Was Betriebe brauchen, um Lehrlinge auszubilden
Unternehmen, die Lehrlinge ausbilden, leisten nicht nur einen wertvollen Beitrag in vielfacher Hinsicht, sondern profitieren auch - gerade in Zeiten, in denen qualifizierte Fachkräfte mitunter schwer zu finden sind. Wer sich eigenes Personal aufbaut und dessen Weiterbildung fördert, trägt zu seiner betrieblichen Weiterentwicklung bei, stellt den Fortbestand des Unternehmens sicher und spart langfristig Kosten.
Gleichzeitig kann die Ausbildung von Lehrlingen auch wesentlich dabei helfen, das Image von Unternehmen zu verbessern und - je nach Branche und Kundenkreis - den wirtschaftlichen Erfolg zu sichern oder sogar zu erhöhen.
In die Lehre gehen: Die Chancen
Auch für junge Menschen bietet eine Lehre vielfältige berufliche und persönliche Chancen. Die praktischen Fertigkeiten festigen die Lebenstüchtigkeit und das Selbstvertrauen. Menschlich wächst und reift man an seinen Aufgaben, entwickelt Verantwortungsgefühl, Teamgeist und die Fähigkeit, selbstständig Probleme zu lösen.
Durch die Zusammenarbeit mit Menschen verschiedener Generationen und in unterschiedlichen Positionen bekommen Lehrlinge Anregungen mit Blick auf die eigene Karrieregestaltung und Lebensplanung. Kontakte, die in dieser Zeit entstehen, sind die ideale Grundlage für ein Netzwerk, von dem man ein Leben lang profitiert.
Lehre im Trend: Zahlen und Fakten
Dass Lehrberufe mehr denn je gefragt und im Trend sind, belegen auch die aktuellen Zahlen der Wirtschaftskammer eindrucksvoll. Allein in Oberösterreich, das im Österreich-Vergleich mit 20,8 Prozent das Bundesland mit den meisten Lehrlingen ist, bilden aktuell rund 5.300 Betriebe junge Menschen zu Fachkräften in Gewerbe und Handwerk, Industrie sowie Handel aus.
Landesweit stehen 212 Lehrberufe zur Auswahl mit einer Vielzahl an Möglichkeiten, sich fachlich zu spezialisieren. Eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten.
Voraussetzungen, um Lehrlinge auszubilden
Gut für beide Seiten: Für junge Menschen gibt es mehr Anreize denn je zuvor, einen Lehrberuf zu ergreifen. Für Unternehmen wiederum war es nie einfacher, auf der Grundlage von individueller Beratung, Schulungsangeboten, Hilfestellungen und Förderungen Lehrlinge auszubilden. Folgende Voraussetzungen müssen Betriebe zu diesem Zweck erfüllen.
Rechtliche Voraussetzungen
Grundsätzlich erlangen Betriebe im Rahmen des sogenannten Feststellungsbescheids die Berechtigung, Lehrlinge ausbilden zu dürfen. Die Genehmigung dazu erteilt die zuständige Lehrlingsstelle der Wirtschaftskammer nach einem entsprechenden Lokalaugenschein im Betrieb. Sie steht auch mit Rat und Tat zur Seite, wenn es um die Ausstellung von Lehrverträgen, die Gestaltung der Ausbildung im Betrieb und Förderungen sowie Bildungsangebote für Lehrlinge und Ausbilderinnen und Ausbilder geht.
Die Gewerbeordnung legt dabei die Tätigkeiten fest, in denen ein Lehrling von Betrieben, Selbstständigen, Vereinen oder Verwaltungsstellen ausgebildet werden soll. Rechtliche Bestimmungen gibt es auch zum Ablauf der Lehre selbst, etwa die Fristen, bis wann spätestens ein Lehrling seinen Lehrvertrag erhalten und bei der Gebietskrankenkasse oder Berufsschule angemeldet werden muss. Weiters muss der Betrieb die Bestimmungen rund um Lehrlingshöchstzahlen sowie Lehrlingsentschädigung, Probezeit, Arbeitszeit, Weiterverwendung und Behaltepflicht im Auge behalten.
Betriebliche Voraussetzungen
Damit ein Lehrling alle erforderlichen Fertigkeiten erlernt, die er zur Ausübung des erlernten Berufs benötigt, muss ein Betrieb die erforderliche Ausstattung bereitstellen.
Ausbilder
Für 93 Berufe gibt es Ausbildungsleitfäden, die vorgeben, in welchem Lehrjahr welche Inhalte vermittelt und erlernt werden sollen. Um den Fortschritt der Lehre sicherzustellen, braucht es im Betrieb eine Person, die die Berechtigung hat, Lehrlinge auszubilden. Fachliche Fähigkeiten und rechtliche sowie didaktische Kenntnisse sind dazu erforderlich, die die dafür zuständige Person im Rahmen einer entsprechenden Fortbildung erhält.
Die Ausbilderinnen und der Ausbilder stellen sicher, dass die Lehrlinge alle nötigen Kenntnisse und Fertigkeiten zum gegebenen Zeitpunkt erhalten, dokumentieren die Lernfortschritte und haben im Blick, was sie schon alles können.
Lehrlinge ausbilden: Herausforderungen und Lösungen
Was tun, wenn ein Betrieb Lehrlinge ausbilden will, aber nicht alle Voraussetzungen dazu erfüllt oder die Aufgabe nur eingeschränkt wahrnehmen kann? Wer gewillt ist, es trotzdem in Angriff zu nehmen, kann auf diverse Hilfsangebote bauen, die ihm das Projekt erleichtern.
Lernmodule für Lehrlinge
Wer bisher keine Lehrlinge ausbilden konnte oder die erforderlichen Ressourcen nicht zur Verfügung hatte, um die gesamte Lehrausbildung alleine zu stemmen, findet bei Bedarf alternative Angebote. Abgestimmt auf den jeweiligen Lehrberuf und die Anforderungen des jeweiligen Betriebs werden Auszubildende im Rahmen von eigenen Lernmodulen geschult, um bestmöglich auf die berufliche Praxis vorbereitet zu sein. Dabei können eine Gesamtausbildung oder einzelne Module gebucht werden.
Ausbildungsverbund
Fehlt es einem Unternehmen an Voraussetzungen, um alle Ausbildungsinhalte vollständig zu vermitteln (z.B. an der einen oder anderen erforderlichen Maschine), lässt sich das Problem über den Umweg eines verpflichtenden Ausbildungsverbunds lösen. Dabei handelt es sich in der Regel um einen anderen Betrieb, der diese Aufgabe stellvertretend übernimmt. In einer schriftlichen Vereinbarung wird festgehalten, was dabei genau den Lehrlingen dort beigebracht wird. Entscheidend ist, dass die Kerninhalte im eigentlichen Lehrbetrieb vermittelt werden. Auch die Verantwortung und die Kosten liegen weiterhin bei ihm.
Demgegenüber vermitteln freiwillige Ausbildungsverbünde zusätzliche nützliche Kenntnisse und Fertigkeiten, die nicht zwingend für die Lehre erforderlich sind, etwa Soft Skills.
Förderungen
Neben der Förderung für Betriebe, die Lehrlinge ausbilden, gibt es noch verschiedene weitere Initiativen zur Unterstützung, etwa rund um Integration, Gendergerechtigkeit und Auslandspraktika.
Geeignete Lehrlinge finden
Neben der Frage, wie man Lehrlinge bestmöglich ausbildet und sie über die Lehre hinaus nachhaltig ans Unternehmen bindet, stellt sich für viele Betriebe die Frage, wie man am zu geeigneten Kandidatinnen und Kandidaten kommt. Ob Tage der offenen Tür, Schnupperpraktika, Aufrufe über Soziale Netzwerke oder Kooperationen mit Schulen und Berufsberatungsstellen - die Wege, interessierte Jugendliche anzusprechen, sind vielfältig. Gerade im Netz sind Empfehlungen und positive Referenzen für potenzielle Bewerberinnen und Bewerber meinungsbildend.
Nicht zu unterschätzen ist das Potenzial an Erwachsenen, die sich beruflich neu orientieren wollen und bereit sind, dafür eine Lehre zu absolvieren. Auch hier können sich zukunftsweisende Perspektiven für Unternehmen ergeben.
Warum es sich lohnt, Lehrlinge auszubilden
Das fachliche Know-how zu erhalten beziehungsweise weiterzuentwickeln, die Zukunft des eigenen Unternehmens abzusichern, vielleicht sogar die betriebliche Nachfolge - diese und mehr Gründe sprechen dafür, Lehrlinge auszubilden, auch wenn dies Zeit, Geduld und Kosten erfordert. Stellt man den Aufwand dem gegenüber, wie viele positive Effekte sich daraus ergeben, und berücksichtigt die diversen Angebote, die einem die Lehrausbildung erleichtern, profitieren Betriebe nachhaltig, die sich auf diese verantwortungsvolle und wertvolle Aufgabe einlassen.