Abstrakte Kunst mit Strukturpaste: So gehts!

Mit Strukturpaste lassen sich reliefartige Kunstwerke ganz einfach selbst gestalten. Dank der unzähligen Techniken gleicht kein Bild dem anderen und der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Tipps und Tricks, wie auch du ausgefallene Werke erschaffen kannst.

Ausgefallene Bilder mit dreidimensionalen Effekten

Wer sich gerne künstlerisch austobt und Neues ausprobiert, sollte auf jeden Fall sein Glück mit Strukturpaste versuchen! Damit können im Handumdrehen und ohne lange Übungszeit tolle abstrakte Kunstwerke gestaltet werden. Je nach Belieben und Möglichkeiten werden verschiedenste Materialien eingesetzt, um die gewünschten Effekte zu erzielen - doch auch mit bloßen Händen entstehen außergewöhnliche Resultate. Es braucht also nicht zwingend einen Haufen teurer Materialien oder Unmengen an Malutensilien, um diese coole Kunstform zu meistern. Einzig und allein die Strukturpaste muss vorhanden sein, doch dazu später mehr.

Besonders eindrucksvoll werden die plastischen Bilder, wenn Licht auf die texturierte Oberfläche fällt. Dadurch entsteht ein bezauberndes Spiel zwischen Schatten und Licht, was die Struktur so richtig zur Geltung kommen lässt. Auch das Anbringen von diversen Farben sorgt für ein gänzlich anderes Outcome und bestimmt den Stil der Werke.

Diese Materialien werden benötigt

Um in die Welt der plastischen Kunst einzutauchen, benötigt man zweifelsohne Modellier- bzw. Strukturpaste. Sie ist das perfekte Medium, um dreidimensionale und strukturreiche Effekte auf die Leinwand zu bringen. Während es im Baumarkt und in Onlineshops für Bastelbedarf zahlreiche Varianten gibt, lässt sich ein kostengünstiger Ersatz auch zuhause herstellen. Das hat den Vorteil, dass die Konsistenz der Paste selbst bestimmt und individuell verändert werden kann. Fertige Produkte dürfen oftmals nicht mit Wasser oder anderen Verdünnern gemischt werden, um ihre Bindefähigkeit zu erhalten. Eigens gefertigte Pasten bieten hier eine gute Alternative an. Außerdem weisen gekaufte und selbst gemachte Strukturmedien etwa dieselbe Qualität auf - und das bei deutlich geringeren Kosten für Eigenanfertigung! Weiter unten findest du zwei mögliche Rezepturen, falls du deine eigene Strukturpaste herstellen möchtest.

Außer der Modellierpaste benötigst du natürlich noch eine Leinwand oder einen Keilrahmen in beliebiger Größe und Form. Grundsätzlich lässt sich fast alles als Malgrund verwenden, solange es halbwegs fest ist – wird nur wenig Strukturpaste verwendet, lässt sich auch ein Acrylmalblock mit geleimten Kanten als Untergrund verwenden. Mit Leinwand und Modellierpaste sind die beiden Hauptmaterialien bereits abgedeckt. Je nach Vorlieben und gewünschtem Outcome können noch verschiedenen Farben herbeigenommen werden. Diese werden nach dem Trocknen auf die entstandenen Strukturen, Reliefs oder Formen aufgetragen bzw. schon in die Paste hineingemischt.

Bei der Arbeit mit Strukturpaste bleibt viel künstlerische Freiheit: Um zusätzliche Plastizität oder Modellierungen zu erschaffen, können viele verschiedene Werkzeuge verwendet werden: Spachtelmesser, Pinsel, Zahnspachteln, Kämme, kleine Farbwalzen oder Schwämme bieten dabei unzählige Möglichkeiten.

Rezepturen zur Eigenanfertigung von Strukturpaste

Sollte man sich für die Eigenanfertigung der Paste entscheiden, gibt es unzählige Varianten, Methoden und Rezepturen. Viele Kunstbegeisterte eignen sich im Laufe ihrer Kunstkarriere ihre ganz persönliche Rezeptur an und passen dieses Grundrezept an ihre individuellen Bedürfnisse an. Die Herstellung ist sehr einfach und gelingt sowohl erfahrenen Künstlerinnen und Künstlern als auch probierfreudigen Bastlerinnen und Bastlern. Als Inspiration für dein Grundrezept findest du hier zwei Varianten zur Produktion der eigenen Modellierpaste:

1. Strukturierte Paste mit Vogelsand und Acrylfarbe

Dank der kostengünstigen Materialien bietet sich diese Variante gerade anfangs an, wenn das Arbeiten mit Strukturpasten erst einmal ausprobiert werden möchte. Man benötigt lediglich Acrylfarbe nach Wahl und gut gesiebten Vogelsand, dieser ist zum Beispiel in Tier- oder Baufachmärkten erhältlich. Der Vogelsand wird ganz simpel in die Farbe eingerührt, bis die gewünschte Konsistenz erreicht ist. Um eventuelle Risse oder nachträgliches Bröckeln beim Trocknen vorzubeugen, kann etwas Serviettenkleber oder Bastelleim beigefügt werden. Natürlich darf die als Basismedium verwendete Acrylfarbe auch farbig sein, zum Beispiel pastellgelb oder hellgrün. Die neutralste Variante erhält man natürlich, wenn die Paste mit hellen Beige- oder strahlenden Weißtönen angerührt wird.

2. Flexible Modellierpaste aus Spachtelmasse und Bastelkleber

Bei dieser Variante sind die beiden „Zutaten“ zumeist schon zuhause vorhanden und ein Einkaufstrip ist gar nicht notwendig. Als zähflüssiges Basismedium fungiert hier handelsübliche Spachtelmasse, die die nötige Struktur und Festigkeit bietet. Ein ähnliches Outcome haben ähnliche Konsistenzen wie Stucco Fino oder Gipspulver. Um die zum Modellieren notwendige Flexibilität der Paste zu gewährleisten, wird Polyvinylalkohol, welcher in Bastelkleber vorhanden ist, beigemischt. So soll unerwünschten Rissen, die beim Trocknen entstehen könnten, entgegengewirkt werden. Die fertige Spachtelmasse und der Polyvinylalkohol-Kleber können je nach Vorhaben in Verhältnissen von 2:1 bis 4:1 gemischt werden. Durch die Mischung der beiden Medien entsteht eine strukturierte Masse mit milchig-weißem Grundton. Dieser kann, ebenso wie bei der vorherigen Variante, mit beliebigen Farbpigmenten aufgepeppt oder in seiner natürlichen Form belassen werden.

Step by step zu deinem strukturreichen Kunstwerk

Sind nun alle Materialien beisammen und die Leinwand bereitgestellt, kann es auch schon losgehen! Nach dem großzügigen Auftragen der Strukturpaste wird diese mit den oben beschriebenen Werkzeugen in die gewünschte Form gebracht. Dabei gibt es keine „Do’s and Don’ts“, sondern vielmehr ein großes Maß an künstlerischer Freiheit! Ein paar Methoden, die du ausprobieren kannst:

• Mit Malmessern oder grobzahnigen Kämmen lassen sich symmetrische Rillen oder Linien anfertigen, die sich vom Untergrund abheben wie kleine Bergkämme. Besonders beliebt ist das Ziehen einer regenbogenähnlichen Halbkugel, die besonders in Pastell- oder Beigetönen einen minimalistischen Hingucker entstehen lässt. Auch wellenförmige Muster und geometrische Formen ergeben sich aus dem Einsatz von diesem Werkzeug.
• Mit einem Spachtelmesser kannst du zum Beispiel zart abgeflachte Hügelchen erzeugen, die sich wie hübsche Blütenblätter nebeneinanderreihen. Presst man eine breitere Spachtel in die zuvor flachgedrückte Paste, bilden sich Linien, die sich ähnlich wie Sonnenstrahlen über die ganze Leinwand ausbreiten.
• Mithilfe eines großporigen Schwammes oder zusammengeknüllter Frischhaltefolie kannst du diverse Formen stempeln oder coole Oberflächen erzeugen, die zum Teil wie sonderbare Mondlandschaften aussehen. Auch hier sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt: Stempeln kannst du mit Pflanzenblättern jeglicher Form und Größe, Ausstechformen, Luftpolsterfolie und allem, was dir sonst so in den Sinn kommt!
• Mit haushaltsüblicher Plastikfolie kannst du außerdem einen weiteren, ziemlich coolen Effekt erzielen: Wenn du deine mit Strukturpaste bestrichene Leinwand mit Plastikfolie abdeckst, möglichst viele Falten damit entstehen lässt und die Folie erst nach dem Trocknen der Paste abziehst, erstrecken sich verschieden große und tiefe Falten über den Maluntergrund. Das entstandene Kunstwerk ähnelt der Oberfläche eines nicht gebügelten Kleidungsstücks oder einem Leintuch und sieht einfach spektakulär aus!
• Außergewöhnliche Muster kannst du auch mit Gemüsenetzen oder alten, gemusterten Strumpfhosen in die Modelliermasse drücken. Die Abdrücke erzeugen auf dünn aufgetragener Strukturpaste feine Einkerbungen, während sie auf dicken Schichten richtige Schluchten entstehen lassen können. Das kleinmaschige Karomuster von Kartoffelnetzen beispielsweise sorgt für Abdrücke, die an mystische Meerjungfrauen erinnern.
• Zusätzliche Einkerbungen und Erhebungen erreicht man durch den Einsatz von Zahnstochern, Plastikbechern und anderen Alltagsgegenständen, wie Gabeln oder Strohhalmen.
• Dank Klebeband oder Malerkrepp kannst du zusätzlich diverse Bereiche des Keilrahmens abkleben, sodass diese frei von plastischen Modellierungen bleiben. Ziehe das Krepp auf jeden Fall direkt nach dem Auftragen der Paste vom Untergrund ab, damit es sich noch restlos entfernen lässt und später nicht größere Teile der Paste mitabzieht.

Attraktives Finish mit Farbanstrich

Solltest du die Strukturpaste mit weißer Farbe angerührt bzw. ein neutrales Fertigprodukt benutzt haben, kannst du dein modelliertes Kunststück nach dem Trocknen noch beliebig bemalen. Dazu verwendest du am besten Acrylfarben, da diese einen optimalen Halt auf der Paste bieten und eine kräftige Deckkraft aufweisen. Wie in allen anderen Schritten zuvor sind dir auch hier keine Grenzen gesetzt. Von knalligen Neontönen über leuchtende Glitzeranstriche bis hin zu zarten Pastellfarben, jedes Kunstwerk bezaubert mit seinem ganz individuellen Flair. Die Arbeit mit Modellierpaste ist super einfach und begeistert sowohl erfahrene Künstlerinnen und Künstler sowie alle, die erst begonnen haben, sich kreativ auszutoben.

Zur Autorin

Kulinarik, Reisen, Film & Musik, Psychologie und kreative Hobbys - nur eine kleine Auswahl an Dingen, die Passion Author Helene Schweinberger aus Niederösterreich zu ihren vielfältigen und informativen Textbeiträgen für www.weekend.at inspirieren.