Reiches Erbe: Star-Autorin Barbara Frischmuth gestorben
Österreichs Literaturszene trägt Trauer: Barbara Frischmuth ist tot. Die vielfach ausgezeichnete Autorin, Essayistin und „Wortgärtnerin” ist im Alter von 83 Jahren nach längerer, schwerer Krankheit in Altaussee verstorben. Ihr Tod reißt ein Loch in die heimische Kulturlandschaft. Das reiche literarische Erbe der Schriftstellerin wirkt weit über die steirischen Grenzen. Frischmuth war nicht nur eine Wegbereiterin der feministischen Literatur, sondern auch eine feinsinnige Beobachterin des Alltags.
Wurzeln in Altaussee
Geboren wird Barbara Frischmuth am 5. Juli 1941 in Altaussee; ein Ort, der sie bis zu ihrem Tod nicht loslässt – und den sie später in ihren Texten immer wieder liebevoll beschreiben soll. Schon als Kind zeigt sie eine besondere Beziehung zur Sprache, zu Mythen und Märchen. Sie wächst in der Natur auf, lernt früh das „Lauschen” und das ganz genaue Hinsehen.
Erste Worte, erste Welten
Nach der Matura studiert Frischmuth zunächst Orientalistik in Graz und Wien. Türkisch wird zu einer ihrer literarischen Heimaten. Früh veröffentlichte sie erste Texte und Gedichte in Literaturzeitschriften. In den 60er Jahren schließt sie sich der legendären „Grazer Gruppe“ rund um Alfred Kolleritsch und Peter Handke an. Die junge, wilde Bewegung will nichts wengiger als Sprache neu zu denken. Sie experimentieren, kombinieren, rebellieren. Frischmuths Stimme bleibt immer eigen: weiblich, poetisch, fordernd.
Der Durchbruch
1968 schlägt ihr feministischer Debütroman „Die Klosterschule“ ein wie ein Blitz. Es folgten Werke wie „Die Mystifikationen der Sophie Silber“, „Kai und die Liebe zu den Modellen“ oder später „Der Sommer, in dem Anna verschwunden war“. Ihr Schreiben wird reifer, tiefgründiger, zugleich bleibt es verspielt. Sie übersetzt, schreibt Hörspiele, Essays, Kinderbücher. Mit „Natur und die Versuche, ihr beim Wachsen zuzusehen“ legt sie 2021 ein spätes Meisterwerk vor. Unter dem Titel „Die Schönheit der Tag- und Nachtfalter“ sind Anfang Februar 2025 ihre letzten Erzählungen erschienen.
Prämierte Autorin
Neben Preisen wie dem Literaturpreis der Stadt Wien oder dem Würdigungspreis des Landes Steiermark wurde Frischmuth erst im Juni 2024 mit dem Ehrenzeichen des Landes für Wissenschaft, Forschung und Kunst geehrt. Mit ihr verliert Österreich eine wichtige, literarische Stimme.