Nicht jeder Motor stottert
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Die Automobilindustrie ist in der Krise, der Absatz bei Elektroautos geht in Europa zurück. Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass jeder Motor stottert. Vor allem in Oberösterreich gibt es Spezialhersteller, die in der Nische gut unterwegs sind – oder darauf hoffen, mit ihren Ideen weltweit zu punkten. Einer davon ist die Innovationsschmiede Frauscher Motors mit Sitz in St. Marienkirchen bei Schärding, die sich auf die Forschung und Entwicklung von Stirlingmotoren spezialisiert hat. Zum Fahren eignen sich diese Antriebe nicht, aber sie sollen in Verbindung mit Generatoren künftig die Daten-„Mobilität“ gewährleisten. Die patentierte Lösung von Frauscher Motors kommt in speziellen „thermischen Batterien“ zum Einsatz. Dabei wird die aus konzentrierter Sonnenenergie gespeicherte Wärme über einen Heißluftstrom auf die Stirlingmotoren des Unternehmens übertragen. Die integrierten Generatoren wandeln diese Energie dann in Strom um, der ins Netz eingespeist werden kann. Diese völlig neuartigen, umweltfreundlichen Kraftwerke sollen dazu beitragen, den enormen Strombedarf der weltweit rasant wachsenden Zahl an Rechenzentren zu decken. Die ersten Generatoren wurden dieser Tage in die USA geliefert.
Know-how für Großmotoren
Während fossile Antriebe im Straßenverkehr ein (gesetzliches) Ablaufdatum haben, florieren sie in größeren Maßstäben in anderen Bereichen. Miba liefert beispielsweise Komponenten für Großmotoren, die in Schiffen und -Tankern zum Einsatz kommen. Das Technologieunternehmen mit Sitz in Laakirchen ist eines von 13 Mitgliedern der CIMAC Austria, der Interessenvertretung der heimischen Großmotorenindustrie. Das Geschäftsfeld der Unternehmen ist 2,4 Umsatzmilliarden schwer und weist 6.400 Beschäftigte aus. Nach Angaben des CIMAC-Vorsitzenden Torsten Philipp sind die Auftragsbücher voll, die Umsätze der Branche steigen heuer um sechs Prozent und 2025 etwa um denselben Wert. Ein Grund liegt in der hohen Nachfrage nach zuschaltbaren Kraftwerken, die Stromschwankungen in den Netzen ausgleichen. Diesel oder Schweröl sollen künftig von klima-neutralen Kraftstoffen wie Wasserstoff, Methanol oder Ammoniak abgelöst werden.
Antriebe für die Rüstungsindustrie
Spezialisiert auf Hochleistungs-Diesel-antriebe ist Steyr Motors (nicht zu verwechseln mit Steyr Automotive des Industriellen Siegfried Wolf). Das Unternehmen erzielt seinen Umsatz zu 57 Prozent mit der Rüstungsindustrie, die dank der weltweiten Aufrüstung einen Höhenflug erlebt. Das aus dem verstaatlichten Steyr-Daimler-Puch-Konglomerat hervorgegangene -Unternehmen wurde 2001 – mit dem ehemaligen Manager und Politiker Rudolf Streicher als Investor an Bord – in einem Management-Buy-out ausgegliedert und 2012 an eine chinesische Investorengruppe verkauft. Nach einer Insolvenz stieg der französische Rüstungskonzern Thales 2018 mehrheitlich ein. Bekannt ist Steyr Motors für -seine weltweit verbreiteten M1-Monoblock-Turbo-dieselmotoren. M1--Motoren wurden von Steyr-Daimler-Puch bereits in den 1920er Jahren entwickelt und begründeten früh den exzellenten Ruf der Stadt Steyr im Dieselmotor--Segment. 2022 bewies der Münchner Finanzinvestor Mutares ein goldenes Händchen: Er erwarb Steyr Motors um einen symbolischen Betrag und brachte das Unternehmen kürzlich in Frankfurt an die -Börse. Ankeraktionär ist die österreichische Beteiligungsgesellschaft B&C Holding.
Diesel-Kompetenz aus Steyr
Apropos Diesel: BMW hat im Werk Steyr mit seinem Dieselentwicklungszentrum enorme Innovationskraft im Bereich der Selbstzünder aufgebaut. -Parallel dazu startet im kommenden Jahr die Serienproduktion für die neueste Generation der E-Motoren. Die BMW Group stehe zum 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaschutz-Abkommens. In diesem Zusammenhang sei man davon überzeugt, dass die Elektromobilität einen wichtigen Baustein für klimaneutrale Individualmobilität darstellt. „Die Investitionen in unserem gesamten Produktionsnetzwerk -unterstreichen dieses Commitment“, sagt Klaus von Moltke, Geschäftsführer von BMW Motoren in Steyr. Er betont aber auch die Richtigkeit des technologieoffenen Ansatzes. Seit 2019 sind alle Dieselmotoren der BMW Group durch die Entwicklungsleistung in Steyr „HVO 100 ready“. HVO 100 ist ein synthetischer Kraftstoff aus Abfällen und Reststoffen mit 90 Prozent weniger CO₂-Emissionen, der auch in Österreich erhältlich ist. Dem Verbrenner scheint noch ein -langes Leben vergönnt zu sein.