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Junge Frau beim Würzen ihrer Speisen | Credit: iStock.com/DeanDrobot
Wer selber kocht, liegt voll im Trend
Wer selber kocht, liegt voll im Trend
iStock.com/DeanDrobot

Die Food Trends des Jahres, die wir nicht vergessen werden

05.12.2021 um 16:39, Helene Schweinberger
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Im Corona-Jahr haben wir die Lieferservice-App wohl öfter geöffnet als die Tür zu unserem Lieblingsrestaurant. Und doch gab es elf Entwicklungen, die in dieser Zeit ganz besonders im Fokus aller Foodies und Gastro-Liebhaber standen.

Um bei all den kulinarischen Highlights nicht den Überblick zu verlieren, gestaltet das Zukunftsinstitut jedes Jahr einen Food Report. Darin erläutert Food Expertin und Ernährungswissenschaftlerin Hanni Rützler unter anderem, warum und was wir essen.

Food-Trend-Map

Die Food-Trend-Map stellt dabei die Ergebnisse des Reports grafisch dar und zeigt die Verbindung zwischen den einzelnen Strömungen. Sieben Themen waren im Jahr 2021 von besonders großer Bedeutung:

  • Nachhaltigkeit
  • Qualität
  • Alltag
  • Beyond Food
  • Gesundheit
  • Glokal
  • Genuss

Jede Kategorie bildet unterschiedliche Trends, die sich auch aus mehreren Strömungen ergeben können. So gibt es beispielsweise Trends, die aus der Verbindung von Beyond Food und Nachhaltigkeit oder Genuss und Qualität entstehen.

Hier finden Sie die größten elf Trends, die sich 2021 entwickelt haben.

1. Convenience 3.0

Hier geht es um die Verbindung von Qualität und Alltag. Dosen, Tiefkühlkost und Fertiggerichte sind bei Weitem nicht die einzige Möglichkeit, von zu Hause aus gut und einfach zu kochen. Gerade in der vergangenen Zeit war es notwendig, in den eigenen vier Wänden nicht einen Küchen-Kollaps zu erleiden. Kleine Hilfsgeräte mit großer Wirkung sollten Abhilfe schaffen: Thermomix, Kitchen Aids, intelligente Backöfen, Koch-Apps oder auch bequeme Services wie Rent-a-Cook erfreuten sich im Laufe des Jahres großer Beliebtheit. So kann Convenience ganz einfach mit Genuss vereint werden – auch von zu Hause aus.

2. Soft Health

Erstmals 2015 kam der Begriff Soft Health auf, welcher sich aus der Verbindung von Gesundheit und Alltag ergibt. Diese Strömung basiert auf einem umfassenderen Verständnis von gesunder Ernährung und wehrt sich dagegen, nur Nährstoffe und Kalorien in den Vordergrund zu stellen. Hingegen geht es vor allem um Ausgewogenheit, Abwechslung und Gerichte, die einen hohen Anteil an Getreideprodukten, Gemüse und Hülsenfrüchten aufweisen können. Dadurch sollen „Probleme“ wie Zucker, Salz und Fett oder andere als „ungesund“ geltende Zusatzstoffe sowie Lebensmittel aus dem Fokus der Konsumenten verdrängt werden.

Junge Frau genießt ein Joghurt in ihrer Küche | Credit: iStock.com/nensuria
Sanfter Genuss statt Radikalkur

3. Cell Cultured Food

Im Labor kultiviertes Fleisch, für das keine Tiere sterben mussten: Darum geht es bei Cell Cultured Food. Dieser recht neuartige Trend umfasst die Themen Beyond Health und Nachhaltigkeit. Dabei wird schon seit Jahren an derartigen Produkten gearbeitet, jedoch sind die Preise erst jetzt allmählich annehmbar. In Singapur gingen bereits die ersten Hühner- und Rindfleischprodukte auf den Markt. Das Fleisch wird aus sich vermehrenden Muskelzellen hergestellt und bildet eine originalgetreue, fasrige Struktur. In Europa ist der Trend allerdings noch umstritten: Auf den Markt dürfen neuartige Lebensmittel wie diese nur dann, wenn ihre Sicherheit und Verträglichkeit nach wissenschaftlichen Standards erwiesen sind. Auch die Bezeichnung steht noch in den Sternen. Der Streit darum, ob Laborfleisch tatsächlich „Fleisch“ genannt werden darf, ist eine ähnliche Debatte, wie man sie von veganen Alternativen kennt.

4. Brutal Lokal

Glokal, Nachhaltigkeit und Qualität vereinen sich in dem Schlagwort Regionalität. Ziel ist es, trotz der voranschreitenden Globalisierung vorwiegend regionale Produkte zu verwenden, sich an den Saisonkalender anzupassen und auf Lebensmittel mit einem „weiten Anreiseweg“ zu verzichten. Dieser besonders konsequente Gedankengang entstand ursprünglich in Skandinavien und fand vor ein paar Jahren auch bei uns Verbreitung. Einige Restaurants, die ihr Konzept an dem Trend ausrichteten, erhielten beachtliche Auszeichnungen wie zum Beispiel einen Michelin-Stern.

Junge Frau beim Einkaufen am Gemüsemarkt | Credit: iStock.com/LuckyBusiness
Regionale Händler unterstützen - oberstes Credo

5. Transparency

Glokal, Nachhaltigkeit und Qualität führen auch zu Transparenz. Kurz gesagt bedeutet das, dass Verbraucher alles über die Produkte, die sie kaufen, wissen wollen – und ja, wirklich alles! Von Herkunft, Inhaltsstoffen und Verarbeitung bis hin zu Vertrieb und Verkauf: Alles wird unter die Lupe genommen. Natürlich kommt dieser Trend auch in anderen Branchen zum Einsatz, doch vor allem bei Lebensmitteln ist man besonders neugierig geworden.

6. DIY-Food

Während der Pandemie stellte die Bevölkerung ihre Anpassungsfähigkeit in puncto Genuss unter Beweis. Die Krise hat auch in der eigenen Küche ihre Spuren hinterlassen. So wurden einige gezwungen, ihre mehr oder weniger erprobten Kochkünste auszutesten. Man denke zum Beispiel an den großen Brotback-Wahn: Von Körner-, zu Sesam- und sogar Bananenbrot war so ziemlich alles dabei. Doch egal, ob Backware, Feta-Pasta oder Nudelchips, diese kreativen DIY-Ideen bleiben hoffentlich auch in Zukunft in den heimischen Küchen erhalten.

7. Küchenchefs

Kulinarische Vorbilder spielen auch in Krisenzeiten beim Thema Genuss eine wichtige Rolle, allen voran Küchenchefs. Diese sind aber so viel mehr als nur Köche: Sie gestalten die Zukunft der Kulinarik, mischen traditionellen Gerichten neue Ideen unter und verändern fest eingesessene Strukturen in der Gastronomie. Sie bringen ihre ganz persönliche Philosophie in die Küchen ihrer Länder ein und zeigen, was (oder besser wer) hinter einem fantastischen Gericht steckt.

Frau beim Gemüseschneiden | Credit: iStock.com/Lyndon Stratford
Gemüse und Obst nach Saison und aus der Region

8. Flexitarier

Wer Genuss, Gesundheit, Nachhaltigkeit und Alltag unter einen Hut bringen möchte, ist hier an der richtigen Adresse. Als Flexitarier bezeichnen sich Menschen, die Massentierhaltung ablehnen, auf die Umwelt achten, aber trotzdem nicht ganz auf Fleisch verzichten möchten – quasi flexible Vegetarier. Sie essen an mindestens drei Tagen pro Woche kein Fleisch, wobei die Motive vielseitig sind. Eindeutig ist allerdings, dass kulturelle Aspekte weitaus mehr Menschen zu dem Fleischverzicht bewegen als ökonomische Gründe. Auch bei uns in Österreich hat sich der Trend manifestiert und bedingt einen Rückgang des Fleischkonsums. So bleibt Fleisch ein Genuss, nachhaltiges Handeln und Denken werden aber gefördert, und die eigene Gesundheit gewinnt an Bedeutung.

9. Fair Food

Genießen ohne Schuldgefühle - das ist der Leitgedanke hinter Fair Food, welcher in den Bereichen Nachhaltigkeit und Qualität angesiedelt ist. Lebensmittel sollen demnach eine durch und durch biologische sowie nachhaltige Nahrungs- und Lieferkette aufweisen können. Also zum Beispiel Fleisch einer Kuh, die vorab keine Antibiotika verabreicht bekommen hat oder Obst, das keinen Pestiziden und ähnlichen Chemikalien ausgesetzt wurde. Natürlich muss auch auf die Arbeitsbedingungen geachtet werden, wenn man wirklich fair kaufen möchte. Am besten ist es, sich direkt an den lokalen Bio-Laden oder Bauern zu wenden.

10. Meet Food

Glokal, Genuss und Qualität kommen hier zusammen. Wie der Name schon verrät, geht es darum, dass Lebensmittel nicht nur verbraucht, sondern auch erlebt werden. Qualität, Herstellung und das dazugehörige Handwerk sind 2021 zunehmend in den Vordergrund gerückt. Produzenten überlegten sich also neue Konzepte, um ihre Produkte von ihrer besten Seite zu zeigen und den Konsumenten ein sinnliches Erlebnis bieten zu können. Auf Wochenmärkten, beim Hofverkauf, Fleischer und in Feinkostläden bietet sich ihnen die Möglichkeit, die Waren mit allen Sinnen zu erleben und sich fachmännisch beraten zu lassen. Manche Produkte können sogar am Produktionsstandort begutachtet werden, was für viele ein echtes Abenteuer ist.

11. Plant Based Food

Laut Food Expertin Hanni Rützler ist die kulinarische Aufwertung pflanzlicher Lebensmittel bereits voll im Gange. Der Trend Plant Based Food, welcher in den Themen Nachhaltigkeit, Alltag und Gesundheit beheimatet ist, umfasst die zunehmende Bedeutung von pflanzlichen Nahrungsmitteln. Fleischlose Gerichte sind zum neuen, glänzenden Hauptdarsteller auf der Speisekarte geworden. Traditionelle Restaurants bieten - ebenso wie Take-away-Konzepte - vegetarische und vegane Optionen mit großer Freude an. Haupttreiber dieses Trends ist das zunehmende Gesundheits- und Umweltbewusstsein, besonders bei der jüngeren Generation. Hinzu kommen vielerlei ethische Fragen, die die industrielle Fleischproduktion rigoros hinterfragen. Klar ist: Plant Based Food ist ein wesentlicher Bestandteil der kulinarischen Zukunft.

Zur Autorin

Kulinarik, Reisen, Film & Musik, Psychologie und kreative Hobbys - nur eine kleine Auswahl an Dingen, die Passion Author Helene Schweinberger aus Niederösterreich zu ihren vielfältigen und informativen Textbeiträgen für www.weekend.at inspirieren.

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