Johannes Hödlmayr: „Es braucht Data Awareness“
CHEFINFO: Hödlmayr setzt auf ein ganzes Bündel an digitalen Maßnahmen (App, Platoon, LCS). Seit wann beschäftigen Sie sich mit Digitalisierung und was verspricht man sich davon?
Johannes Hödlmayr: Mein Vater war in Jugendjahren ein passionierter Pilot. Er hat sich damals schon gefragt, wie man gewisse Gerätschaften im Flugzeug auf die Straße bringen könnte. In den 1980ern war das damals das GPS. Wir sind daher nicht per se von Digitalisierung getrieben, sondern von der Innovation. Innovation war und ist eine Notwendigkeit, um uns als Dienstleister an den Kundenbedürfnissen zu orientieren. Es ist eine Mischung aus proaktivem Austausch mit unseren Kunden, auf die wir zugehen, und den Anforderungen der Kunden selbst.
Sie haben viele eigene digitale Inhouse-Entwicklungen. Gab oder gibt es keine passende Standardsoftware?
Hödlmayr: Wir haben eine Dienstleistungs-Attitüde und die muss ins Gehen kommen, deshalb entwickeln wir viel selbst. Es kommt aber schon eine gewisse Standardisierung ins Spiel und wir sind dafür offen. Man muss das Rad nicht immer neu erfinden. Für unser Compoundsystem – Compound ist die eingezäunte Fläche unserer Areale – verwenden wir Standardsoftware. Es ist eine Mischung aus beiden Dingen. Bevor wir über die ganz großen visionären Dinge nachdenken, müssen wir zuerst die Mitarbeiter dafür fit machen. Was braucht es für eine spürbare Verbesserung? Die Mitarbeiter, die die Anwender davon sind, muss man an der Basis abholen. Das ist das Wichtigste in einem solchen Prozess. Wir haben viele Daten gesammelt und daher eine gute Basis für KI-Tools. Doch eine der höchsten Prioritäten ist die Sensitivität der Datenqualität. Wenn die Datenqualität nicht stimmt, tun wir uns schwer. Wir starten deshalb Trainings für Data Awareness. Wir können das Ganze erst richtig nutzen, wenn eine menschliche Disziplin dahintersteht.
Sie sind mit 15 Prozent an DigiTrans beteiligt, sprich an einem Unter-nehmen, das sich dem autonomen Fahren widmet. Ist das dem Fachkräftemangel geschuldet?
Hödlmayr: Nein, der Ursprungsgedanke stammt aus dem Platooning, ist also ebenfalls optimierungsgetrieben. Bei einem Platoon hängen sich zwei Lkw an den ersten dran. Der Vorteil: Die beiden Fahrer hinter dem Führungsfahrzeug können sich anderen Dingen widmen und man spart Treibstoff, weil man sich im Windschatten bewegt. Platooning ist aber nur eine Zwischenlösung, weil ja ein Fahrer noch die physische Kontrolle haben muss. Das Potenzial für autonomes Fahren ist da, aber es liegt noch stark an den Herstellern. Beim Pkw ist man bereits bei Level 3 angelangt. Doch auch bei Lkw ist technisch schon viel möglich. Was bleibt, sind die Haftungsfragen. Es ist also ein gewisser Zug spürbar, vor allem bei der Elektrifizierung von Nutzfahrzeugen. Dennoch braucht man bei all den progressiven Gedanken ein wenig Geduld. Unser Hauptargument gegenüber dem Kunden ist Flexibilität. Das lässt sich für uns rein elektrisch oder mittels Wasserstoff aufgrund der Reichweiten, der Ladezeiten und der fehlenden Infrastruktur noch nicht darstellen.