Andreas Gabalier: "Ich versuche nirgends anzuecken"
Inhalt
Sie feiern im November Ihren 40. Geburtstag. Wie blicken Sie auf den Erfolg der letzten 15 Jahre zurück?
Andreas Gabalier: In erster Linie dankbar, weil es einfach eine extrem schöne Zeit war. Nicht nur für mich, sondern auch für meine Familie und meine Freunde. Ich stoße seit 15 Jahren fast ausschließlich auf positive Energie.
Also hat Sie der Erfolg wie bei so vielen anderen Künstlern nie in ein Loch gerissen?
Andreas Gabalier: Im Gegenteil. Der Erfolg hat mich nach unserer Familientragödie aus dem Loch rausgeholt. Das war ein unglaublich schöner Aufwind in meinem Leben. Und ist es auch jetzt noch.
Also fehlt Ihnen im Leben nichts?
Andreas Gabalier: Tatsächlich habe ich gerade gar keine Wünsche ans Leben. Weder privat noch beruflich.
Beziehung zu den Medien
Am 16. November spielen Sie die "große Half-Time-Show" in der Grazer Stadthalle. Ist der Andi auf der Bühne derselbe, der Zuhause sitzt und Kaffee trinkt?
Andreas Gabalier: Ich glaube schon. Ich habe nie ein Kostüm gebraucht, musste nie in eine Rolle schlüpfen, um auf die Bühne zu können. Ich bin von Haus aus ein sehr ruhender Kerl. Aber natürlich gebe ich auf den Konzerten dann Vollgas. Das funktioniert bei mir wie bei einem Schalter, den man umlegen kann.
Medial gesehen werden Sie gerne ins konservative Eck gerückt: Wollten Sie je politisieren?
Andreas Gabalier: Nein und das habe ich auch nie gemacht. Ich habe mich nie politisch stark gemacht. Viele meiner Aussagen oder Auftritte wie damals, als ich die Bundeshymne ohne die Töchter gesungen habe, wurden dann medial so interpretiert. Dabei war nichts davon böse gemeint. Mir kommt nur oft vor, dass bei all der Globalisierung und Toleranz die eigenen Werte vergessen werden.
Inwiefern?
Andreas Gabalier: Mode, Brauchtümer, Werte – das alles macht eine Nation aus und trägt zur Vielfalt bei. Und dafür stehe ich gerne ein, das ist Teil der Marke Andreas Gabalier. Das hat auch nichts mir rechter Politik zu tun, auch wenn es medial gerne so gesehen wird. Dafür bin ich oft an den Pranger gestellt worden. Aber das nehme ich wie echte Männer. Die Schultern sind stark (lacht). Meine Musik und meine Shows sollen den Leuten Freude bescheren. Und wenn man mich nicht hören möchte, dann kann man den Fernseher oder das Radio einfach abschalten. Man muss nicht draufhauen und etwas schlecht reden, dass Millionen von Menschen begeistert.
Meinen Sie damit die Medien?
Andreas Gabalier: Auch, ja. Vor allem früher haben Zeitungen wie der Standard oder der Falter wild auf meine Marke draufgehaut. Das hat sich seit 2020 mehr oder weniger etwas beruhigt. Und darüber bin ich sehr froh. Ich habe auch in den Chefredaktionen angerufen und gefragt, ob sie nicht Lust auf ein Interview oder ein Gespräch hätten, um sich auszureden. Ich bin ein total harmoniebedürftiger Mensch und versuche nirgends anzuecken.
Die politische Situation in Österreich
Apropos Politik: Die Nationalratswahl im September hat ein blaues Erdbeben ausgelöst. Können Sie 29 Prozent der Österreicher verstehen?
Andreas Gabalier: In der Bevölkerung herrscht eine große Unzufriedenheit und die hat sich so zum Ausdruck gebracht. Meiner Meinung nach sollte die Politik wieder zusammenrücken, um die Interessen der Menschen bestmöglich vertreten zu können. Stattdessen wird schon vor dem Wahlergebnis darüber diskutiert, wer mit wem nicht kann. Das sind persönliche Befindlichkeiten, die nichts an der Spitze der Politik verloren haben.
Haben Sie gewählt?
Andreas Gabalier: Natürlich. Ich gehe immer wählen. Ansonsten darf man auch nicht über die politische Situation schimpfen. Und ich schimpfe nicht. Ich kann den Frust der Leute nur verstehen. Fleiß sollte gefördert und nicht unendlich versteuert werden.
Über Schwarzenegger und Taylor Swift
Zum Abschluss: Ihre Liebe zu Amerika ist weit und breit bekannt, Sie stehen ja auch des Öfteren in Nashville im Tonstudio. Können Sie sich vorstellen, ein Arnie 2.0 zu werden und auszuwandern?
Andreas Gabalier: Steuerlich gesehen, ja (lacht). Aber eigentlich nein, ich hänge zu sehr an meinen Wurzeln. Außerdem glaube ich, dass die Erfolgsgeschichte von Arnold Schwarzenegger für immer einzigartig bleiben wird. Du musst erstmal den Biss haben, über so viele Jahrzehnte in so vielen Bereichen aktuell zu bleiben. Und dann gibt es viele Nachahmer, auch bei mir. Aber es hat ja auch seinen Grund, wieso erfolgreiche Menschen so erfolgreich sind. Das passiert nicht von heute auf morgen. Ich sage immer: Wir sind schon ganz ungewöhnliche Kinder, die nach der Ewigkeit greifen.
Eines dieser ungewöhnlichen Kinder – Taylor Swift – wäre im August nach Wien gekommen. Können Sie mit dem Phänomen etwas anfangen?
Andreas Gabalier: Sehr! Der Country, aus dem ja auch Taylor Swift kommt, begleitet mich schon mein ganzes Leben lang. Ich hätte sogar Konzertkarten für Wien gehabt. Es war wirklich ein großer Fehler, dass sie das abgesagt haben.
Trotz des Sicherheitsrisikos?
Andreas Gabalier: Wenn jemand wirklich etwas plant, dann braucht er kein Konzert, um das durchzuziehen. Mit der Absage hat man dem Terror nur eine Bühne gegeben und den Fans etwas Großes genommen. Ich hatte mal eine ähnliche Situation. 2016 gab es kurz vor meinem Konzert im Münchner Olympiastadion einen Amoklauf und einen Bombenanschlag in Bayern. Ich habe die Show trotzdem durchgezogen und die Sicherheit natürlich in die Höhe geschraubt. Ich wollte meinen Fans etwas Gutes tun und ein Zeichen setzen, dass wir uns von der Angst nicht einschränken lassen.