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Seit nunmehr neun Jahren in Folge steht die Universität Oxford an der Spitze der Elite-Unis.
Seit nunmehr neun Jahren in Folge steht die Universität Oxford an der Spitze der Elite-Unis.
Nikada / E+ / Getty Images

Von der Ochsenfurt an die Spitze

27.02.2025 um 09:13, Jürgen Philipp
3 min read
Die besten Unis der Welt. Warum matchen sich stets dieselben Hochschulen um die Top-Plätze? Wie schneidet Österreich ab und wie sieht die perfekte Uni aus?

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Als der Name „Oxanforda“ im 8.  Jahrhundert erstmals auftauchte, dürfte der heutige Hotspot einer universitären Karriere noch sehr rural gewesen sein, verweist die wortwörtliche Übersetzung auf „Ochsenfurt“. Aus 1096 datiert die älteste Aufzeichnung, dass an dieser „Furt der Ochsen“ auch gelehrt wird. Im 12. Jahrhundert wird erstmals die Universität erwähnt. Oxford ist damit nach Bologna und Paris die drittälteste Uni der Welt. Und sie ist seit Jahrhunderten die Nummer eins. Seit neun Jahren führen die Briten diverse Rankings en suite an. Seit es diese Rankings gibt, konnte sich keine Uni so lange durchgehend an der Spitze behaupten. Nicht nur die Tradition, die alten Gebäude und der Mythos, der die Universitätsstadt umgibt, sorgen dafür, auch die über 60 Nobelpreisträger, die hier studiert haben.
 

Akademische Champions League

Die Mitstreiter um den begehrten Titel sind dabei stets die gleichen: Harvard, MIT, Cambridge, Stanford, Princeton, Caltech, Yale, Imperial College London und University of California. Im erweiterten Spitzenfeld finden sich aus ­Europa etwa die ETH Zürich sowie die TU und die Ludwig-Maximilians-Universität  (beide in München). Österreichs beste Uni, die Uni Wien, schafft es auf Rang  110. Der gebürtige Paschinger Christoph Reisinger, Professor an der weltbesten Universität in Oxford, bricht dabei eine Lanze für unsere Hochschulen. Auf die Frage, warum es keine heimische Uni in die Top-Elite schafft, antwortet er: „Man könnte die Frage auch umdrehen: ­Wieso sind die Kriterien für die Rankings so gestellt, dass Österreichs Universitäten nicht besser abschneiden?“
 

Rankings oft wenig aussagekräftig

Reisinger würde es nicht begrüßen, wenn „eine Uni sich danach ausrichten würde, ein solches Punktesystem zu optimieren. Gesellschaftlich wertvolle Prinzipien wie der mehr oder weniger freie Studienzugang, den auch ich in Linz genossen habe, schlagen sich unvorteilhaft in den Metriken nieder“. Dazu kommen die ungleichen finanziellen Möglichkeiten und der Sprachvorteil von US- und UK-Universitäten. Alles Faktoren, die internationale Spitzenkräfte anziehen und den Status der Elite-Unis festigen. Dennoch sieht Reisinger keinen allzu großen Unterschied: „Die beste Forschung an den heimischen Unis in den Bereichen, die ich beurteilen kann, steht der besten internationalen Forschung nicht im Geringsten nach.“
 

Universität Oxford

Gedankenexperiment

Was würde es brauchen, um eine Spitzen­universität zu errichten? Der ­Professor lässt sich auf dieses theoretische Gedankenexperiment – eine Universität ohne Budgetschranken auf der grünen ­Wiese zu errichten – ein. „Zunächst würde ich einen attraktiven Ort auswählen, wo Leute mit verschiedensten Hintergründen ­gerne leben und arbeiten.“ Die ­Architektur, die Einrichtungen und das Umfeld sollen es, laut dem Mathema­tiker, erlauben, sich auf das Wesentliche zu ­konzentrieren. „Dann kommt das Re­krutieren von global führenden Forschern und talentierten ­Nachwuchswissenschaftlern – ohne ­Budgetbeschränkungen. Mit ­Ambition und Vision sollte das möglich sein.“ Dabei sei es wichtig, die Kreativen nicht „überzuverwalten“ und angemessene Freiheit – sowohl in der Forschung als auch in der Lehre – zu erlauben. „Es soll eine Balance von hervorragender Grund­lagenforschung und interdisziplinären Forschungszentren für globale Heraus­forderungen wie KI, Klima, Pensions- und Gesundheitssystem etc. geben.“ Internationale Verbindungen mit den besten Insti­tutionen für gemeinsame Forschungsprojekte, ­Studentenaustausch und gemeinsame Workshops würde er vorantreiben. ­Reisinger würde auf Gebühren verzichten und einen freien Zugang sicherstellen, um „den besten Studenten, unabhängig vom finanziellen Hintergrund, die ­beste Bildung und ihren Beitrag zur Forschung zu ermöglichen. Die Einbindung in Industrie und Wirtschaft gibt anwendungsorientierte Forschungsthemen vor, definiert gemeinsame Projekte und eröffnet Mittel zur Studentenförderung langfristig“. In Oxford und anderen Elite-Universitäten werden einige von Reisingers aufgezählten Punkten bereits praktiziert, wenngleich ein ganz entscheidender Faktor fehlt: der freie Hochschulzugang. Ein Jahr in Oxford kostet rund 30.000  Pfund (rund 35.700 Euro). Eine Barriere, die ­viele der Besten fernhält.
 

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