alters.

Das Leben auf dem Land ist längst kein Relikt vergangener Zeiten mehr. Ganz im Gegenteil: In einer zunehmend digitalisierten und hektischen Welt wird das Landleben immer attraktiver. Dies zeigt auch eine Studie des Sozialwissenschaftlers und Jugendforschers Professor Bernhard Heinzlmaier. Seine Erkenntnisse werfen Licht auf eine Entwicklung, die von gesellschaftlichen Umbrüchen und veränderten Wertvorstellungen geprägt ist. 

Sehnsucht nach Authentizität.

Warum also zieht es immer mehr Menschen in ländliche Regionen? Und was macht das Leben am Land so verlockend? Interessanterweise ist es nicht nur die ältere Generation, die sich nach einem ruhigeren Leben sehnt. Laut Heinzlmaier wächst nämlich auch bei jungen Menschen der Wunsch, irgendwann aufs Land zu ziehen. Während bei den 16- bis 20-Jährigen noch knapp die Hälfte von einem Leben in der Stadt träumt, sinkt -dieser Anteil bei den 26- bis 30-Jährigen drastisch. Die Gründe liegen auf der Hand: -Steigende Mieten, Lärm und Stress machen das städtische Leben unattraktiver. Auch die Werte der Jugend spielen eine Rolle. Trotz Globalisierung und kultureller Vielfalt gibt es einen Rückzug zu den Wurzeln. Tradition, Heimatverbundenheit und die Sehnsucht nach Authentizität werden immer wichtiger. Die Erkenntnis, dass diese Werte am Land stärker gelebt werden können, beeinflusst die Wohnpräferenzen der jüngeren Generation maßgeblich.

Viel Potenzial.

Um die Vorteile, die das Leben am Land bietet, den Menschen noch mehr bewusst zu machen, wurden in den vergangenen Jahren auch Initiativen mit dem Themenschwerpunkt „Leben im Dorf“ ins Leben gerufen. Diese Initiativen zielen darauf ab, den Bewohnern nicht nur zu zeigen, dass das Leben im Dorf lebenswert ist, sondern auch darauf, die Attraktivität für Rückkehrer und Zuzügler zu steigern. Ziel ist es, dem Landleben eine moderne und zukunftsorientierte Perspektive zu geben. So soll das Dorf kein Relikt der Vergangenheit, sondern ein Lebensraum mit viel Potenzial sein. „Leben im Dorf“ hebt bewusst jene Aspekte hervor, die das Leben in einer ländlichen Gemeinde so besonders machen. Dabei -stehen vor allem drei Themen im Fokus: Gemeinschaft, Naturverbundenheit und Lebensqualität. Ob gemeinschaftliche Renovierungen alter Bauwerke, Dorffeste oder interaktive Bildungsprojekte: Beim „Leben im Dorf“ geht es darum, gezielt Aktivitäten zu fördern beziehungsweise zu unterstützen, die den Gemeinschaftssinn stärken.

Rückkehrer erzählen.

Die Geschichte von Anna und Thomas aus Linz ist beispielhaft für den Erfolg der Initiativen. Nachdem die beiden mehrere Jahre in der Stadt lebten, kehrten sie in Annas Heimatdorf zurück. „Wir wollten mehr Platz für die Kinder und einfach ein entspannteres Leben“, erzählt Anna. Heute genießen sie die Vorteile des Dorflebens und engagieren sich aktiv im örtlichen Verein.

Soziale Stabilität.

Anna und Thomas sind mit ihrem Engagement für ihr Dorf nicht allein. Lebensqualität am Land heißt in vielen Fällen auch, ehrenamtlich tätig zu sein. Die Bedeutung des Ehrenamts für das Leben am Land und das Wohlbefinden kann kaum hoch genug eingeschätzt werden. In den vergangenen Jahren wurde das Ehrenamt immer mehr zu einer Lebensquelle. Es sichert die soziale Stabilität, -fördert den wirtschaftlichen Fortschritt, schafft Raum für persönliche Entwicklung und wird von den Menschen als wichtiges verbindendes Element zwischen Alt und Jung wahrgenommen. Die ländlichen Regionen in Österreich haben das Glück, auf eine starke Tradition des Ehrenamts – egal, ob bei Feuerwehr, Rettungsdienst, Musik- oder Sportverein – zurückblicken zu können … und genau diese gelebte Tradition ist es, die auch in der Zukunft das Leben auf dem Land attraktiv machen wird.   

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