GO-Gastro-Geschäftsmodell: Frisch gekocht
Rund 4.000 täglich zubereitete Mahlzeiten unter der Woche an 25 Standorten – und es werden immer mehr. Es herrscht Vollbetrieb, würde ein Wirt sagen. Dabei hat GO Gastro & Catering, die als GO Gaststättenbetriebs GmbH firmiert, mit der „Börserie“ in Linz und dem „Forst“ in Gmunden nur zwei À-la-carte-Restaurants im Portfolio. Das 2002 innerhalb des Firmennetzwerks der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich gegründete Unternehmen war ursprünglich auf Event-Catering ausgerichtet. „Das wird jetzt nur noch im B2B-Bereich angeboten und hauptsächlich im eigenen Konzern betrieben. Wir haben uns überwiegend auf die Mittagsversorgung bei Unternehmen spezialisiert“, sagt GO-Geschäftsführer Markus Millidorfer. Die Übernahme und das komplette Betreiben von Betriebsküchen ist ein Wachstumsmarkt. Die Raiffeisen-Tochter profitiert davon, dass gutes Essen inzwischen ein wichtiger Teil des Employer Branding ist. Viele Firmen sind von den Fachkräften vor Ort stark abhängig und wollen mit einem hochwertigen Angebot in der Betriebskantine die Mitarbeiterzufriedenheit erhöhen. „Die Qualität der Mahlzeiten ist unser größtes Asset und wir merken, dass unser Konzept einer guten Küche gefragt ist. Wir kochen täglich frisch, haben wenig Convenience-Anteil und fachlich gute Mitarbeiter“, führt Millidorfer aus. Inzwischen hat das Unternehmen 180 Leute im Sold. Gekocht wird für klingende Namen wie Schachermayer, Engel, Biohort – oder für den Recyclingmaschinenhersteller Erema in Ansfelden, dessen Mitarbeiterküche während der Coronapandemie von GO Gastro & Catering übernommen wurde. „Bei der Übernahme wurden 60 Mahlzeiten pro Tag zubereitet, nach zwei Monaten waren es schon 180 und heute liegen wir bei durchschnittlich 300 Essen“, so Millidorfer.
Ab 50 Mitarbeiter sinnvoll
Beim Spritzgussmaschinenhersteller Engel in Schwertberg werden die Kantinen an allen drei Standorten seit 20 Jahren betrieben. Jüngster Kunde ist die Firma Schachermayer in Linz. Betriebsküchen-Outsourcing zahlt sich für Unternehmen ab 50 Mitarbeitern aus, nach oben gibt es bei der Unternehmensgröße keine Grenzen, sagt Millidorfer. Bei Neu- oder Umbauten ist der Betriebsverpflegungsspezialist bereits in der Planungsphase mit an Bord. Das habe den Vorteil, dass neueste Trends aus der Objektplanung und Arbeitswelt realisiert werden können. „Hier geht es etwa um schalldämpfende Maßnahmen oder Loungezonen. Mitarbeiter aus Dienstleistungsbereichen nutzen die Kantine heute zum Arbeiten oder für Besprechungen“, weiß der GO-Chef. Ein Trend sei auch das Vorbestellen der Mahlzeiten über Smartphone-Apps und das Bezahlen über Prepaidkarten. Dieses Gadget vereinfacht nicht nur für Mitarbeiter den Kantinenbesuch, es hilft auch dem Unternehmen bei der genaueren Planung der Mahlzeiten.
Food Waste vermeiden
„Food Waste beschäftigt uns. Das große Thema bei Kantinen ist die Überproduktion, wenn man keine Vorbestellsysteme hat“, sagt der Gastro-Profi, der seit rund 20 Jahren im Unternehmen ist. GO Gastro & Catering ist Partner von „United Against Waste“ und versucht mit genauer Kalkulation, variablen Portionsgrößen und frei wählbaren Komponenten Essensabfall zu vermeiden. „Es ist ein spannendes Business. Im Einkauf musst du gut aufgestellt sein. Es geht meist um kleine Zahlen, niedrige Preise – und du musst die Stellschrauben finden, mit denen man Geld verdient. Große Fehler darf man sich in diesem Business nicht erlauben.“ Gegenüber dem Mitbewerb positioniert man sich mit der Regionalität – Fleischprodukte und Gemüse kommen überwiegend aus Oberösterreich. „Wir haben auch einige kleine regionale Fleischhauer und Bäcker aus dem Mühlviertel als Lieferanten. Da schauen wir wirklich, dass wir die regionale Wirtschaft stärken und Arbeitsplätze erhalten“, so Millidorfer. Die Menüs werden in einem Zeitraum von sechs Wochen geplant, da gebe es kaum Wiederholungen bei den Speisen. Zu den Lieblingsessen zählen – wenig überraschend – Wiener Schnitzel, Burger, Lasagne oder Berner Würstel. Ein Drittel des Angebots ist vegetarisch und vegan. „Als Betreiber einer Betriebsküche haben wir auch einen gesundheitlichen Auftrag.“ Ein weiterer wachsender Geschäftszweig ist Frühstücks-Catering für Hotels. Das sei „klassisches Outsourcing“, von dem die Hotelgäste nichts mitbekommen. Ein Überraschungshit sei die in der Coronapandemie entwickelte „Kulinarik im Glas“. „Mittlerweile produzieren wir 30.000 Gläser im Jahr. Viele Mitarbeiter nehmen sich das für die Arbeit im Homeoffice mit“, so Millidorfer. Der Jahresumsatz von GO liegt bei 17 Millionen Euro. Personalprobleme habe man keine. „Wir haben viele Initiativbewerbungen. Auch Haubenköche wechseln zu uns. Sie schätzen die regelmäßigen Arbeitszeiten und sie können in der Kantine auch wirklich kochen. Das war vor 20 Jahren noch völlig anders“.