Nach Tod von Partner: Skispringer outet sich
- Emotionales Geständnis
- Verlust seines Partners
- Angst vor dem Coming-out
- Reaktionen auf Outing
- Tabu im Sport
- Mutige Vorbilder
Nach dem Outing von Rennfahrer Ralf Schumacher folgt das nächste prominente Coming-out: Polens Skisprungstar Andrzej Stekala hat sich nach einem schweren Schicksalsschlag öffentlich zu seiner Homosexualität bekannt. Im professionellen Sport ist das Thema Homosexualität nach wie vor ein Tabu.
Emotionales Geständnis
Am Neujahrstag ist Stekala nicht nur in ein neues Jahr, sondern auch in einen neuen Lebensabschnitt gestartet. „Was ich jetzt schreiben werde, ist das Schwierigste in meinem Leben“, beginnt der Spitzensportler sein emotionales Posting. Über Jahre habe er im Verborgenen gelebt und befürchtet, dass seine sexuelle Orientierung seiner Karriere schaden könnte. „Ich möchte, dass ihr mich wirklich kennenlernt. Ich bin schwul“, schreibt er.
Verlust seines Partners
Trauriger Anlass für Stekalas mutigen Schritt ist ein schwerer Schicksalsschlag. Erst im November hat er seine große Liebe Damian verloren. Seit 2016 waren die beiden ein Paar. Seinen verstorbenen Partner beschreibt Stekala in seinem Posting als „Fels“ und „größte Stütze“. „Gemeinsam teilten wir das Leben, die Leidenschaften, die Freuden und die schwierigen Momente“, schildert Stekala in seinem Posting.
"Ich kann den Schmerz, der mich überwältigte, nicht beschreiben", erklärt er. „Die Welt, die wir gemeinsam aufgebaut hatten, zerfiel in Stücke. Jeder Tag ohne ihn ist ein Kampf.“ Zu seinem langen Posting hat Stekala ein Video veröffentlicht, das in einer Fotomontage die gemeinsamen, glücklichen Momente des Paares zeigt: Strandspaziergänge, Ausflüge, gemeinsame Feste. Bilder, die eine Liebe dokumentieren, die im Verborgenen gelebt werden musste.
Angst vor dem Coming-out
Im Outing sieht Stekala einen späten Befreiungsschlag. Zu groß war in der Vergangenheit die Angst, dass seine sexuelle Orientierung ihn in der hart umkämpften Welt des Skispringens isolieren oder gar sein Karriereende bedeuten könnte. „Jahrelang habe ich es vor der Welt versteckt – vor euch, vor den Medien und manchmal sogar vor mir selbst“, gesteht er. „Ich lebte in Angst, dass ich alles verlieren könnte, wofür ich so hart gearbeitet habe“, schreibt er.
In Polen, wo Homophobie immer noch weit verbreitet ist, erfordert ein solches Bekenntnis enormen Mut. Nach wie vor sind offen lebende LGBTQ+ Menschen gesellschaftlicher Ausgrenzung und Diskriminierung ausgesetzt.
Reaktionen auf Outing
Die Reaktionen auf Stekalas Posting sind überwältigend. Unter seinem Instagram-Beitrag drücken zahlreiche Sportler und Fans ihre Unterstützung aus. "Bleib stark, Andrzej. Es ist herzzerreißend, von deinem Verlust zu lesen. Ich hoffe, dein mutiges Jahr 2025 wird ein gutes Jahr für dich, erfüllt von der Freiheit, dich nicht verstecken zu müssen", kommentiert etwa der norwegische Skisprung-Star und Gesamtsieger der Vierschanzentournee 2023, Halvor Egner Granerud.
Auch andere Kollegen, darunter ehemalige und aktive Skispringer, loben Stekalas Mut. Die Solidarität innerhalb der Skisprung-Community zeigt, dass das Thema Homosexualität langsam mehr Akzeptanz findet. Doch der Weg ist noch weit. „Das Outing eines Sportlers ist leider immer noch eine Seltenheit“, meint ein Insider. „Besonders in traditionellen Sportarten wie Skispringen gibt es weiterhin Vorbehalte.“
Tabu im Sport
Homosexualität bleibt im Spitzensport ein sensibles Thema. Offene Outings sind nach wie vor die Ausnahme. Vor allem männliche Athleten fürchten Repressionen, Karriereeinbußen oder den Verlust von Sponsoren. Der Druck, ein perfektes Bild zu präsentieren, ist enorm. Sportler wie Gus Kenworthy, der sich bei den Olympischen Winterspielen 2018 outete, oder Adam Rippon, der offen homosexuelle Eiskunstläufer, haben den Weg geebnet, die Hemmschwelle ist aber weiterhin hoch.
Mutige Vorbilder
Stekala selbst sieht sein Outing als Beitrag, um das Schweigen zu brechen. „Meine Geschichte verdient Licht, keinen Schatten“, schreibt er. Mit seinem Outing möchte er nicht nur seine eigene Freiheit zurückgewinnen, sondern auch anderen Mut machen, zu sich selbst zu stehen.
Stekala reiht sich in eine kleine, aber wachsende Liste von Sportlern ein, die den Mut hatten, sich zu outen. Der belgische Eiskunstläufer Jorik Hendrickx outete sich kurz vor den Olympischen Spielen 2018. „Wir sollten viel offener darüber reden“, forderte er damals. Hig Roberts, ein ehemaliger US-Skisportler, bekannte sich 2020 in einem Interview zu seiner Homosexualität. Es sei ein langer, hürdenreicher Weg gewesen, endlich zu sich selbst stehen zu können.