Beziehungskrisen: Darum ziehen sich Männer oft zurück
Besonders in den letzten zwei Jahren waren viele Beziehungen enormen Belastungen ausgesetzt. Während sich einige danach auf die wirklich wichtigen Dinge fokussieren konnten und sich in einer gestärkten Beziehung wiederfanden, gerieten andere in einen Kreislauf von Streit und Rückzug. In diesem Fall entsprechen die Geschlechtsstereotypen oftmals der Realität, denn wie Experten belegen, gehen Männer und Frauen mit Beziehungsproblemen wie auch schwierigen Lebenssituationen unterschiedlich um. Dadurch ergibt sich ein großes Konfliktpotential. „Männer fokussieren tendenziell die Sachebene, Frauen hingegen die Gefühls- und Beziehungsebene. Die Gefahr, aneinander vorbeizureden, sich missverstanden oder nicht gesehen zu fühlen ist groß“, so der renommierte Psychologe Dr. Stefan Junker.
Problemlösung
Frauen würden oft dazu tendieren, Probleme mit Dritten zu besprechen – egal ob Familienmitglieder, Freunde oder therapeutische Beratung. Männer gehen dagegen anders vor: Sie versuchen zunächst, sich selbstständig mit den Schwierigkeiten auseinanderzusetzen und tauschen sich eher selten mit anderen aus. Laut Junker sei dafür immer noch das klassische Männlichkeitsbild verantwortlich, das von einer „sachlichen“ Herangehensweise geprägt sei. Viele Männer hätten immer noch das Bild des „starken Geschlechts“ im Hinterkopf und würden sich daher schwer tun, mit Außenstehenden über persönliche Probleme zu sprechen. „Sie versuchen allein mit den Problemen zurechtzukommen und diese auch allein zu lösen. Das Gefühl von Scham und Versagen schwingt bei vielen Männern in diesen Situationen mit und blockiert sie. Den Weg zu einer persönlichen paartherapeutischen Beratung suchen Männer häufig erst dann, wenn es zu spät ist und die Beziehung kaum noch zu retten ist,“ wie Junker erklärt.
„Es gibt Menschen, dabei sind es vorrangig Männer, die suchen eher nach konkreten, passgenauen Tipps, Anregungen und Hinweisen, was sie ganz praktisch tun können, um eine Situation zu bereinigen oder zu überwinden bzw. ein Problem zu lösen.“
- Stefan Junker
Anlaufstelle
So hat sich Junker mit dem Digitalexperten Andreas Leonhard zusammengetan, um mit der neuen E-Mental-Health-Plattform www.couch:now.com eine Anlaufstelle für diejenigen zu schaffen, die sich mit ihren Beziehungsproblemen auseinandersetzen wollen. Auf der Plattform wird schnelle und unkomplizierte Hilfe angeboten. Die Teilnehmer können über 70 Videos von renommierten Therapeuten, Psychologen und Wissenschaftler alleine oder als Paar durchlaufen. Das Programm wird dann auf Grundlage der Rückmeldungen von den Teilnehmern individuell angepasst. Der Content kann jederzeit und von jedem Ort aus gestartet werden.