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Verena Trenkwalder Präsidentin KSW OÖ
Verena Trenkwalder Präsidentin KSW OÖ
KPMG

„Beratungsaufwand hat sich verdoppelt“

25.11.2024 um 08:46, Jürgen Philipp
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Verena Trenkwalder ist seit 37 Jahren in der Branche und liebt ihren Job immer noch. Die KSW-OÖ-Präsidentin im Interview über aktuelle Herausforderungen.

CHEFINFO: Wie ist eigentlich die Beratung bei einem Steuerberater definiert, sprich wie weit gehen die Kompetenzen?

Verena Trenkwalder: Das ist alles klar im Steuerberatungsgesetz geregelt. In §2 sind die Kompetenzen angeführt. Ein Steuerberater darf seine Klienten vertreten und nach dem SV- und Abgabenrecht prüfen. Er darf beraten, so lange es steuerliche Aspekte betrifft. Was darf er nicht? Er darf keine Personalberatung machen, in die Auswahl der Mitarbeiter eingreifen, bei Dingen rund um Effizienzsteigerungen beraten oder Rechtsberatung anbieten – dafür ist er nicht ausgebildet. Es gibt natürlich Überschneidungen mit der Rechtsberatung, etwa wenn etwas steuerliche Auswirkungen hat.

Ihre Branche muss sich ständig an neue Gesetze und Rahmenbedingungen anpassen. Ist das nicht unheimlich anstrengend?

Trenkwalder: Man braucht eine ge-wisse Leidensfähigkeit, aber ich bin 37 Jahre dabei und es macht mir immer noch Spaß. Ehrlicherweise dachte ich mir in meinem ersten Jahr, ich mache das maximal drei Jahre, aber es hilft nichts: Ich liebe es. Warum? Weil man ein Erfolgsfaktor in Unternehmen ist. Man ist ganz nahe dran in einer Vielzahl unterschiedlichster Unternehmen und kann mitgestalten. Man hat eine Verantwortung und für die muss man geradestehen. Man weiß nie, wie der Tag werden wird, und so mancher Kunde wird zu einem Freund.

Sie sind natürlich einer massiven Bürokratie ausgesetzt. Behält man da noch die Übersicht?

Trenkwalder: Es wird tatsächlich immer komplexer. Zum Teil tun sich selbst Fachleute schwer, den Überblick zu bewahren. Aktuell überschwemmt uns die EU damit. Die ganz Großen, Amazon, -Google und Co., sind steuerlich gut aufgestellt. Man will sie erreichen, erschlägt aber damit den Mittelstand. Bei einem mittelständischen Industriebetrieb in Oberösterreich hat sich der Beratungsaufwand mittlerweile verdoppelt. Diverse Meldungen, Lieferkette, CBAM, NEHG – das alles ist ein Wahnsinn für alle Unternehmen, die nicht gänzlich lokal tätig sind. Wir wenden Tausende Stunden für Dinge auf, die nicht produktiv sind.

Wie würden Sie das System entbürokratisieren?

Trenkwalder: Ich würde bei der EU ansetzen. Das Ziel der EU soll es sein, gemeinsam wirtschaftlich stärker zu werden, aber wir blockieren uns mit Vorschriften nach dem Motto „Wir retten die Welt“. In Österreich haben wir eine hohe Lohnsteuer, die mit den aktuell steigenden Löhnen weiter steigt. Das muss massiv runter. Wie macht man das? Indem man einspart. Und wo sollte man einsparen? In der eigenen Verwaltung. 

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