"Situationship": Der neue Trend im Liebesleben
Inhalt
- Verliebt: Das passiert mit uns
- Liebeskummer: Ein Leidensweg
- Situationship: So lieben wir heute
- Schmerz bewältigen
- Genügend Zeit nehmen
- Interview mit Barbara Bischoff
Schlaflose Nächte, wenig Appetit und ein pochender Schmerz im Herzen: Herzlich willkommen in der Welt des Liebeskummers. So schön und magisch die Liebe auch sein kann, genauso schmerzhaft und grausam kann sie sich anfühlen. Und leider ist kein Mensch auf diesem Planeten davor gefeit, solch eine Erfahrung durchmachen zu müssen.
Verliebt: Das passiert mit uns
Schmetterlinge im Bauch und Herzchen auf den Augen? „Wenn wir verliebt sind, dann schüttet das Gehirn vermehrt die Glückshormone Dopamin und Oxytocin aus, der Adrenalinausstoß erhöht sich und man steht fast ständig unter freudiger Spannung“, erklärt Barbara Bischoff, Psychotherapeutin und klinische Psychlogin aus Graz. Automatisch erscheint einem das Leben leichter und schöner. Doch es gibt auch das andere Extrem. „Wird Liebe entzogen, sinkt der Dopaminspiegel im Gehirn drastisch. Es kann zu depressiven Verstimmungen und Ängsten bis hin zu Panikattacken kommen.“ Dieser psychische Stress kann in weiterer Folge ebenso zu Herzrasen, Schwitzen und Zittern führen – nicht ohne Grund kann Liebesentzug deshalb auch mit einem Drogenentzug verglichen werden.
Liebeskummer: Ein Leidensweg
Wir alle kennen das Gefühl, endlich aus einem wahr gewordenen Albtraum aufwachen zu wollen. Gerade am Anfang scheint der Schmerz endlos zu sein. Bischoff erklärt: „Liebeskummer verläuft in unterschiedlichen Phasen. Zu Beginn steht meist die Verdrängung und das Nicht-Wahrhaben-Wollen im Mittelpunkt.“ Zu diesem Zeitpunkt klammert man sich an die Hoffnung, dass die Beziehung doch noch zu retten ist. Wenn dieser Fall nicht eintritt, wird man von seinen Gefühlen regelrecht übermannt. „Trauer, Verzweiflung, vielleicht auch Ängste oder Wut können auftauchen. Weiters kommt es auch zu Gedankenkreisen und Selbstzweifeln“, so die Expertin. Bei besonders schlimmen emotionalen Belastungen kann es auch zum „Broken-Heart-Syndrom“ kommen. Diese schwerwiegende Funktionsstörung des Herzmuskels tritt vor allem bei Frauen nach den Wechseljahren auf. Doch grundsätzlich ist Liebeskummer eine gesunde und normale Reaktion auf einen Verlust.
Situationship: So lieben wir heute
In den letzten Jahren wurde vor allem ein Dating-Trend immer sichtbarer: die sogenannte Situationship. „Unter Situationship versteht man eine Beziehung ohne Verpflichtungen, es geht um Intimität ohne Verbindlichkeit. Man befindet sich im Graubereich zwischen lockerem Daten und einer festen Beziehung“, erläutert die klinische Psychologin. Besonders für bindungsängstliche Menschen oder Menschen mit großem Freiheitsbedürfnis kann diese Form des Datings funktionieren. Doch es kann auch schnell emotional belastend werden – spätestens dann, wenn einseitige Gefühle entstehen und beide Partner andere Erwartungen haben. In so einem Fall rät Bischoff zu einem ehrlichen Gespräch. „Wer unter einer Situationship leidet, sollte Grenzen setzen können. Denn nur über transparente Kommunikation können unterschiedliche Erwartungshaltungen aufgedeckt werden.“
Schmerz bewältigen
Egal, ob es um eine exklusive Beziehung oder eine lockere Situationship geht – die Trennung von einem lieben Menschen tut immer weh. Wichtig ist, diesen Schmerz zuzulassen, um den Verlust verarbeiten zu können. Auch wenn Liebeskummer oft mehrere Monate andauert, sei meist keine professionelle Hilfe notwendig. „Wenn das Leiden allerdings kein Ende zu nehmen scheint oder es negative Auswirkungen auf den Alltag mit sich zieht, kann therapeutische Hilfe sinnvoll sein“, betont die Expertin. Denn eine nicht verarbeitete Trennung kann sich gesundheitsschädigend auswirken und zu seelischen Erkrankungen führen. Ein trauriger Fakt: Bei jungen Erwachsenen ist eine gescheiterte Liebe der häufigste Auslöser für einen Suizid-(-versuch).
Genügend Zeit nehmen
Auch wenn die Situation ausweglos erscheint und man das Gefühl hat, in seinem Kummer zu ertrinken – Zeit kann Wunder bewirken. Wer mit seinen Freunden und seiner Familie offen reden kann, sollte das auch unbedingt nutzen. „Weinen kann ebenfalls hilfreich sein, da Stress abgebaut wird und es dadurch als befreiend empfunden wird“, so Bischoff. Für einen Neuanfang ist es wichtig, gezielt das zu tun, was einem guttut und zu versuchen, sich neu zu orientieren – „und irgendwann haben sich die Hormone wieder eingependelt und die ‚Entzugserscheinungen‘ lassen nach“, erklärt Bischoff.Liebes
Interview mit Barbara Bischoff
Warum haben viele Menschen das Gefühl, dass Liebeskummer fast genauso intensiv ist wie physischer Schmerz?
Bischoff: Zurückweisungen tun nicht nur sprichwörtlich weh. In der Hirnforschung konnte man mithilfe funktionaler Magnetresonanztomografie entdecken, dass körperlicher Schmerz und verletzte Gefühle dieselben Hirnareale aktivieren. Bei manchen Menschen stellen sich daher auch körperliche Beschwerden ein.
Was genau steckt hinter dem Dating-Trend „Situationship“?
Bischoff: Unter Situationship versteht man eine Beziehung ohne Verpflichtungen, Intimität ohne Verbindlichkeit. Manche Situationships sind exklusiv, andere nicht. Daher befindet sich eine Situationship im Graubereich zwischen lockerem Daten und einer festen Beziehung. Belastend kann es werden, wenn beide Partner nicht mehr dieselben Erwartungshaltungen haben. Es kommt leider häufig vor, dass Gefühle einseitig entstehen.
Wie wirkt sich Liebeskummer auf die Gesundheit aus?
Bischoff: Wird die Trennung nicht verarbeitet und der Verlust der Partnerschaft nicht verwunden, kann das gesundheitsschädigend sein. Es kann zu dysfunktionalen Copingstrategien, wie vermehrtem Alkoholkonsum, kommen. Liebeskummer kann aber auch Auslöser für seelische Erkrankungen sein, wie etwa Depression, Angststörungen oder psychosomatischen Erkrankungen. Eine Trennung kann durch den damit verbundenen emotional