Jürgen Norbert Fux: Vom Metzger zum Künstler
Das „Wahre selbst“, dass sich hinter Gesichtern und Bildern versteckt. Das Portrait als oberflächlicher Ausdruck seelischer Wirkung – und Wirklichkeit: Der in Salzburg geborenen Künstler Jürgen Norbert Fux, der sich selbst vom Metzger zum Künstler transformiert hat, entblättert den Menschen (und sein tierisches Ich) wie auch sein Schaffen und gibt ihm ein neues Antlitz. Dafür setzt er Emotionen Schicht für Schicht neu zusammen. Portraits werden so zu (s)einer lebendigen Passion. Mittels 3D-Technik und Farbe holt er mögliche Innenleben exemplarisch an die Oberfläche – und setzt diese in Szene. Aus einem sich herauskristallisierenden Urbild entwickelt er Zyklen, die am internationalen Kunstmarkt reüssieren. Zuletzt etwa sorgte sein Werk „Kirche am Rand der Zeit – Reflexionen des Fraglichen“, das die alten Meister an den Altären mit seiner unverkennbaren Handschrift vom Gestern ins Heute holt, für Diskussionsstoff und Debatten: Was leisten das Kulturerbe im Spannungsfeld von Religion und Glaube? Und wie wirkt es auf unser menschliches Dasein – auch im Hinblick auf eine von der Pandemie gebeutelte Welt?
Preise im Doppel
Für das Oeuvre wurde Fux, der mittlerweile weltweit auf Kunstmessen gehandelt wird und in immer mehr Museen rund um den Globus vertreten ist, im Oktober bei der 25. ART Innsbruck als bester Künstler ausgezeichnet. Die Jury begründete ihre Wahl unter anderem mit seinen breit angelegten künstlerischen Studie zu den Widersprüchen in der Kirche. „Durch Fux entstehen sakrale Neuschöpfungen, die beeindrucken", so Johanna Penz. Schon zuvor gab es für den Austro-Artist auf der internationalen Kunstmesse ART Madrid künstlerische Lorbeeren. Grund genug, den Künstler zum digitalen Talk zu bitten.
Kunst, Erfolg – und Covid
Bester Künstler und bester internationaler Künstler: Sind die Awards für Sie mehr Anerkennung oder Auftrag?
Eher eine Alterserscheinung. Ich bin aber trotzdem stolz: vom Metzger zum Künstler, wenn man fleißig ist, funktioniert es!
Woran machen Sie als Kunstschaffender ihren Erfolg noch fest?
Heutzutage eindeutig an den Möglichkeiten am digitalen Handelsplatz; etwa mit OpenSea und Non Fungible Tokens (NFT). Aber natürlich auch an meinen mittlerweile acht weltweiten Galeristen, an meinen treuen Sammlern und Kunden. Privat sind es die Freunde und natürlich, auch wenn es wie eine Floskel klingt, meine Familie.
Corona dominiert seit geraumer Zeit die gesellschaftliche Debatte: Beeinflusst die Pandemie auch Ihr künstlerisches Weiterkommen?
Überhaupt nicht, im Gegenteil. Mit meinen Werken und Skulpturen hänge ich zu 50 Prozent an der Wand, mit den die restlichen 50 Prozent wird spekuliert. Ich finde, dass sich nun die Besten durchsetzen. Jene, die bereits einen Background an Käufern haben. Die, die nur im Atelier sitzen und warten haben ausgemalt.
Woran machen Sie das fest?
An Umsätzen und an den Auszeichnungen, aber auch an den Feedbacks und Anfragen aus der ganzen Welt.
Welche Wirkung oder Wirklichkeit entsteht dadurch?
Keine Ahnung, ich bin ein Workaholic und betrachte jeden Tag als Geschenk; mit oder ohne Covid 19.
Wird durch die Pandemie der Stellenwert von Kunst neu definiert werden müssen?
Ja. OpenSea habe ich bereits angesprochen. Wichtig werden auch virtuelle Räume – als Avatare. Die Galerieszene siebt sich jetzt genauso aus wie die Künstlerszene. Der Unterschied ist aber, dass man wie ich mit 46 Jahren die Kunstwelt ganz anders sieht. Es geht alles viel schneller, das ist für mich nun ein Vorteil.
Welche Einschränkungen erleben Sie gerade am Kunstmarkt?
Fast keine. Außer, dass meine Galerien teilweise nicht offen haben. Ausstellungen wurden zudem verschoben. Vieles verlagert sich um zirka ein Jahr nach hinten. Auch die Galerien zahlen auf Kunstmessen nicht mehr jeden Preis – es war auch scon zu viel. Dafür ist der persönliche Kontakt mit dem Künstler wieder sehr gefragt!
Blicken Sie mit Optimismus oder Pessimismus in die nächsten Monate?
Ich bin nun in Frankreich. Von Jänner bis Februar dann bei Kunden in Jamaika und in den USA. Ich bin immer Optimist. Und mein Ziel, dass ich vor 25 Jahren definiert habe, wird immer realer: Nämlich mit meinen Werken die Welt sehen.
Der 1975 bei Salzburg geborene Künstler lebt und arbeitet heute in Anif, Miami und Tel Aviv.
Sein Hauptinteresse der Porträtfotografie. Die Gesichter sind für ihn meist Emotionen und Projektflächen. Neben Glas oder Kunststoff werden seine Fotografien – komplexe dreidimensionale Objekte – auch auf Häute oder Felle gedruckt, gerahmt, oder in Stahl und Edelstahl eingebettet.