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Ein Glas Rote-Bete-Saft und Knollen.
Rote Bete gilt als eines der heimischen Superfoods.
Rote Bete gilt als eines der heimischen Superfoods.
iStock.com/Liudmila Chernetska

Gemüseshot am Morgen: Heilmittel oder Hype?

30.03.2025 um 10:55, Simone Reitmeier & Sandra Eder
3 min read
Säfte am Morgen vertreiben Kummer und Sorgen? Wie gesund sind Sellerie-, Ingwer- und Rote-Bete-Drinks tatsächlich. Wir haben nachgefragt.

Influencer machen es vor, Tausende Follower nach: Ein Gemüseshot am Morgen ist derzeit der absolute Hype und soll der perfekte Start in den Tag sein. Ganz nach dem Motto „Nase zu und runter damit!“ Doch sind die Säfte wirklich so gesund? Wir haben bei Ernährungswissenschaftler Martin Rinderer nachgefragt. Seit 15 Jahren im Spitzensport tätig, betreut der Vorarlberger unter anderem das ÖFB-Team, zahlreiche Athleten am Olympiazentrum Vorarlberg sowie die Olympia-Goldmedaillengewinner im Segeln Lara Vadlau und Lukas Mähr.

Keine Sofortwirkung

„Wenn hochwertige, möglichst zusatzstofffreie, frische Säfte in eine ausgewogene Ernährung integriert werden, macht das durchaus Sinn“, erläutert Rinderer. Was den richtigen Trinkzeitpunkt betrifft, ist die Datenlage allerdings nicht eindeutig. Was man aber mit Sicherheit weiß: Es gibt zwar kurzfristige Effekte wie die Förderung der Verdauung. Nachhaltige, langfristige Effekte bedürfen aber einer mehrmaligen Einnahme über Wochen bis Monate. Wichtig: Eine unausgewogene, nicht bedarfsgerechte Ernährung kann man mit Gemüseshots nicht aufwiegen.

Superfood: Rote Bete

Dass die drei Gemüsesorten generell gesund sind, steht außer Frage. Ingwer ist ein althergebrachtes Hausmittel, das positiv auf das Darmmikrobiom, die Darmflora und das Immunsystem wirkt. Studien belegen die antibakterielle und entzündungshemmende Eigenschaft. „Allerdings ist die Wirkung nicht mit jener eines entzündungshemmenden Medikaments vergleichbar. Das kann nicht ersetzt werden“, fügt Rinderer hinzu. Sellerie unterstützt die Verdauung und im Idealfall auch das Herz-Kreislauf-System. „Für mich ist die Rote Bete eines der Top 3 der heimischen Superfoods. Sie kommt auch im Spitzensport zum Einsatz, da sie Sauerstoffaufnahme und Leistungsfähigkeit positiv beeinflusst“, so der Profi.

Ich trinke regelmäßig Rote Bete. Nicht nur als Saft, sondern auch als alltagstaugliches Konzentrat.

Martin Rinderer, Ernährungswissenschaftler

Saft oder Konzentrat?

Gemüse prinzipiell nur in Saftform zu konsumieren macht laut Rinderer wenig Sinn, da wichtige Inhaltsstoffe wie Ballaststoffe verloren gehen. Bei Roter Bete zeigt die Wissenschaft, dass vor allem die leistungs- und blutdruckförderlichen Effekte nachweislich bei 400 mg oder mehr Nitrat eintreten. Dafür müsste man täglich einen halben Liter Rote-Bete-Saft trinken. Würde man sie als ganze Frucht essen, bräuchte man noch mehr. Weitaus praktischer sind hier natürlich Konzentrate. Allein schon deswegen, weil Rote Bete vielen nicht schmeckt. „Mit hochwertigen 50- bis 100-ml-Konzentraten kann man die Nährstoffe von einem halben Liter Saft einfacher in den Alltag integrieren“.

Ein Glas Sellerie-Saft, daneben ein Büschel Sellerie.
Sellerie unterstützt die Verdauung und im Idealfall auch das Herz-Kreislauf-System.

Sorgfältig auswählen

Die Bandbreite an Produkten ist in den vergangenen Jahren um einiges größer geworden. „Zwischen einem reinen Bioprodukt und einem Industrieprodukt mit Zusatzstoffen ist ein gewaltiger Unterschied. Man sollte definitiv einen Blick auf die Zutaten werfen“, so Rinderer. Ist der Saft pasteurisiert oder findet man unnötige Aromen oder Geschmacksverstärker, rät der Profi vom Kauf ab. „Ich mache auch nicht alles selbst und greife auf hochwertige Produkte zurück. Da spricht prinzipiell nichts dagegen.“

Nebenwirkungen

Achtung: Auch bei Gemüseshots gibt es ein Zuviel! Da es sich bei Saft um ein Fruchtkonzentrat handelt, ist der Gehalt an Fruchtzucker und Kohlenhydraten höher als in der Frucht selbst. Das kann zu kurzfristigen Nebenwirkungen wie Blutzuckeranstieg oder Magenreizungen führen. Wird beispielsweise ein Ingwershot als Frühstück auf nüchternen Magen getrunken, kann es vorkommen, dass die Verdauung rebelliert. „Langfristige negative Auswirkungen sind mir bisher aber nicht bekannt“, so Martin Rinderer über den Gemüse-Kick.

Shot mit Geschmack

Schmecken Rote Bete, Sellerie oder Ingwer so gar nicht, kann man auf folgende Zusätze zurückgreifen:

  • Zitronensaft
  • Karottensaft
  • Apfelsaft

Wichtig:
Ein Gemüseshot ersetzt nicht eine ausgewogene, protein- und ballaststoffreiche Ernährung.

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