Red Bull-Beben: Marko vor Rauswurf
Erst am Donnerstag forderte Teamchef Christian Horner, dass endlich Ruhe in der Causa um seine Person eintreten sollte. Die Vorwürfe seiner persönlichen Assistentin über grenzüberschreitendes Verhalten und geleakte Chats sind nicht nur für den Briten eine persönliche Belastungsprobe. Im Hause Red Bull Racing tobt nicht erst seitdem ein veritabler Machtkampf, der immer stärker auf offener Bühne ausgetragen wird. Statt Horners erhoffter Ruhe werden der Ton rauer und die Bandagen immer härter.
Marko könnte gehen
Maßgeblich beteiligt ist Motorsportchef Dr. Helmut Marko. Dass der Österreicher nicht unbedingt der beste Freund von Teamchef Christian Horner ist, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Hinter vorgehaltener Hand wird spekuliert, dass Marko sogar der Urheber des Chat-Leaks sein könnte. Wie stark es mittlerweile aber hinter verschlossenen Türen brodelt, kann man nur mehr ahnen. Aktuell steht auch Markos Zukunft öffentlich zur Debatte. Im Vorfeld des Großen Preis von Saudi-Arabien provoziert das 80-jährige Motorsport-Urgestein offen seinen eigenen Rausschmiss. Es wäre nicht die erste eigentümliche Suspendierung. Erst diese Woche wurde bekannt, dass jene Mitarbeiterin suspendiert wurde, die Vorwürfe gegen Horner erhoben hatte.
Wie Marko am Freitag bestätigt hat, besteht die Möglichkeit, dass er bereits beim nächsten Rennen in Australien nicht mehr vor Ort ist. Wie der gebürtige Grazer betont, steht ein Gespräch mit Oliver Mintzlaff, dem zuständigen Geschäftsführer bei Red Bull, über seine Zukunft noch am Rennwochenende in Saudi-Arabien an. Ob er seinen Abgang plant oder doch etwas an den Gerüchten dran ist, dass er bereits am Montag suspendiert werden könnte, will er nicht klar beantworten: "Das ist so ein komplexes Thema. Wir wollen Frieden im Team finden und auf diese WM schauen, die wird schwierig genug." Ganz lassen kann es Marko aber nicht, selbst Öl ins Feuer zu gießen: "Es muss alles passen, dass ich da weiter arbeiten will", so der streitbare Stratege in einem weiteren Interview am Freitag. "Letztlich entscheide ich selbst, was ich mache."
Verstappen bekennt sich zu Marko
Die deutlichen Worte Markos sind insofern bemerkenswert, als dass Champion Max Verstappen eine sehr enge Bindung zu dem Austro-Berater hat. Marko war maßgeblich am schnellen Aufstieg Verstappens, sowohl bei seinem Wechsel in die Formel 1 als auch beim Aufstieg ins Red Bull Racing Team, beteiligt. Ein Aufstieg, den Horner auf der anderen Seite anfangs zu verhindern suchte.
Verstappen, der sich in der Causa Horner sonst diplomatisch bedeckt hält, spricht sich glasklar für einen Verbleib Markos im Team aus. "Meine Loyalität gegenüber ihm ist sehr groß. Das habe ich auch jedem im Team so mitgeteilt, und jedem in einer höheren Position. Es wäre auch nicht gut für meine Situation", so Verstappen im Rahmen des Qualifyings in Saudi-Arabien. "Für mich muss Helmut auf jeden Fall bleiben."
Geht Marko, wackelt Verstappen
Dazu kommt: Auch Max' Vater Jos Verstappen hat bereits offen Horners Rausschmiss gefordert. Das Vertrauensverhältnis zu Marko soll auf der anderen Seit sehr gut sein. Neben den Verstappens sind auch die Red Bull-Partner Honda und Ford alles andere als glücklich mit der aktuellen Situation. Sie fordern rasche Aufklärung und – ähnlich wie die Teamchefs der konkurrierenden Teams – mehr Transparenz in der Causa.
Verstappens Loyalität zu Marko ist so stark, dass allein die Androhung eines Wechsels von Marko letztlich auch über das Schicksal des angezählten Teamchefs Christian Horner entscheiden könnte.
Horner hat Thais auf seiner Seite
Verhindert wird das dem Vernehmen nach vor allem durch die thailändischen Mehrheitseigentümer. Bereits seit dem Tod von Mastermind Dietrich Mateschitz soll das Motorsportteam tief gespalten sein. Horner soll demnach die Unterstützung des thailändischen Mehrheitseigentümers genießen. Seine Suspendierung soll bislang vor allem durch die Familie Yoovidhya verhindert worden sein. Die Austro-Fraktion auf der anderen Seite poche vehement auf einen Wechsel an der Spitze des Rennstalls. Sollte Marko jetzt tatsächlich seinen Abgang anvisieren und Verstappens Zukunft bei den Bullen wackeln, sind die Karten wieder völlig neu gemischt.