Oscars: Leere Kinokassen, reiche Academy
Mit der jährlichen Oscar-Verleihung ist es ein bisschen so wie mit dem Neujahrskonzert: Beides wird weltweit übertragen und bringt jede Menge Kohle. Doch im Unterschied zum Wiener Konzertklassiker, bei dem Dirigenten aus einem alten Musik-Fundus schöpfen, werden beim wichtigsten Filmpreis der Welt aktuelle Filme und ihre Macher ausgezeichnet. Nach einem Jahr fast ohne Kino hat Hollywood ein echtes Problem. Ein Problem, das sich zu bereits vorhandenen Problemen wie sinkende Einschaltquoten oder dem Aufstieg von Streaming-Plattformen wie Netflix hinzugesellt. Muss man sich um den "Oscar" Sorgen machen? Wirtschaftlich gesehen jedenfalls nicht, wie aktuelle Zahlen zeigen.
Lukrative TV-Verträge
Hinter den "Academy Awards", wie der Oscar offiziell heißt, steht die Academy of Motion Picture Arts and Sciences (AMPAS). Die 1927 gegründete Akademie ist eine ehrenamtliche Organisation, die sich für den Fortschritt im Bereich der Filmwirtschaft einsetzt. Und das für einen gemeinnützigen Verein höchst erfolgreich. Das Vermögen der AMPAS nähert sich laut den konsolidierten Finanzberichten der Akademie und ihren Tochtergesellschaften langsam 1 Milliarde US-Dollar – generiert vornehmlich durch lukrative TV-Verträge. Die Oscars – auch die 93. Ausgabe von heute Nacht – werden in mehr als 200 Ländern ausgestrahlt. Das "Wall Street Journal" hat einige finanzielle Kennzahlen der Organisation aufgelistet: Die Einnahmen aus der Preisverleihung erreichten im Jahr 2020 den Rekordwert von 131,9 Millionen US-Dollar (109 Mio. Euro); im Jahr 2010 lag der Wert bei 82,7 Millionen Dollar (68 Mio. Euro). Alleine der TV-Vertrag, den die Akademie mit dem Sender ABC abgeschlossen hat, läuft noch bis 2028, was weiterhin ordentliche Einnahmen garantiert.
Vermögen durch Veranlagung verdreifacht
Das auf 789,2 Millionen US-Dollar (652 Mio. Euro) angewachsene Nettovermögen ist der cleveren Anlagestrategie zu verdanken. Der Wert des Portfolios hat sich in den letzten zehn Jahren mehr als verdreifacht. Die Investitionen, zu denen auch Beteiligungen an Investment- und Hedgefonds gehören, stiegen von 187,8 Millionen Dollar im Jahr 2010 auf 635,3 Millionen Dollar im Jahr 2020, rechnet das Wall Street Journal vor. Die Akademie beschäftigt 450 Vollzeitmitarbeiter.
Academy-Neubau um 482 Millionen US-Dollar
Einschließlich des Produktionspersonals, das für die Durchführung der Academy Awards eingestellt wurde, zahlte AMPAS im Jahr 2020 mehr als 50 Millionen Dollar an Gehältern und Sozialleistungen. Der Vorstandsvorsitzende der Academy, Dawn Hudson, verdiente 2019 laut der letzten verfügbaren Steuererklärung 745.000 US-Dollar (615.000 Euro). Vor der Fertigstellung steht auch die das Academy Museum of Motion Pictures des italienischen Architekten Renzo Piano. Ein spektakulärer Bau mit einer kugelförmigen Glasstruktur, dessen Baukosten 482 Millionen US-Dollar (398 Mio. Euro) betragen.