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Lisa-Maria Kellermayr steht vor einem Auto
Hassnachrichten trieben die Ärztin in den Suizid.
Hassnachrichten trieben die Ärztin in den Suizid.
Hermann Wakolbinger/APA

Vor Gericht: Kellermayr Hass-Poster angeklagt

05.09.2024 um 16:19, Marcel Toifl & APA, Red
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Nach massiven Drohungen aus dem Internet hat die Ärztin Lisa-Maria Kellermayr Suizid begangen. Nun kommt es zur Anklage gegen den Verfasser.

Im Fall der oberösterreichischen Ärztin Lisa-Maria Kellermayr, die nach massiven Drohungen im Sommer 2022 Suizid begangen hat, wurde gegen einen 61-jährigen Deutschen Anklage erhoben. Dies gab die Staatsanwaltschaft Wels am Donnerstag bekannt. Abschiedsbriefe und ein forensisch-psychiatrisches Gutachten deuten darauf hin, dass die Nachrichten des Angeklagten zum Suizid beigetragen haben könnten.

Bedrohungen per E-Mail

Der Angeklagte soll die Ärztin zwischen Februar und Juli 2022 in vier E-Mails und drei Twitter-Nachrichten bedroht haben. Er drohte ihr unter anderem, sie vor ein "Volkstribunal" zu bringen und ins Gefängnis zu schicken.

Umfangreiche Ermittlungen

Nach dem Suizid leitete die Staatsanwaltschaft Wels umfangreiche, länderübergreifende Ermittlungen ein. Dabei wurden mehrere Gutachten erstellt, darunter ein forensisch-psychiatrisches Gutachten.

Kritik an Behörden

Nach dem Tod der Ärztin wurde Kritik an Polizei und Staatsanwaltschaft laut. Kellermayr fühlte sich von der Polizei nicht ernst genommen und beauftragte daher einen privaten Wachdienst. Die Wiener Strafrechtsprofessorin Ingeborg Zerbes kritisierte die oberösterreichischen Strafverfolgungsbehörden scharf.

Territoriale Zuständigkeit

Ursprünglich sah sich die Staatsanwaltschaft Wels nicht zuständig, da sich Tatort und Verdächtige in Deutschland befanden. Anfang August 2022 wurden die Ermittlungen jedoch wieder aufgenommen.

Impfgegner im Fokus

Kellermayr, die sich für die Impfung während der Corona-Pandemie aussprach, erhielt monatelang Drohungen, mutmaßlich aus der Impfgegner-Szene. Am 22. November 2021 erstattete sie erstmals Anzeige. Im Sommer 2022 schloss sie ihre Ordination aus Sicherheitsgründen und nahm sich wenige Wochen später das Leben.

Weitere Ermittlungen

Der Angeklagte bestreitet nicht, die Nachrichten gesendet zu haben, betont jedoch, dass es sich um ein verbales Streitgespräch handelte. Ihm drohen ein bis zehn Jahre Freiheitsstrafe. Die Ermittlungen zu weiteren Drohnachrichten von anderen Verfassern dauern an.

Hier bekommen Sie Hilfe

Sie sind in einer verzweifelten Lebenssituation und brauchen Hilfe? Sprechen Sie mit anderen Menschen darüber. Hilfsangebote für Personen mit Suizidgedanken und deren Angehörige bietet das Suizidpräventionsportal des Gesundheitsministeriums. Unter www.suizid-praevention.gv.at finden sich Kontaktdaten von Hilfseinrichtungen in Österreich.

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