Warum wir uns öfter langweilen sollten
Urfad! Nix zu tun, keine Lust auf irgendwas und jede Minute fühlt sich unendlich an. Obwohl dank Smartphones kaum Zeit bleibt, einmal nichts zu tun zu haben, taucht sie trotzdem hin und wieder auf: die Langeweile. Dabei ist sie sogar gut für uns!
Was ist Langeweile?
Allgemein kommt Langeweile in Situationen auf, in denen wir Aktivitäten ausüben, die nicht zufriedenstellend sind oder wenn es keine Möglichkeit gibt, einer Beschäftigung nachzugehen, die uns vielleicht mehr Spaß machen würde. Das Thema Langeweile ist also sehr individuell, genauso wie unsere Interessen und Persönlichkeiten. Dabei gibt es doch theoretisch immer etwas zu tun! Aber im Moment der Langeweile ist kaum eine der verfügbaren Aktivitäten zufriedenstellend. Spazierengehen, ein neues Rezept ausprobieren, Sport machen oder den Kleiderschrank aussortieren sind nur wenige Möglichkeiten, der Langeweile auszuweichen. Das einzige Problem: Wir wollen einfach nicht. Wir sind nun mal keine Roboter, die durchgehend funktionieren und irgendetwas tun müssen. Daher ist Langeweile Balsam für die gestresste, überstimulierte Seele und eignet sich besonders gut, um einer Reizüberflutung zu entgehen.
1. Kreativität ausbauen
Langeweile zwingt uns, von alleine eine Beschäftigung zu finden, die uns zufriedenstellt. Das führt dazu, dass unsere Kreativität auf Hochtouren arbeitet, um unser Bedürfnis nach einer befriedigenden Aktivität zu stillen. Vor allem für Kinder ist dieser Zustand daher von großer Bedeutung, denn sie sind es gewöhnt, von anderen Menschen beschäftigt zu werden. Der Lehrer in der Schule, die Babysitterin am Nachmittag, Eltern und Geschwister – sie lassen kaum zu, dass mal Zeit zum Fadisieren bleibt. Ist es doch irgendwann so weit, braucht es Zeit, bis das Kind das gefunden hat, was es tatsächlich machen möchte. Deswegen kann Langeweile auch dabei helfen, neue Hobbys oder Interessen zu entdecken.
2. Konzentrationsfähigkeit trainieren
Um auf dem schnellstmöglichen Weg eine befriedigende Beschäftigung zu finden, müssen wir uns ordentlich konzentrieren. Einerseits, um nicht noch weiter in das tiefe Loch der Fadesse zu fallen, andererseits aber auch, um auf andere Gedanken zu kommen. Schließlich ist auch das Bauen von Luftschlössern besser als Nichtstun. Therapeuten raten zudem, die Langeweile einfach mal auszuhalten, beispielsweise durch Meditation, wobei die Zeit langsam gesteigert wird. Fehlende Konzentration kann allerdings auch ein Auslöser für Langeweile sein. Nicht nur zu wenig Reize und Aufregung lassen uns seufzen, sondern auch zu viel davon. Sobald das Umfeld zu viel abverlangt, schaltet sich die Konzentrationsfähigkeit quasi aus und führt dazu, dass wir uns für nichts und niemanden interessieren wollen noch können.
3. Stress ade
Heutzutage sind wir fast dauerhaft Reizen ausgesetzt, die uns körperlich und psychisch beanspruchen. Sie haben sich so stark in unserem Leben verankert, dass wir es nicht gewöhnt sind, „reizfrei“ zu sein. Passiert dies doch, stehen wir endlich nicht mehr unter Strom und es entsteht Langeweile. So kommt der Körper ebenso wie der Geist zum Durchatmen und Regenerieren. Wie oben erwähnt, kann es schwierig sein, den Zustand des Nichtstuns zu akzeptieren. Doch es lohnt sich gewaltig! Sind alle Agenden abgehakt, bleibt Zeit, den Stress des Arbeitstages abzulegen und innere Ruhe zu finden.
Eindeutig ist, dass das Fadisieren zwar eine unbeliebte, aber durchaus positive Funktion ist. Nicht umsonst lautet ein Zitat von Goethe „Langeweile! Du bist Mutter der Musen“.
Zur Autorin
Kulinarik, Reisen, Film & Musik, Psychologie und kreative Hobbys - nur eine kleine Auswahl an Dingen, die Passion Author Helene Schweinberger aus Niederösterreich zu ihren vielfältigen und informativen Textbeiträgen für www.weekend.at inspirieren.