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Landeshauptmann Christopher Drexler im Rahmen eines Interviewtermins mit dem Weekend Magazin
Im Interview kritisiert Christopher Drexler nicht nur den Bundespräsident, sondern auch ÖVP-Parteichef Karl Nehammer.
Im Interview kritisiert Christopher Drexler nicht nur den Bundespräsident, sondern auch ÖVP-Parteichef Karl Nehammer.
Chris Zenz

Nehammers Kickl-Kurs: Drexler kritisiert Kanzler

25.10.2024 um 14:33, Robert Eichenauer
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Landeshauptmann Christopher Drexler kritisiert im Interview nicht nur den Bundespräsidenten, sondern auch seinen Parteiobmann Karl Nehammer.

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Christopher Drexler und die ÖVP wollen bei der Landtagswahl am 24. November den Landeshauptmann-Sessel verteidigen. Letzten Umfragen zufolge entwickelt sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit FPÖ-Chef Mario Kunasek.

Kickl in der Opferrolle

Im Bund zeichnet sich eine Koalition aus ÖVP, SPÖ und den NEOS ab. Wie wird sich diese Variante auf die Wahlen in der Steiermark auswirken?
Drexler: Ich glaube, dass die Steirerinnen und Steirer zwischen einer Bundes- und Landeswahl durchaus unterscheiden können. Aber selbstverständlich ist die bundespolitische Beleuchtung nicht wegzudenken. Ich halte es nach wie vor für falsch, dass der Bundespräsident nicht der stimmenstärksten Partei den Auftrag zur Regierungsbildung erteilt hat. Das verstehen auch viele Menschen im Land nicht.

Karl Nehammer hat allerdings keine Gelegenheit ausgelassen, zu betonen, dass er mit Herbert Kickl nicht koalieren wird. Was hätte es da für einen Sinn gemacht, wenn der Bundespräsident Kickl den Regierungsauftrag erteilt hätte?
Drexler: Es ist ein Unterschied zwischen den Kaffeeplausch-Runden der letzten Wochen und einem tatsächlichen Regierungsbildungsauftrag. Man hätte wenigstens abwarten können, ob sich in dieser Situation etwas bewegt.

Aber ist es nicht so, dass es Zeitverschwendung gewesen wäre, Kickl den Auftrag zu geben?
Drexler: Ich denke, Herbert Kickl wurde zu schnell in die Opferrolle entlassen. Er darf nun wieder im Schmollwinkel stehen und an seinen Verschwörungstheorien basteln. Das hätte man verhindern müssen.

Kritik am Kanzler

Aber geht die Kritik nicht an die falsche Adresse. Hätte sich nicht auch der Bundeskanzler in Bezug auf Kickl zurücknehmen können?
Drexler: Sie können sicher sein, dass ich ihm eine andere Vorgangsweise empfohlen habe. Ich bin mit der gesamten Vorgehensweise außerordentlich unzufrieden.

Mit der Vorgehensweise Ihrer Partei?
Drexler: Auch.

Auf die künftige Regierung kommen große Herausforderungen zu. Spielt es da der FPÖ nicht ohnehin in die Karten, aus der Opposition heraus Kritik zu üben?
Drexler: Es ist wichtig, eine stabile Regierung zu haben, die aus der Achse der Vernunft besteht. Es kann daher sein, dass Kickl gar nie in eine Regierung wollte, denn bekanntlich zählt Verantwortung nicht zu seinen liebsten Herausforderungen.

Landeshauptmann Christopher Drexler im Gespräch mit Weekend-Redakteur Robert Eichenauer
LH Drexler im Interview: „Man fragt einen Sportler, der zu den Olympischen Spielen fährt, auch nicht, was er macht, wenn er Zweiter wird.“

Höhenflug der Freiheitlichen

Der Politologe Reinhard Heinisch behauptet, der Plafond für Rechtspopulisten liege bei rund dreißig Prozent. Stimmen Sie dem zu?
Drexler: Ich bin kein Politikwissenschaftler. Aber vor zehn Jahren haben noch viele gesagt, der Plafond für solche Parteien liege bei zwanzig Prozent.

Sie halten es also für möglich, dass die FPÖ auch Richtung 35 oder 40 Prozent marschieren könnte?
Drexler: Das hoffe ich nicht. Ich erwarte aber, dass die nächste Bundesregierung nicht an den Themen, die den Menschen wichtig sind, vorbeiregieren. Viele Österreicher bangen um ihre Zukunft und die Identität ihres Landes. Gerade in der Migration ist es wichtig, eine vernünftige, das heißt eine restriktive Politik, zu machen.

Obwohl die Asylzahlen rückläufig sind, hat das den Zulauf zur FPÖ nicht gebremst. Warum nicht?
Drexler: Die Zahlen sind seit Jahren rückläufig. Die Menschen machen sich aber auch um jene Migranten sorgen, die bereits im Land sind. Viele von ihnen haben die westlichen Werte nicht verinnerlicht.

Verantwortung zählt nicht zu Kickls liebsten Herausforderungen.

Christopher Drexler, Landeshauptmann Steiermark

Duell um den Landeshauptmann

Kommen wir zur Steiermark. In einer von der Kleinen Zeitung in Auftrag gegebenen Umfrage liegt die FPÖ bei 30 Prozent, die ÖVP bei 26 und die SPÖ bei 24. Das Rennen um den ersten Platz scheint entschieden?
Drexler: Das sehe ich nicht so. Es ist naheliegend, dass eine Umfrage, die wenige Tage nach der Nationalratswahl gemacht wurde, das Ergebnis der Wahl widerspiegelt. Aus meiner Sicht wird es in der Steiermark ein Duell um Platz 1 geben, das definitiv noch nicht entschieden ist. Ich bitte daher all jene, die keine blaue Mehrheit im Land haben wollen, der steirischen Volkspartei ihre Stimme zu geben oder zumindest zu leihen.

Die SPÖ ist Ihrer Meinung also nicht mehr im Rennen um den ersten Platz?
Drexler: Nun, es gibt ja nicht nur Umfragen, sondern auch ein Wahlergebnis der Nationalratswahl, bei der die SPÖ neun Prozent hinter uns gelegen ist. Möglicherweise wird sie bei der Landtagswahl etwas besser abschneiden, aber das Rennen um den ersten Platz spielt sich zwischen der ÖVP und der FPÖ ab.

Haben Sie ein Wahlergebnis im Kopf, nach dem Sie sagen, das macht für Sie persönlich keinen Sinn mehr, weiter in der Politik zu bleiben?
Drexler: Ich konzentriere mich darauf, als Erster durchs Ziel zu gehen. Im Übrigen fragt man einen Sportler, der zu den Olympischen Spielen fährt, auch nicht, was er macht, wenn er Zweiter wird.

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