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Drei chinesische Arbeiter - bekleidet mit blauen Arbeitsgewand - stehen in einer modernen Fertigungsstraße für Autos.
Das durchschnittliche Brutto-Monatseinkommen beträgt in China 1.032 Euro pro Kopf. In Österreich sind es etwa 2.790 Euro.
Das durchschnittliche Brutto-Monatseinkommen beträgt in China 1.032 Euro pro Kopf. In Österreich sind es etwa 2.790 Euro.
istock.com/ Jenson

China 2025: Chancen für Österreichs Wirtschaft

15.04.2025 um 08:01, Andreas Hamedinger
4 min read
Trotz Konjunkturproblemen bleibt China ein Schlüsselmarkt. So gelingt österreichischen Firmen der Markteintritt – mit Beispielen von Doppelmayr & Miba.

China, die zweitgrößte Volkswirtschaft der Erde, ­verliert an Schwung. Hauptverantwortlich dafür sind eine sinkende Inlandsnachfrage nach Konsumgütern und ein schwächelnder Immobiliensektor. Obwohl Schwäche relativ ist: Der Internationale Währungsfonds (IMF) rechnet für 2025 mit einem Wachstum von 4,5 Prozent (2023 lag dieses bei 5,2  %), in Österreich soll die Wirtschaft nur um 1,1  Prozent steigen.

Starke Veränderungen

 Eine Branche, die in ­China weiterhin scheinbar auf Erfolgskurs ist, ist jedoch die Automobil-Branche – Stichwort „E-Mobilität und auto­nomes Fahren“. Hier ergeben sich dementsprechende Chancen für die heimische Wirtschaft. Doch wie kommt man mit einem chinesischen Unternehmen überhaupt ins Geschäft? Franz ­Rössler, Wirtschaftsdelegierter der Wirtschaftskammer und zurzeit in Peking tätig, kennt die Feinheiten, auf die es ankommt: ­„China ist ein sehr komplexer Fernmarkt, den es zu verstehen gilt. Besonders durch die Abschottung während der Corona-Zeit, aber nicht nur dadurch, hat sich das Land wirtschaftlich stark verändert. Heute gibt es in vielen Bereichen einen starken Wettbewerb zwischen chinesischen Unternehmern, das war vor 20 Jahren noch anders."

Zahlreiche Probleme

Laut Rössler sind viele österreichische Unternehmen in China tätig, da ihre Produkte – etwa im Bereich Maschinenbau – Teil der globalen Wertschöpfungskette sind. Und genau hier liegt auch das Problem: „Man merkt, dass die Bevölkerung spart, und wenn weniger Produkte – etwa Textilien – gekauft werden, spüren das auch die Zulieferer.“ Doch nicht nur die zurückhaltende Nachfrage macht der Wirtschaft in China Probleme. „Auch hier stimmen die Anforderungen des Arbeitsmarkts nicht mit den Ausbildungen der jungen Menschen überein, daher versuchen viele österreichische Unternehmen, vor Ort Fachkräfte auszubilden.“ 

Spannungen mit den USA

Diese Schwierigkeiten bestätigt auch Hans Selleslagh, Österreich-Sprecher des ­Online-Brokers Freedom24: „Viele Konsumenten zögern mit Ausgaben. Da spielen die hohe Arbeitslosigkeit unter Jungen, aber auch hohe Lebenshaltungskosten im urbanen Raum bei teils überschaubaren Löhnen eine Rolle.“ Neben diesen Herausforderungen stellen laut dem Experten auch die Spannungen in den Handelsbeziehungen mit den USA einen Unsicherheitsfaktor für Chinas exportorientierte Wirtschaft dar.

50 Anlagen in China

Schon seit den 90er-Jahren ist die Doppelmayr Seilbahnen GmbH aus Vorarlberg in China aktiv. Die Niederlassung in Sanhe, in der Nähe von Peking, ist eine hundertprozentige Tochterfirma des Wolfurter Unternehmens und wurde 1995 gegründet. „Zu den Aufgaben der rund 100 Mitarbeiter gehören Projektierung, Vertrieb, Kundenservice und Produktion von Seilbahnkomponenten, insbesondere Stahlbau. Produziert wird in Sanhe für den chinesischen Markt“, sagt Alexander Klimmer, Gesamtvertriebsleiter der Doppelmayr Seilbahnen GmbH, der erklärt: „Das Potenzial des chinesischen Markts ist sehr groß und wurde schon früh von uns erkannt. Bisher hat Doppelmayr bereits rund 150 Anlagen in China realisieren dürfen. Das sind insbesondere Anlagen im sommertouristischen Bereich, bei sogenannten Points of Interest wie beispielsweise Freizeitberge, Aussichtsplattformen, Tempel, etc. Auch zur Chinesischen Mauer haben wir schon zwei Anlagen gebaut.“

Seilbahnen für Olympia 

Doch für den Seilbahnexperten aus Voralberg ist nicht nur der chinesische Sommer ein Umsatzbringer. Klimmer: „Mit den Olympischen Winterspielen, die 2022 in Peking stattgefunden haben, hat auch die Bedeutung des Wintersports in China an Dynamik gewonnen. Doppelmayr hat die Aufträge für neun neue Seilbahnanlagen im olympischen Austragungsort Yanqing realisieren dürfen. Zudem gibt es zahlreiche weitere Skigebiete in China, in denen die Gäste mit Doppelmayr-Seilbahnen auf die Piste gelangen.“

Eine Seilbahn schwebt vom Tal in die Höhe. Links im Bild ist die Chinesische Mauer zu sehen.
Doppelmayr Seilbahnen haben auch die chinesische Mauer erobert.

Umzug geplant 

Der Doppelmayr-Standort in Sanhe hat sich in den vergangenen 30 Jahr jedoch stark gewandelt, wie Klimmer berichtet: „ Ursprünglich in einer von Reisfeldern geprägten Landschaft angesiedelt, hat sich um unser Produktionswerk inzwischen ein Wohngebiet entwickelt. Die daraus resultierenden zunehmenden Einschränkungen und neuen Bedingungen veranlassen uns dazu, unseren Produktionsstandort in den kommenden zwei Jahren zu verlegen. Die Planungen dafür laufen bereits

Über 1.100 Mitarbeiter 

In China tätig ist auch der oberösterreichische Technologie-Spezialist Miba, wie F. Peter Mitterbauer, Miba-
Vorstandsvorsitzender, erklärt: „Das erste Miba-Werk in China haben wir bereits im Jahr 2007 in Suzhou eröffnet, seither haben wir unsere Aktivitäten laufend erweitert und stehen jetzt eben bei zwei Werken in Suzhou und einem in der Region Shenzhen. ­Mittlerweile beschäftigen wir in unseren chinesischen Werken mehr als 1.100 Mitarbeiter. Und zurzeit bauen wir in der Region Shenzhen einen weiteren, vierten Produktionsstandort in China.“

„Local to local“-Strategie

Warum die Miba ihr wirtschaftliches  Engagement in China weiter ausbaut, hat laut Mitterbauer einen einfachen Grund: „Entsprechend unserer ‚Local to local‘-Strategie produzieren wir in China für unsere chinesischen Kunden – genauso wie in Europa für europäische Kunden oder in den USA für ­US-Kunden. Daher auch unsere breite Präsenz in China.“ Der Firmenphilo­sophie folgend ist die Miba daher auch mit der gesamten Technologie-Palette des Unternehmens in China vertreten.

1,3 Billionen Euro

Dass sich Investitionen am chinesischen Markt auch für andere österreichische Unternehmen lohnen könnten, erklärt Selleslagh vom Online-Broker Freedom24: ­„Jüngste Reformen haben ausländischen Investoren den Einstieg in ­chinesische Aktien  erleichtert, indem die Schwellenwerte für den Aktienbesitz gesenkt und die Behaltefrist verkürzt wurde.“  Dieser Schritt zeugt von der Entschlossenheit, den chinesischen Markt zu öffnen, und bietet Möglichkeiten, ausländisches Kapital zu generieren.“ Darüber hinaus hat sich die chinesische Regierung der Ankurbelung des Konsums verschrieben, wie Selleslagh erläutert: „Dazu zählt ein Paket im Ausmaß von zehn Billionen Yuan (etwa 1,3 Billionen Euro), mit denen in diversen Regionen die lokale Wirtschaft, die notwendige  Infrastruktur und der Konsum gefördert werden sollen. Für Anleger bieten sich einige Chancen in Sektoren, die auf die Bedürfnisse der Konsumenten ausgerichtet sind, insbesondere in den Bereichen Technologie, elektronischer Handel und grüne Industrie.“

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